Am Landgericht halten Staatsanwaltschaft und Nebenklage ihre Plädoyers im Tankstellen-Mordprozess. (Foto: SWR)

Tödlicher Schuss in Idar-Oberstein

Tankstellen-Mordprozess: Staatsanwältin fordert lebenslange Haft

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Staatsanwaltschaft und Nebenklage haben am Montag im Prozess um einen tödlichen Schuss an einer Tankstelle in Idar-Oberstein plädiert. Beide fordern die Höchststrafe für den Angeklagten.

Die Staatsanwaltschaft forderte eine Verurteilung wegen Mordes. Außerdem müsse die besondere Schwere der Schuld festgestellt werden. Damit wäre eine mögliche Entlassung aus der Haft nicht möglich. Anders als bei anderen Fällen habe sich nie die Frage gestellt, wer der Täter war. Überwachungskameras hätten alles aufgezeichnet, der Angeklagte habe sich zur Tat bekannt, so Staatsanwältin Nicole Frohn.

In ihrem zweistündigen Plädoyer sprach Frohn von einem heimtückischen Mord mit niedrigen Beweggründen, die selten so eindeutig gewesen seien. Das Opfer, der 20-jährige Kassierer, sei wehrlos gewesen und habe keine Chance gehabt, auf den Angriff zu reagieren.

"Angeklagter voll schuldfähig"

Der Angeklagte sei voll schuldfähig. Es habe auch keine Rolle gespielt, dass er vermutlich rund zwei Promille Alkohol im Blut hatte. Es sei viel mehr seine Arroganz gewesen, die ihn dazu gebracht habe, den jungen Mann zu erschießen - nur weil der Angeklagte ein Zeichen gegen die in seinen Augen sinnlosen Corona-Maßnahmen setzen wollte.

Der Angeklagte habe den jungen Kassierer stellvertretend für alle getötet, die für die Maßnahmen verantwortlich waren. Der Angestellte als Mensch habe keine Rolle gespielt. Es hätte jeder andere sein können.

Nebenklage schließt sich an

Die Nebenklage schloss sich in ihrem Plädoyer der Staatsanwaltschaft an. Man unterstütze den Antrag der Staatsanwaltschaft in vollem Umfang und mit voller Überzeugung, hieß es.

Die Verteidigung ist am Freitag mit ihrem Plädoyer dran. Wenn alle Beteiligten ihre Forderungen für ein Strafmaß festgelegt haben, kommt das Urteil. Es wird in der kommenden Woche erwartet.

Tödlicher Schuss im September 2021

Angeklagt ist ein 50-jähriger Mann. Er soll im September 2021 den 20-jährigen Mitarbeiter einer Tankstelle in Idar-Oberstein mit einem Schuss ins Gesicht ermordet haben, weil der ihn mehrmals auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte.

Die Tat hatte für Entsetzen gesorgt. Seit Mitte März 2022 läuft der Mordprozess gegen den 50-Jährigen vor dem Landgericht Bad Kreuznach. Der Prozess hatte sich mehrfach verzögert.

Idar-Oberstein

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