Die Urteilsbegründung dauerte etwa eineinhalb Stunden. Mit der Verurteilung wegen Mordes folgte das Gericht der Staatsanwaltschaft. Es seien die Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe gegeben, hieß es von der Vorsitzenden Richterin.
Der 50-jährige Angeklagte hatte sich aus Wut darüber, dass der junge Kassierer ihm ohne Corona-Maske kein Bier verkaufen wollte, zu Hause eine Waffe geholt. Danach hatte er sich wieder in der Warteschlange vor der Tankstellen-Kasse angestellt. Als er an der Reihe war, zog er eine Waffe und schoss dem Kassierer ins Gesicht.
Alex W. aus Heimtücke ermordet
Das Gericht führte aus, dass die verbleibende Zeit zwischen dem Erkennen der Gefahr und dem Angriff für das Opfer so kurz gewesen sei, dass es nicht habe reagieren können. Die Heimtücke sei vorsätzlich gewesen, denn die Waffe wurde bewusst erst im letzten Augenblick gezogen.
Die Tat am 18. September 2021 an einer Tankstelle in Idar-Oberstein hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt.
Anwältin der Nebenklage von Urteil nicht überrascht
Mord nach Streit um Maskenpflicht hatte politisches Motiv
Nach Ansicht des Gerichts war die rechtsradikale Einstellung des Angeklagten und seine Feindschaft gegen den Staat das Hauptmotiv für die Tat. Der Staat habe aus Sicht von Mario N. mit der Maskenpflicht Grenzen überschritten. Sein Opfer, der 20-jährige Tankstellenkassierer, sei mehr oder weniger zufällig ausgewählt worden.
"Der Mensch Alex W. zählte nicht, er war nur ein zur Verfügung stehendes Objekt."
Schon vor Corona-Pandemie rechtes Gedankengut
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte sich spätestens seit 2015 zunehmend radikalisiert hat. Der Leidensdruck durch die Coronamaßnahmen sei bei ihm nicht größer gewesen als bei anderen. Mario N. habe mit seiner Tat ein Zeichen setzen wollen, "sich selbst sah er hierfür als berufen an".
Landgericht Bad Kreuznach: Mario N. ist voll schuldfähig
Das Gericht hält Mario N. für voll schuldfähig. Dabei beruft sich die Kammer auf den Gutachter. Trotz etwa zwei Promille Alkohol im Blut sei er zu jedem Zeitpunkt in der Lage gewesen, abzuwägen und seine Impulse zu steuern. Die Verteidiger des Angeklagten hatten zuvor auf eine Freiheitsstrafe wegen Totschlags plädiert und dies mit der eingeschränkten Schuldfähigkeit wegen des Alkohols begründet.
Dossier: Tankstellenmord in Idar-Oberstein
Keine besondere Schwere der Schuld von Mario N.
Die besondere Schwere der Schuld hat die Kammer entgegen der Forderung der Staatsanwaltschaft nicht bejaht. Gegen die Schwere der Schuld spricht laut Gericht, dass der Angeklagte nicht vorbestraft ist. Außerdem habe er sich gestellt und die Tat gestanden. Er habe in Teilen Reue gezeigt und sich bei der Mutter des Opfers entschuldigt.
Damit hat Mario N. die Möglichkeit, nach 15 Jahren auf Bewährung aus der Haft entlassen zu werden.
Mutter des Tankstellenmord-Opfers: "Urteil nicht wirklich wichtig"
Als das Urteil verkündet wurde, zeigte der Angeklagte keine große Reaktion. Die Mutter des Opfers weinte. Nach dem Prozess äußerte sie sich im Interview.
"Egal, wie das Urteil ausgegangen wäre, es hätte ja nichts daran geändert, was passiert ist und welcher Mensch verloren gegangen ist. Es bringt ja nie wieder mein Kind zurück."
Eigentlich sei der Ausgang dieses Urteils nicht wirklich wichtig, sagte sie mit stockender Stimme.
Verteidigung prüft Revision
Der Prozess hat sechs Monate gedauert - ganz vorbei ist er vielleicht noch nicht. Die Verteidigung wird nach eigener Aussage voraussichtlich Revision beantragen.