Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich ist die größte in Rheinland-Pfalz. Mehr als 500 Gefangene leben derzeit hinter den Mauern der Haftanstalt. In den nächsten Jahren soll das Gefängnis in der Eifeler Kleinstadt aber weiter wachsen.
Denn trotz ihrer Größe ist der Platz in der JVA Wittlich begrenzt. Seit Jörn Patzak 2014 die Leitung übernommen hat, berichtet er von vollen Zellen.
Seit Jahren immer mehr Straftäter in Rheinland-Pfalz
Woran es liegt, dass seit einigen Jahren die Zahl der Straftäter in den Landgerichtsbezirken Trier und Koblenz steigt, ist unklar. Sicher ist nur, dass das Wittlicher Gefängnis an der Kapazitätsgrenze angelangt ist, wie Patzak sagt. Zumal auch Corona den Platzmangel verschärfe.
Denn um eine Ausbreitung von Infektionen zu verhindern, hält das Gefängnis weiterhin Isolierungsstationen und Quarantänezimmer bereit. "So konnten wir zwei Jahre lang verhindern, dass das Virus es hinter unsere Mauern schafft", sagt Patzak: "Auch wenn wir dann leider kurz vor Ostern einen großen Ausbruch hatten."
Platzmangel belastet Gefangene und Mitarbeiter
Doch auch unabhängig von der Pandemie belaste die Enge die rund 400 Mitarbeiter in Wittlich und vor allem die Gefangenen. Die Insassen müssten um attraktive Jobs und Angebote hinter Gittern konkurrieren.
Wer heute alleine in seiner Zehn-Quadratmeter-Zelle schläft, muss sie sich morgen vielleicht als Doppelzimmer teilen. Und auch auf dem Hof kann man sich schwieriger aus dem Weg gehen. "Da kann es schon zu Reibereien kommen", sagt Patzak.
Perspektivisch rund 400 Haftplätze mehr in Wittlich
Daher hat das Landesjustizministerium jüngst eine Reihe von Entscheidungen getroffen, die künftig für mehr Platz in Wittlich sorgen sollen.
Zum einen bekommt die Haftanstalt drei Zellentrakte im eigenen Haus zurück, die zuvor dem Jugendvollzug vorbehalten waren. Und zum anderen ist geplant, den Altbau des Wittlicher Gefängnisses zu renovieren und dort ab 2029 rund 325 weitere Haftplätze zu schaffen.
Neue Abteilung für junge Erwachsene geplant
Die Wittlicher bekommen aber nicht nur mehr Platz. In den nächsten Monaten werden in der Justizvollzugsanstalt auch neue Betreuungsangebote geschaffen.
Für junge Erwachsene zwischen 20 und 27 Jahren ist eine neue Abteilung geplant. "Wir glauben, dass wir da noch einen erzieherischen Einfluss nehmen können", erklärt Björn Zender, der diesen Trakt leitet.
Die sogenannten "Jungtäter" sollen mehr Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung bekommen. Sie dürfen sich in der Abteilung weitestgehend frei bewegen, zusammen kochen, Dart oder Kicker spielen, erzählt Zender: "Letztlich kann man sich das ungefähr vorstellen wie in einer Wohngruppe. Nur mit mehr Kontrolle."
JVA will Entzug von Drogen erleichtern
Nebenan zieht dann die Drogen-Abstinenz-Abteilung ein. Wie der Name es sagt, soll diese Abteilung den Insassen helfen, von illegalen Substanzen wegzukommen. "Eine Art Vorstufe zu einem Entzug", sagt Zender. Denn auf eine Therapie warteten Straftäter mitunter lange.
Der dritte geplante Trakt ist schließlich eine sogenannte Aufschlussabteilung. Hier kommen Gefangene unter, die sich in der Einrichtung bewährt haben und daher mehr Freiheiten bekommen.
Neue Abteilungen sollen im Sommer eröffnen
Bezugsfertig sind die neuen Abteilungen erst im Sommer. Zwar sind die Zimmer mittlerweile renoviert, möbliert und frisch gestrichen. Allerdings fehlen noch die Telefone. Denn in Wittlich ist es Gefangenen erlaubt, aus den Zellen heraus Angehörige anzurufen.
Um einiges länger wird es voraussichtlich dauern, bis die Renovierung des denkmalgeschützten Gefängnisses abgeschlossen ist. Die Bauarbeiten werden laut Patzak wohl in ein paar Jahren beginnen und voraussichtlich 2029 abgeschlossen sein.