In Bretzenheim an der Nahe öffnen sich die Bahnschranken nur, wenn man beim Stellwerk der Deutschen Bahn anruft. (Foto: SWR, Vanessa Siemers)

Bis zu 45 Minuten Wartezeit

Bahnübergang in Bretzenheim muss per Anruf geöffnet werden

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Vanessa Siemers
SWR-Redakteurin Vanessa Siemers (Foto: SWR)

Wer in Bretzenheim (Kreis Bad Kreuznach) über die Bahngleise möchte, der muss unter Umständen bis zu 45 Minuten warten. Der Grund dafür ist eine Technik, die es in Rheinland-Pfalz nicht mehr allzu oft gibt.

Eigentlich sieht der Bahnübergang in Bretzenheim ganz idyllisch aus. Direkt nebenan gibt es ein kleines Wäldchen und nur ein paar Meter weiter plätschert die Nahe vor sich hin. Wer es aber eilig hat, für den kann genau dieser idyllische Bahnübergang schon einmal zur Herausforderung werden. Der Grund dafür ist eine sogenannte Anrufschranke.

In Bretzenheim an der Nahe öffnen sich die Bahnschranken nur auf Knopfdruck. (Foto: SWR, Vanessa Siemers)
In Bretzenheim an der Nahe öffnen sich die Bahnschranken nur auf Knopfdruck.

Was sind Anrufschranken?

Bei einer Anrufschranke handelt es sich um einen Bahnübergang, der immer geschlossen ist. Möchte ihn jemand überqueren, muss er zuerst über eine Wechselsprechanlage mit einem Mitarbeitenden im Stellwerk der Deutschen Bahn sprechen. Das funktioniert über ein kleines gelbes Kästchen, bei dem ein Hebel gedrückt werden muss. Daraufhin meldet sich dann der Mitarbeitende und teilt einem mit, ob die Gleise frei sind. Kommt ein Zug, bleiben die Schranken geschlossen. Erst wenn die Gleise gefahrlos überquert werden können, werden die Schranken geöffnet.

Die Bretzenheimerinnen und Bretzenheimer haben sich schon längst an diese besondere Form des Bahnübergangs gewöhnt. Schließlich gibt es ihn schon seit über 40 Jahren, sagt der Bürgermeister des Orts, Olaf Budde (CDU). Außerdem befindet er sich am Ortsausgang. Davon betroffen seien lediglich ein paar Schrebergärten und eine alte Mühle, so Budde. "Deswegen hat sich daran bisher auch kaum jemand gestört", ergänzt er. Bisher - denn seit die alte Mühle einen neuen Besitzer hat, sieht die Sache schon anders aus.

Auch Ortsbürgermeister Olaf Budde muss erst anrufen, wenn er über die Gleise will. (Foto: SWR, Vanessa Siemers)
Auch Ortsbürgermeister Olaf Budde muss erst anrufen, wenn er über die Gleise will.

Wartezeiten bis zu einer Dreiviertelstunde

Vor ein paar Jahren hat Christian Fischer die Mühle gekauft. Er ist Schreiner und möchte das alte Gebäude renovieren. Fünf neue Wohnungen sollen dort in den nächsten Jahren entstehen, später vielleicht auch Ferienwohnungen.

Zum Bahnübergang hat er eine zweigeteilte Meinung. Auf der einen Seite entstünden dadurch zwar sehr viele Einschränkungen. Auf der anderen Seite aber genieße er die Abgeschiedenheit. Fischer hofft, dass die geschlossenen Bahnschranken vor allem Ortsfremde von der Mühle fern halten. Trotzdem, hätte er die Wahl, würde er sich dennoch für einen normalen Bahnübergang entscheiden, um die teils langen Wartezeiten zu vermeiden.

Wenn man zu einer Stoßzeit kommt, in der viele Züge fahren, kann man auch locker mal bis zu 45 Minuten warten.

Manche Autofahrer nutzen Schleichweg

Der frühere Besitzer der Mühle, der nach wie vor eine Wohnung auf dem Grundstück hat, hat sich in den vergangenen Jahren schon längst eine ganz eigene Lösung einfallen lassen. Wie Christian Fischer erzählt, hat er sich mehrere Autos gekauft. "Er hat immer zwei Autos drüben stehen und den Rest auf dem Grundstück. Wenn er weiß, dass die Zugzeiten ungünstig sind, dann läuft er zu Fuß über die Gleise und fährt auf der anderen Seite mit seinem dort geparkten Auto weiter." Das sei zwar nicht legal und auch gefährlich, aber:

Not macht erfinderisch.

Einfach so sollte man jedoch nicht über die Gleise laufen, warnt Bürgermeister Olaf Budde. Außerdem gibt es für Fußgänger noch eine Art Feldweg, um auf die andere Seite zu kommen. Das Problem dabei ist nur, dass dieser Weg vor allem im Herbst und im Winter sehr matschig und rutschig ist. Teilweise sei er auch schon überschwemmt gewesen. Hinzu komme, dass er auch von einigen Autofahrerinnen und Autofahrern genutzt werde. Deswegen habe er teils tiefe Schlaglöcher.

"Ein Teil des Weges gehört der unteren Wasserbehörde und darf eigentlich nicht befahren werden. Bisher wurde es aber immer akzeptiert, dass ab und an trotzdem einige mit ihren Autos dort entlang gefahren sind", so Budde. Trotzdem, so der Bürgermeister, wäre es natürlich hilfreich, wenn die Anrufschranke durch einen ganz normalen Bahnübergang ersetzt werden würde. Dass das in naher Zukunft geschieht, bezweifelt er aber. Denn ein komplett neuer Bahnübergang mit all seinen Auflagen wäre sehr teuer.

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