Die Weinkellerei Reh Kendermann hat im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust eingefahren. (Foto: SWR, Andreas Neubrech)

Kostendruck nimmt zu

Binger Weinkellerei Reh Kendermann macht Verlust

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Andreas Neubrech
Andreas Neubrech (Foto: SWR)

Die Weinkellerei Reh Kendermann in Bingen hat im vergangenen Geschäftsjahr drei Millionen Flaschen Wein und Sekt weniger verkauft. Auch der Brexit sei Schuld.

Die Weinkellerei habe Druck von allen Seiten gespürt, heißt es in der Jahresbilanz. Durch die steigende Inflation seien etwa die Flaschen und Papier für Etiketten und Verpackung teurer geworden. Auch die gestiegenen Zinsen schlagen demnach zu Buche. Zeitgleich sei die Nachfrage nach Wein und Sekt zurückgegangen. Geschäftsführer Alexander Rittlinger rechnet vor: "Im vergangenen Geschäftsjahr haben wir etwa 46 Millionen Flaschen Wein und Sekt verkauft, in dem davor waren es noch 50 Millionen Flaschen." Das bedeutet einen Umsatzrückgang von drei Millionen auf 87 Millionen Euro.

Das ist zum ersten Mal ein Jahr, mit dem wir nicht zufrieden sind.

Entscheidende Einschnitte hat Reh Kendermann in Großbritannien hinnehmen müssen, das für die Kellerei ein wichtiger Abnehmer ist. "Der Brexit ist gescheitert, der Handel geht ständig mit neuen Rabattaktionen an den Start. Wenn Sie dort versuchen, die gestiegenen Preise an den Kunden weiterzugeben, werden Sie direkt ausgelistet und Ihre Weine nicht mehr angeboten", so Rittlinger.

Reh Kendermann beendet Zusammenarbeit mit Discounter

Ein Discounter aus Deutschland habe in Sachen Kostendruck den Bogen überspannt. Weil der Discounter immer weniger für Wein bezahlen wollte, habe Reh Kendermann die Zusammenarbeit mit ihm eingestellt. Gleiches gilt für einen Handelspartner aus Italien. Beide Entscheidungen tragen zum gesunkenen Umsatz bei.

Auffällig im vergangenen Geschäftsjahr sei gewesen, dass die Nachfrage nach günstigen Weinen gestiegen sei. Die Rede ist von Preisen zwischen zwei und drei Euro pro Flasche. Außerdem sei die Nachfrage nach Weinen mit weniger Alkoholgehalt gestiegen.

Weinkellerei sieht sich für Zukunft gut aufgestellt

Um den höheren Kosten und gesunkenen Umsätzen entgegenzutreten hat Reh Kendermann die Schichtmodelle in seiner Kellerei in Bingen angepasst. "Allein dadurch haben wir 20 Prozent an Heizöl eingespart", erklärt Betriebsleiter Joachim Konrad. Außerdem habe die Weinkellerei eine Photovoltaikanlage gekauft, mit der 70 Prozent des benötigten Stroms selbst produziert werden könnten. "Die dürfen wir allerdings noch nicht in Betrieb nehmen. Die Genehmigung scheitert derzeit an der Bürokratie", so Konrad.

Außerdem habe die Weinkellerei in Südafrika Weichen gestellt, indem auf 10 Hektar neue Reben gepflanzt worden sind - statt Weißwein wird dort künftig Rotwein angebaut.

Für die Zukunft sieht Geschäftsführer Rittlinger die Weinkellerei in Bingen gut aufgestellt. "Wir sind bei der Digitalisierung schon einen großen Schritt vorangekommen. Außerdem sind wir sehr breit aufgestellt. Das hilft uns, Schwankungen in einzelnen Bereichen auszugleichen und dabei immer noch gezielt zu investieren."

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