Der Vorsitzende des Fahrgastverbandes PRO BAHN, Detlef Neuß, ist nur "bedingt" zufrieden mit dem geplanten 49-Euro-Ticket. Das sagte er dem SWR nach der Grundsatzeinigung der Verkehrsminister von Bund und Ländern für das bundesweit gültige Ticket, das dem 9-Euro-Ticket nachfolgen soll.
Forderung nach regionalen Tickets
Kritik übt Neuß unter anderem an der Idee, nur ein bundesweit im Nah- und Regionalverkehr gültiges Ticket zum Preis von 49 Euro anzubieten. Hilfreich wären seiner Ansicht nach auch regionale Lösungen. Sein Vorschlag: "Ein kostengünstigeres Ticket für ein Bundesland anstatt nur ein 49-Euro-Ticket für die gesamte Bundesrepublik." Ein solches Ticket könnte dann für einen günstigeren Preis zum Beispiel nur in Baden-Württemberg gelten.
Außerdem hält Neuß den Vorschlag für kritikwürdig, das künftige 49-Euro-Ticket nur als digitale Fahrkarte für das Smartphone anzubieten. Wer kein Smartphone besitze, könne das Ticket dann nicht nutzen, "was dazu führt, dass manche Leute vom Kauf dieses Tickets ausgeschlossen werden".
Verkehrsminister Hermann: "Je günstiger das Ticket, desto höher die Zuwendungen"
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hatte zuvor im SWR den Preis des 49-Euro-Tickets verteidigt: "Für viele wird es eher günstiger. Das Autofahren ist gerade auch sehr teuer." Zudem müsse bedacht werden, dass das 9-Euro-Ticket 2,5 Milliarden Euro gekostet habe, so Hermann weiter. "Wir müssen die Kosten begrenzt halten. Der Bund hat 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Je günstiger das Ticket wird, desto höher die Zuwendungen."
Weniger Fahrten-Angebot aus Mangel an Geld?
Ein Nebeneffekt eines vergünstigten Tickets ist ein Anstieg der Fahrgastzahlen. Der PRO BAHN-Vorsitzende Neuß sieht die Gefahr, dass das 49-Euro-Ticket durch sogenannte Regionalisierungsmittel gegenfinanziert wird. "Das könnte dazu führen, dass das Fahrten-Angebot sogar eingeschränkt werden muss, weil zu wenig Geld da ist." Das dürfe auf gar keinen Fall passieren. "Wir müssen jetzt mehr Geld in den ÖPNV stecken - und dieses Geld müssen wir woanders wegnehmen", so Neuß.
Dafür könnten Gelder für den motorisierten Individualverkehr auf der Straße gekürzt werden, "der sehr viele und hohe Subventionen bekommt." Dabei gehe es zum Beispiel um Diesel- und Dienstwagensubventionen.