Lina Jonnakuti kann immer noch nicht fassen, was in den vergangenen Monaten passiert ist. Im Juni lernt sie den Mann kennen – er nennt sich Patrick Bonetti und ist angeblich ein wohlhabender Arzt, der auf einer Bohrinsel in der Nordsee arbeitet. Er schreibt ihr nette Nachrichten, interessiert sich für sie und gibt vor, sie kennenlernen zu wollen.
Täuschungen und Lügen
Es gelingt ihm, die arglose Frau aus Worms zu täuschen. Irgendwann kommt ein Anruf – angeblich aus England, in dem er sie bittet, die Speditionskosten für ein teures Paket zu übernehmen. Er hätte Probleme, auf sein Konto zuzugreifen. Lina Jonnakuti ist zwar misstrauisch, überweist aber schließlich das Geld.
Nur erster Schritt einer komplexen Betrugsmasche
Kurze Zeit später erhält sie einen Anruf aus einem Krankenhaus in England. Ihr neuer "Tanzpartner" hätte sich bei einem Unfall schwer verletzt. Um seine Behandlung fortzusetzen, müsse Lina Jonnakuti die Kosten dafür übernehmen. Erneut überweist sie Geld, um dem Mann zu helfen. "Ich hatte Angst, dass er stirbt, nur weil ich ihm nicht helfe," sagt sie im SWR-Interview.
Opfer aus Worms meldet sich bei Polizei
Das Ganze summiert sich auf insgesamt 13.887 Euro, bis sie sich endlich entschließt, zur Polizei zu gehen. Zuvor hatte sie herausgefunden, dass es das Krankenhaus in England gar nicht gibt. Heute bezeichnet sie den Betrug als "Albtraum".
Das ist eine emotionale und finanzielle Vergewaltigung. Wie ein böser Traum. Also ein richtiger Albtraum. Mit schlimmen Folgen.
Betrüger bei "Love-Scamming" mit vielen Identitäten
Insbesondere die Professionalität, mit der der Betrüger und seine Mittäter vorgehen, schockiert die 48-Jährige aus Worms immer noch. Falsche Adressen, Bilder und vieles mehr. Ihr vermeintlicher "Tanzpartner" ist in den sozialen Medien mit vielen Profilen unterwegs. Während er sich bei Lina Jonnakuti als Patrick Bonetti vorgestellt hat, nennt er sich auch Patrick Dominguez, Patrick L. Dominguez oder auch Patrick Lee Dominguez, Harry Fraser, Yanez Jose. Es gibt offenbar einen echten Dr. Dominguez in den USA, doch die Betrüger nutzen seine Bilder für ihre Aktivitäten.
Betrugsfälle in sozialen Netzen nehmen zu
Und die Fälle in sozialen Netzen nehmen offenbar zu. In Lina Jonnakutis Fall agiert der Betrüger möglicherweise aus Nigeria, vermutet die Polizei. Insofern sei es schwer, an ihn heranzukommen. Zwar könne man nicht darauf schließen, dass es sich dabei um Bandenkriminalität handelt, erklärt Rinaldo Roberto von der Polizei in Mainz. "Aber da steckt Organisation dahinter, Strukturen gibt es da schon", so sagt er.
Lina Jonnakuti hat eine Aufstellung darüber gemacht, was sie dem Betrüger überwiesen hat:

Hilfe gibt es bei der Polizei und der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz
Wer sich unsicher fühlt, ob er betrogen wird, kann sich gern an die örtliche Polizei wenden, so Sprecher Rinaldo Roberto. Auch die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz hilft Betroffenen.