Im Tankstellen-Mordprozess am Landgericht Bad Kreuznach plädiert die Verteidigung. (Foto: SWR)

Tödlicher Schuss in Idar-Oberstein

Tankstellen-Mordprozess Bad Kreuznach: Verteidigung plädiert auf Totschlag

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Im Prozess um den tödlichen Schuss auf einen Tankstellenmitarbeiter in Idar-Oberstein hat die Verteidigung auf eine Verurteilung wegen Totschlags plädiert.

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Der Verteidiger forderte in seinem knapp zweistündigen Plädoyer, den Angeklagten nicht wegen Mordes zu verurteilen, sondern wegen Totschlags. Anders als von der Staatsanwältin vorgetragen, gebe es keine Mordmerkmale wie Heimtücke oder niedrige Beweggründe. Auf ein konkretes Strafmaß wollte er sich nicht festlegen.

Auch habe der Angeklagte sein Opfer, den 20-jährigen Tankstellen-Kassierer in Idar-Oberstein, nicht willkürlich ausgesucht und ihn damit zu einem Stellvertreter-Opfer für seine Wut auf die Corona-Maßnahmen gemacht. Vielmehr habe die konkrete Situation den Anlass zur Tat gegeben. Nämlich, dass ihn ein nicht maskierter Tankstellenmitarbeiter zum Tragen einer Maske aufgefordert habe.

Es sei außerdem nicht auszuschließen, dass die Schuldfähigkeit des Angeklagten zum Tatzeitpunkt erheblich eingeschränkt gewesen sei, so sein Anwalt. Besonders die starke Alkoholisierung müsse berücksichtigt werden. Außerdem sei der Angeklagte nicht vorbestraft.

Letzte Worte des Angeklagten

Zum Schluss nutzte der Angeklagte sein Recht auf die letzten Worte eines Prozesses. Er äußerte sich nur kurz, sagte, dass er sich seinen Anwälten anschließe. Er habe noch nie eine Gerichtsverhandlung erlebt und es sei womöglich währenddessen untergegangen, wie leid ihm die Tat tue. "Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen", mehr könne er nicht sagen.

Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haft

Am Montag hatten Staatsanwaltschaft und Nebenklage eine lebenslange Freiheitsstrafe für den Angeklagten gefordert. In ihrem über zweistündigen Plädoyer sprach die Staatsanwältin von einem heimtückischen Mord mit niedrigen Beweggründen. Außerdem müsse die besondere Schwere der Schuld festgestellt werden.

Das Opfer, der 20-jährige Tankstellenmitarbeiter, habe keine Chance gehabt sich, zu verteidigen oder zu fliehen. Zudem habe der Angeklagte den jungen Mann als bloßes Objekt betrachtet, das austauschbar gewesen sei. Er habe den Tankstellenmitarbeiter stellvertretend für alle diejenigen getötet, die in seinen Augen für die Corona-Maßnahmen verantwortlich waren.

Urteil wird nächste Woche erwartet

Nach Angaben der Staatsanwältin ist er voll schuldfähig, auch wenn er vor der Tat Alkohol getrunken habe. Die Nebenklage schloss sich in ihrem Plädoyer der Staatsanwaltschaft an. Das Urteil wird nächste Woche Dienstag erwartet.

Bad Kreuznach

Tödlicher Schuss in Idar-Oberstein Tankstellen-Mordprozess: Staatsanwältin fordert lebenslange Haft

Staatsanwaltschaft und Nebenklage haben am Montag im Prozess um einen tödlichen Schuss an einer Tankstelle in Idar-Oberstein plädiert. Beide fordern die Höchststrafe für den Angeklagten.

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