Erste Maßnahmen in Ebersheim

Vollgelaufene Keller - Mainz startet mit Schutz gegen Starkregen

Stand

Von Autor/in Christiane Spohn

Sintflutartiger Regen und das in kurzer Zeit - solche Unwetter werden uns in Zukunft häufiger treffen. Schuld ist der Klimawandel. Die Stadt Mainz will vorbeugen und baut jetzt im Stadtteil Ebersheim erste Schutzwälle gegen die Wassermassen.

Steffi Schütz aus Mainz-Ebersheim weiß genau, was die Wassermassen bei einem Starkregen anrichten können: Sie hatte mit ihrem Mann im Jahr 2009 gerade den Garten für die Hochzeit ihrer Tochter hergerichtet. Doch dann fing es an, wie aus Eimern zu schütten.

Steffi Schütz steht in Mainz-Ebersheim in ihrem Garten, wo 2009 Wasser und Schlamm hindurch in den Keller flossen.
Hauseigentümerin Steffi Schütz steht in ihrem Garten in Mainz-Ebersheim. Hier flossen nach Starkregen im Jahr 2009 Wasser und Schlamm vom Feld direkt in den Keller ihres Hauses.

Es war ein sogenannter Starkregen. Dabei fällt extrem viel Regenwasser in kurzer Zeit auf den Boden. Der Garten von Steffi Schütz konnte die Wassermassen nicht aufnehmen und verwandelte sich in eine Matschwüste. Aber nicht nur das.

Vom Kartoffelacker oberhalb ihres Grundstücks strömte das Regenwasser vermischt mit Ackerlehm in ihren Garten, riss auch dort die Erde mit und floss den Abhang hinunter direkt in die Kellerräume. Die Gartenparty zur Hochzeit mussten Steffi Schütz und ihr Ehemann absagen.

Stadt Mainz startet Starkregenschutz in Ebersheim

Noch zwei weitere Male wurde der Keller des Ehepaars Schütz bei Starkregen von Wasser und Schlamm verwüstet. Deshalb waren sie jetzt sofort dabei, als die Stadt Mainz Hausbesitzer suchte, die bereit waren, Schutzmaßnahmen auf ihren Grundstücken errichten zu lassen.

So soll die Mulde oberhalb des Gartens der Familie Schütz aussehen.
So soll die Mulde einmal aussehen, die oberhalb des Gartens der Familie Schütz in Mainz-Ebersheim gebaut wird. Sie soll verhindern, dass bei Starkregen Schlamm und Wasser Garten und Keller verwüsten.

Das Ehepaar Schütz hat dafür einen kleinen Teil des Ackers oberhalb ihres Gartens gekauft. Darauf baut der Wirtschaftsbetrieb der Stadt Mainz jetzt eine Mulde. Sie soll die Wassermassen stoppen und helfen, dass sie sich in der Mulde sammeln und versickern, statt in die Gärten und Keller zu fließen.

Hausbesitzer müssen bei Starkregenschutz mitarbeiten

Die Mulden sollen an vielen Grundstücken am Ortsrand von Mainz-Ebersheim entstehen. Zu dem sogenannten Starkregenvorsorgekonzept für Ebersheim gehören laut Ortsvorsteherin Anette Odenweller (CDU) auch noch Wasserrinnen in den Feldwegen und eine bessere Kanalisierung der Straßen im Ort.

"Ganz wichtig ist aber auch, dass die Bürgerinnen und Bürger mitmachen", sagt Anette Odenweller. Kellerfenster abzudichten und höhere Gartenmauern gegen die Wassermassen bei Starkregen würden schon helfen.

Wir müssen leider noch viele Menschen davon überzeugen, wie wichtig die Schutzmaßnahmen gegen Starkregen sind.

Schwierig sei es, die Grundstücke für solche Mulden zu bekommen. Viele Landwirte wollten nicht verkaufen, weil sie Angst hätten, die Stadt wolle nur an billiges Bauland kommen.

Finanzielle Hilfe für Starkregenschutz vom Land

Die Stadt Mainz pachtet daher von den Landwirten die benötigten Flächen. Finanziell unterstützt wird sie dabei vom Land Rheinland-Pfalz. Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) hat der Stadt Mainz dafür jetzt Fördergeld in Höhe von insgesamt 140.000 Euro übergeben. Damit würden 90 Prozent der Kosten für die Konzepte übernommen.

Umweltministerin Katrin Eder übergibt der Mainzer Umweltdezernentin Janina Steinkrüger den Förderbescheid für die Starkregenmassnahmen.
Von links nach rechts: Jeanette Wetterling vom Wirtschaftsbetrieb Mainz, Katrin Eder, rheinland-pfälzische Umweltministerin (Grüne), Janina Steinkrüger, Mainzer Umweltdezernentin (Grüne), Anette Odenweller, Ortsvorsteherin von Ebersheim (CDU).

Davon sind 61.500 Euro für die Schutzkonzepte in den Mainzer Stadtteilen Ebersheim und Finthen bestimmt. In beiden Gemeinden wurden die Konzepte ein Jahr lang vom Wirtschaftsbetrieb der Stadt Mainz erarbeitet.

Nächste Stadtteile bekommen Schutz gegen Starkregen

Dabei wurden in Ebersheim die Risikostellen mit Hilfe der Bürgerinnen und Bürger ausfindig gemacht und die Maßnahmen mit ihnen zusammen erstellt.

Wenn das Konzept auch in Finthen umgesetzt ist, sollen laut der Stadt Mainz die Schutzpläne für die Stadtteile Hechtsheim, Marienborn und Drais erstellt werden. Die fördert das Land mit 79.000 Euro.

"Wir werden nach und nach rund um Mainz alles absichern, bis wir in der Innenstadt angelangt sind", sagt die Mainzer Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne).

Rheinland-Pfalz ist besonders von Starkregen betroffen

Und das sei in Rheinland-Pfalz unbedingt notwendig, betont Umweltministerin Katrin Eder (Grüne). Der Klimawandel sorge immer häufiger für Starkregen.

Wissenschaftler haben uns gewarnt, Rheinland-Pfalz ist besonders von den Folgen von Starkregen betroffen.

Rheinland-Pfalz sei aufgrund seiner Topographie besonders von den Folgen von Starkregen betroffen. Deshalb fördere das Umweltministerin insgesamt 1.865 Kommunen in Rheinland-Pfalz bei der Erstellung von Starkregen- und Hochwasserschutzkonzepten.

Spezielle Karte zeigt, wo Wassermassen hinfließen

Auf einer eigens entwickelten Karte können die Bürgerinnen und Bürger jetzt schon sehen, wohin die Wassermassen bei Starkregen in ihrer Straße, ja sogar an ihrem Haus, fließen, so Umweltministerin Eder (Grüne).

Diese "Sturzflutgefahrenkarte" könne jeder im Internet aufrufen. Ab nächstem Jahr könnte man sogar seine Adresse eingeben und dann sehen, wo das Wasser bei einem Unwetter am eigenen Haus entlangfliesst.

Gefahr von Unwetter in Rheinland-Pfalz Verhalten bei Starkregen: Das sollten Sie wissen

Der Klimawandel beschert uns vermehrt Extremwetterlagen. So treffen uns auch häufiger Unwetter und Starkregen. Hier erfahren Sie, wo sie sich informieren können und wie man sich verhalten sollte.

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