Der Trierer Dom musste in den 1960er Jahren von Grund auf saniert werden.

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50 Jahre Dom-Renovierung: Als der Trierer Dom eine Mega-Baustelle war

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Martin Schmitt
Martin Schmitt am Mikrofon

Zehn Jahre lang war der Trierer Dom eine Großbaustelle. Mitte der 1960er-Jahre drohte die älteste Bischofskirche Deutschlands einzustürzen und musste aufwendig saniert werden.

Angefangen hatte alles mit einem Stein, der sich nach der Heilig-Rock-Wallfahrt 1959 aus einem Gewölbe im Trierer Dom gelöst hatte, so das Bistum Trier. Wie sich herausstellte, war das Bauwerk aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. ein Sanierungsfall - und in großer Gefahr: Denn der Dom drohte regelrecht auseinanderzubrechen.

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Gewölbe drückte Außenmauern und Pfeiler auseinander

Das römische Fundament des Doms aus Holzpfählen war weggefault. Dadurch bewegten sich die mächtigen Pfeiler, das Mauerwerk war an vielen Stellen gebrochen. Die gotischen Gewölbe drückten die Außenmauern und die Pfeiler auseinander.

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Das Mauerwerk wurde durch Kernbohrungen auf seine Tragfähigkeit überprüft. Das Ergebnis: Im Inneren fanden sich Hohlräume und bedrohliche Zerrüttungen des Materials. Zunächst wurde das Gebäude mit eisernen Notankern - die das Hauptschiff und die Seitenschiffe durchquerten - provisorisch gesichert.

Stahlkonstruktion über den Gewölben hält Trierer Dom zusammen

Im Jahr 1964 wurde der Dom geschlossen und von Grund auf saniert: In das Mauerwerk und die Fundamente wurden Zement und Kalk gespritzt, in den Türmen Stahlbetondecken eingezogen. Auch die Gewölbe mit ihren Gurtbögen und Diagonalrippen wurden teilweise erneuert.

Außerdem wurde der Dachstuhl mit einer einmaligen Stahlkonstruktion neugestaltet. Der alte Eisendachstuhl aus dem Jahr 1900 war durch Artilleriebeschuss im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt.

Großbaustelle Trierer Dom: Hier ein Blick auf die Altarinsel, die damals neu gestaltet wurde.
Großbaustelle Trierer Dom: Hier ein Blick auf die Altarinsel, die damals neu gestaltet wurde.

Die Idee der Statiker: Der Dachstuhl sollte als Tragekonstruktion dienen und den Dom zusammenhalten. Ein spezielles Umklammerungssystem wurde entwickelt, das mit Zugbändern die Stabilität des Gebäudes sicherte - wie unsichtbare Zangen. Dieses System liegt auf der Mauerkrone des Mittelschiffes auf; die Lasten verteilen sich nach unten und stabilisieren den Dom.

Neue Schwalbennestorgel wurde gebaut

Die Sanierung des Doms fiel zeitlich mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) zusammen. Änderungen des Konzils am Ablauf des Gottesdienstes konnten bei der Sanierung berücksichtigt werden. So wurde der Hauptaltar ins Zentrum verlegt.

Außerdem wurde eine neue Schwalbennestorgel aus der Bonner Werkstatt Johannes Klais eingebaut. Das Gewicht der Orgel beträgt 30 Tonnen.

Im Zuge der Domrenovierung wurde 1974 die Hauptorgel wie ein Schwalbennest in den Trierer Dom eingebaut.
Im Zuge der Domrenovierung wurde 1974 die Hauptorgel wie ein Schwalbennest in den Trierer Dom eingebaut.

Da waren 300 Leute gleichzeitig an der Arbeit. Es gab drei Wechselschichten mit Nachtarbeit.

Die Renovierung des Trierer Doms zog sich über ein ganzes Jahrzehnt hin. Alois Peitz, damaliger Diözesanarchitekt und Geschäftsführer der Dombau-Kommissionen, erinnert sich: "Besonders zwischen November 1973 und April 1974 glich der Dom einer mittelalterlichen Bauhütte. Da waren 300 Leute gleichzeitig an der Arbeit. Es gab drei Wechselschichten mit Nachtarbeit."

Dom-Renovierung war ein Millionen-Projekt

Insgesamt 39.124.000 D-Mark kostete die Renovierung des Trierer Doms, 83 Firmen und Handwerksbetriebe waren beteiligt, 766 Tonnen Kalk und Zement sowie 450 Tonnen Stahl wurden verarbeitet. "Aus heutiger Sicht ein wahrhaft gigantisches Projekt an einem geschichtsträchtigen Bau", so der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters.

Vor 50 Jahren endete Renovierung des Trierer Doms

Mit einem Gottesdienst am 1. Mai 1974 wurde der Trierer Dom feierlich wieder eingeweiht. "So fest wie heute stand der Dom noch nie, haben die Statiker damals gesagt", so der damalige Diözesanarchitekt Alois Peitz. Seit 1986 ist der Dom auch UNESCO-Weltkulturerbe.

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