Joachim T. hat jahrelang ein eher unauffälliges Leben geführt. Der 39-Jährige arbeitete als Physiotherapeut an der Mosel und war der Polizei nicht bekannt. Dann kam die Corona-Pandemie und sein Leben änderte sich schlagartig.
Die Maskenpflicht, die Lockdowns, die Impfungen - sie hätten ihm Angst gemacht, erzählt er in einem Interview mit den ARD-Formaten Panorama und STRG_F. Weil er keinen Mundschutz tragen wollte, verlor er seinen Job. Er habe sich verteidigen wollen gegen einen aus seiner Sicht übergriffigen Staat und mit dem Bau von Waffen begonnen.
Gegner der Corona-Maßnahmen
Drei Jahre später sitzt Joachim T. nach ARD-Informationen in Portugal in Auslieferungshaft. Der Verdächtige war mit einem europäischen Haftbefehl gesucht und Ende November festgenommen worden. Der Vorwurf der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz: Der 39-Jährige sei im Frühjahr 2021 der Rädelsführer einer kriminellen Vereinigung namens "Paladin" gewesen. Einer Gruppe, der zwei weitere Männer, ebenfalls aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich, angehört haben sollen.
Pistolen aus dem 3-Drucker
Den Männern wird vorgeworfen, sich im Kampf gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen bewaffnet zu haben. T. habe dazu in einem 3D-Drucker selbst Schusswaffen hergestellt. Aufgefallen ist das bereits 2021, als er versucht hatte, einem verdeckten Ermittler eine halbautomatische Pistole zu verkaufen.
Wegen der illegalen Waffenproduktion hatte das Schöffengericht Wittlich den Mann bereits Anfang 2022 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Doch schon nach dem Urteil kündigte die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz weitere Ermittlungen gegen T. an.
Denn nach Angaben der Ermittler hatten die drei Männer in den staatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie "lediglich einen Vorwand des Staates zur Abschaffung der Grundrechte gesehen" und "für sich die Berechtigung abgeleitet, sich zu bewaffnen und gewaltsamen Widerstand zu leisten".
Ob die Anklage der Koblenzer Generalstaatsanwaltschaft zugelassen wird, muss jetzt das Landgericht Koblenz entscheiden. Dort sitzt die rheinland-pfälzische Staatsschutzkammer. Das Verfahren gegen den 39-Jährigen würde also auch dort verhandelt werden. Die Generalstaatsanwaltschaft teilt mit: "Ob und wann er nach Deutschland überstellt wird, ist hier derzeit noch nicht bekannt."
Nach Informationen des ARD-Politikmagazins Panorama und des Rechercheformats STRG_F