Ein Aufkleber mit der Aufschrift "Tickets" ist an einem Bus angebracht.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Arne Dedert/dpa)

Verbände äußern Lob, aber auch Sorge

49-Euro-Ticket: Was Verkehrsunternehmen in RLP jetzt fordern

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Das 49-Euro-Ticket könnte kleinere Busunternehmen in ländlichen Bundesländern wie Rheinland-Pfalz gefährden. Die Branche gibt sich zwar größtenteils gelassen, hat aber Forderungen an die Politik.

Noch sind nicht alle Einzelheiten geklärt, doch der grundsätzliche Beschluss steht: Ab 1. Januar 2023 sollen Fahrgäste den öffentlichen Nahverkehr für 49 Euro im Monat nutzen können. So haben es die Verkehrsminister von Bund und Ländern am vergangenen Donnerstag verkündet.

Kaum war der Beschluss gefasst, wurde Kritik vom Verband der Deutschen Verkehrsunternehmen (VDV) laut: Man befürchte, dass viele kleine Busunternehmen auf dem Land nach Einführung des Tickets "die Grätsche machen" könnten, sagte VDV-Sprecher Lars Wagner im ZDF. Denn diese Betriebe seien von den Fahrgeldeinnahmen abhängig. Und wenn man die Einnahmen künstlich herunterdrücke, und die Kosten der Unternehmen gleichzeitig durch Energie und Ähnliches stiegen, entstehe in den Bilanzen eine riesige Lücke.

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Wegen gestiegener Kosten auch weniger ÖPNV möglich

Vor allem die gestiegenen Preise, zum Beispiel für Diesel, machen den Busunternehmen zu schaffen - und bisher sind die Ticketpreise auch nicht erhöht worden: "Wo also zum Beispiel im Restaurant die Pizza inzwischen nicht mehr 10, sondern 12 Euro kostet, kostet der Fahrschein im ÖPNV im Prinzip noch immer dasselbe wie vor drei Jahren", erklärt Wagner auf SWR-Anfrage. Denn: Seit der Corona-Pandemie seien die Fahrpreise kaum erhöht worden. Danach kam das 9-Euro-Ticket, die Preise wurden massiv gesenkt. "Zwar gab es dafür einen Ausgleich, aber der wurde auf der Basis der Ticketeinnahmen von 2019 kalkuliert", sagt der VDV-Sprecher.

Deshalb fordert er: "Bund und Länder müssen ein solches Ticket nicht nur finanzieren, sondern auch die gestiegenen Kosten ausgleichen." Sonst könne es eben zu Insolvenzen und umfassenden Angebotseinschränkungen kommen.

Grundsätzliches Lob für 49-Euro-Ticket

Verkehrsunternehmen und -Verbünde in Rheinland-Pfalz finden das 49-Euro-Ticket grundsätzlich gut. Die Firma DB Regio Bus Mitte, die Buslinien im Raum Koblenz, im Westerwald, in Hunsrück, Eifel, Rheinhessen und der Pfalz bedient, erklärte: "Wenn die Nutzung einfach ist, dann steigen immer mehr Menschen auf die klimafreundlichen Busse und Bahnen um." Daher begrüße man die Entscheidung der Politik, den Bürgerinnen und Bürgern weiterhin einen bundeseinheitlichen Tarif für den gesamten öffentlichen Nahverkehr zu ermöglichen.

Auch der Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM) begrüßt das 49-Euro-Ticket grundsätzlich. Es könne für viele zu "einer echten Mobilitätsalternative zum Auto" werden, sagte ein Sprecher. Spezielle Auswirkungen auf kleinere Verkehrsunternehmen in Rheinland-Pfalz sieht der VRM nicht: "Die finanziellen Auswirkungen betreffen ja die kompletten Verbundeinnahmen und werden nach den bisherigen Erkenntnissen von Bund und Ländern - nach dem Vorbild des Corona-Rettungsschirmes - ausgeglichen." Allerdings gibt der VRM zu bedenken, dass ein 49-Euro-Ticket nur funktioniere, wenn auch die Mittel für Infrastruktur und Personalausstattung aufgestockt würden.

Für den Rhein-Nahe Nahverkehrsverbund (RNN) kommt das Ticket eigenen Angabe zufolge "genau zum richtigen Zeitpunkt". Der RNN hat gerade erst sein Verkehrsangebot vervielfacht. Zum 49-Euro-Ticket gibt der Verbund zu bedenken, dass ein solches Ticket nur möglich ist, "wenn die Bundesregierung und die Länder entsprechende finanzielle Mittel zur Verfügung stellen".

Der Verkehrsverbund Region Trier (VRT) spricht von einem "tollen preislich niedrigschwelligen Angebot" für die Menschen der Region - mit "positivem Effekt für das Klima". Es dürfe dabei allerdings nicht zu Einschränkungen des aktuellen und geplanten Fahrtenangebotes kommen.

Eine negative Auswirkung des 49-Euro-Tickets auf Busunternehmen, mit denen der VRT zusammenarbeitet, erwartet der Verband nicht. Diese erhielten einen fixen Betrag unabhängig von der Höhe der Fahrgeldeinnahmen. Für Verkehrsunternehmen, die eigenwirtschaftlich arbeiten, könne sich die Situation schwieriger darstellen.

Transdev: Bund muss ÖPNV mit mehr Geld mitfinanzieren

Auch die Firma Transdev zeigte sich erfreut über "den Beschluss der Verkehrsministerkonferenz, ein bundesweit im Nahverkehr gültiges 49-Euro-Ticket im Abonnement anzubieten". Transdev betreibt unter anderem Schulbusse im Kreis Mayen-Koblenz. Zugleich mahnte Transdev, dass der Bund die sogenannten Regionalisierungsmittel anheben müsse - also das Geld, mit dem er den ÖPNV in den Ländern mitfinanziert.

In diesem Jahr liegen diese Mittel bei rund 9,4 Milliarden Euro. Dazu kommt eine Milliarde Euro aus einem anderen Topf. Würde diese Summe nicht erhöht, drohten sehr bald Leistungskürzungen, weil die Produktionskosten der Verkehrsunternehmen bei Energie, Material und Personal so stark gestiegen seien, erklärte Transdev. "Ohne Mehrmittel wären die Aufgabenträger gezwungen, Leistungen, d. h. heute fahrende Verkehre, in der Größenordnung von bis zu 30 Prozent abzubestellen."

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In welcher Höhe der Bund den ÖPNV in Zukunft mitfinanziert, ist derzeit zwischen Bund und Ländern noch strittig. Die Länder haben sich bereit erklärt, das 49-Euro-Ticket mit 1,5 Milliarden zur Hälfte zu finanzieren - allerdings nur, wenn der Bund seinen Zuschuss dauerhaft erhöht. Andernfalls müssten wegen hoher Energiekosten und Einbußen durch die Corona-Krise ÖPNV-Angebote gekürzt werden.

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