Boehringer Ingelheim befindet sich wegen eines möglicherweise krebserregenden Medikaments im Streit mit Sanofi. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Andreas Arnold)

Verdacht: Krebserregendes Medikament?

Schiedsverfahren: Boehringer Ingelheim im Streit mit Sanofi

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Der Pharma-Konzern Boehringer Ingelheim streitet sich mit dem französischen Unternehmen Sanofi. Es geht um ein Medikament, das in Verdacht steht, bei Patienten das Krebsrisiko zu erhöhen.

Nach Angaben von Sanofi geht es dabei um Entschädigungspflichten bezüglich des Medikaments Zantac, ein Mittel gegen Sodbrennen. Auch Boehringer bestätigt auf SWR-Anfrage, dass in dem Schiedsverfahren das Medikament im Mittelpunkt steht.

Laut Sanofi hatte das französische Pharmaunternehmen 2017 die Markenrechte an dem Medikament von Boehringer erworben. Das Ingelheimer Pharma-Unternehmen habe das Medikament allerdings weiter hergestellt.

FDA nimmt 2020 alle Medikamente mit dem Wirkstoff vom Markt

In dem Wirkstoff des Medikaments, Ranitidin, war 2019 laut der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA in einem Labor NDMA entdeckt worden. Bei größeren Mengen könne diese chemische Verbindung bei Menschen das Risiko, an Krebs zu erkranken, erhöhen. Sanofi hatte nach eigenen Angaben in der Folge freiwillig alle Zantac-Medikamente zurückgerufen.

Im Jahr 2020 hatte die FDA dann alle Ranitidin-Medikamente vom Markt genommen, weil bei neuen Untersuchungen festgestellt wurde, dass bei längerer Lagerung die NDMA-Konzentration in Ranitidin steigt. "Wir haben bei vielen Proben, die wir getestet haben, keine zu hohen Werte von NDMA festgestellt", sagte Janet Woodcock, Direktorin des FDA-Zentrums für Arzneimittelbewertung. "Weil wir aber nicht wissen, wie und wie lange das Produkt gelagert wurde, haben wir entschieden, dass das Produkt für Patienten nicht länger verfügbar sein sollte, bis die Qualität sichergestellt wurde."

Klagen gegen Sanofi und Boehringer wegen des Medikaments

In der Folge sind laut Sanofi wegen des Medikaments bei US-amerikanischen Gerichten Klagen eingereicht worden, die neben Sanofi unter anderem auch Boehringer betreffen. In dem Schiedsverfahren würden beide Pharmaunternehmen nun darüber streiten, bei wem mögliche Entschädigungspflichten liegen.

"Wir werden uns gegen alle derartigen Vorwürfe verteidigen."

Boehringer teilte auf SWR-Anfrage mit, dass bei dem Ingelheimer Unternehmen die Patienten und ihre Sicherheit an erster Stelle stünden. "Die überwältigenden wissenschaftlichen Erkenntnisse belegen, dass die Anwendung von Ranitidin nicht mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden ist. Wir werden uns gegen alle derartigen Vorwürfe verteidigen." Zu den anhängigen Rechtsstreitigkeiten und dem Schiedsverfahren zwischen Sanofi und Boehringer werde man sich aber nicht weiter äußern.

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SWR