Seit 100 Tagen ist der neue Vorstandsvorsitzende und Medizinische Vorstand der Mainzer Universitätsmedizin Professor Ralf Kiesslich jetzt im Amt. Und er hatte zu seiner 100-Tage-Bilanz keine guten Zahlen zu verkünden.
Dass die Unimedizin auch das vergangene Jahr mit einem dicken Minus abschließen wird, war schon im vergangenen Sommer klar. Allerdings hatte keiner damit gerechnet, dass es so heftig ausfallen würde. "Noch sind die Zahlen nicht letztlich bestätigt, aber wir gehen von 120 Millionen Euro aus", sagte Waltraud Kreutz-Gers, Kaufmännischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz.
Kreutz-Gers hatte im vergangenen November den Posten des Kaufmännischen Vorstands übernommen. Ihr umstrittener Vorgänger hatte ein paar Baustellen hinterlassen. „Wir sind immer noch dabei, diese aufzuarbeiten“, so Kreutz-Gers in einem Gespräch mit dem SWR.
Für dieses Jahr wird mit 107 Millionen Euro Miese gerechnet
Für 2024 rechnet man im Vorstand der Universitätsmedizin mit 107 Millionen Euro Defizit. Die Gesamtschulden liegen bei rund 600 Millionen Euro. Allein dafür müsse man jährlich um die 15 Millionen Euro Zinsen zahlen, sagt Kreutz-Gers. Dieses Geld müsse die Unimedizin mit medizinischen Leistungen erwirtschaften.
Um möglichst schnell zumindest das jährliche Defizit zu reduzieren, werde es erstmal zwei Veränderungen geben. Die Führungsebene der Unimedizin werde klarer strukturiert. Damit, so der Medizinische Vorstand Kiesslich, würden Entscheidungswege verkürzt und Beschlüsse schneller umgesetzt. Das spare Geld. Auch die Strukturen sollen sich ändern.
Statt Kliniken soll es künftig Departments geben
Die Mainzer Universitätsmedizin besteht aus über 60 Kliniken. Verwandte medizinische Bereiche sollen künftig unter dem Dach eines Departments noch enger zusammenarbeiten.
Ein Beispiel: Derzeit gibt es an der Unimedizin drei Herzkliniken. Diese sollen künftig als Department zusammengeführt werden. „Damit können wir Ressourcen besser nutzen“, sagt Kiesslich.
Konkret gehe es darum, gemeinsame Bettenpläne zu entwickeln und die vorhandenen wertvollen OP- und Intensivkapazitäten noch effizienter zu nutzen. Damit könnten noch mehr Patientinnen und Patienten behandelt werden. Das bringe mehr Einnahmen in die Kasse.
In den kommenden Jahren sei an einen Schuldenabbau nicht zu denken, sagt Kreutz-Gers. Jetzt gehe es erstmal darum, das jährliche Defizit zu reduzieren. Mit den angekündigten Änderungen sei das möglich. "In fünf Jahren möchte ich die schwarze Null erreichen", sagt Kreutz-Gers.