Waltraud Kreutz-Gers ist neuer Kaufmännischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz  (Foto: Pressestelle, Unimedizin Mainz, Peter Pulkowski)

Waltraud Kreutz-Gers neuer kaufmännischer Vorstand

Universitätsmedizin Mainz: Mit neuem Vorstand in die Gewinnzone?

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Golo Schlenk

Es gibt viele, die Waltraud Kreutz-Gers nicht beneiden. Als neuer kaufmännischer Vorstand der Unimedizin muss sie die Mangelwirtschaft verwalten. Die 64-Jährige gibt sich aber kämpferisch.

Es schwang am Montagnachmittag viel Hoffnung mit bei der feierlichen Einführung von Waltraud Kreutz-Gers im Hörsaal der Inneren Medizin. Kein Wunder, denn das Klima an der Mainzer Universitätsmedizin galt noch im September als vergiftet.

Mit dem Rücktritt von ihrem Vorgänger Christian Elsner wurde der Weg frei für einen kleinen Neuanfang. Und diesen verantwortet eben jetzt Waltraud Kreutz-Gers.

Die richtige Frau für schwieriges Fahrwasser.

Die Lobeshymnen für ihre bisherige Arbeit in den vergangenen zehn Jahren als Kanzlerin der Johannes Gutenberg-Universität nahmen kein Ende. "Die richtige Frau für schwieriges Fahrwasser", adelte sie der Aufsichtsratsvorsitzende der Unimedizin, Staatssekretär Denis Alt (SPD). Ihr früherer Chef, Uni-Präsident Georg Krausch, beklagte die große Lücke, die Kreutz-Gers als "außerordentlich erfolgreiche Organisationsentwicklerin mit hoher Kompetenz in Wirtschaftführung" hinterlasse.

Umso mehr strahlte ihr neuer Vorstandsvorsitzender an der Unimedizin, Norbert Pfeiffer. Er arbeitet seit drei Wochen mit Kreutz-Gers zusammen und zieht schon nach dieser kurzen Zeit ein positives Fazit. Er freue sich ganz besonders darüber, dass "wir konsequent an einem Strang ziehen und die Universitätsmedizin voranbringen". Dieser Satz klingt banal, angesichts der Entwicklungen am größten rheinland-pfälzischen Krankenhaus ist er aber bedeutsam.

Vorgänger Elsner hinterließ tiefe Gräben

Unter ihrem Vorgänger im Amt, Christian Elsner, zogen sich nämlich tiefe Gräben zwischen dem kaufmännischen Vorstand und den etwa 40 Leitern der Klinikbereiche. Zwei Brandbriefe hatten diese seit dem Frühjahr an den Aufsichtsrat geschrieben, darin Elsner Misswirtschaft vorgeworfen und von unüberbrückbaren Differenzen gesprochen. Der Konflikt gipfelte im Rücktritt Elsners Ende September.

Nun ist es an Waltraud Kreutz-Gers, die entstandenen Gräben zuzuschütten. Die 64-Jährige hat auch schon einen Plan, wie sie das anstellen will. Zum Beispiel mit vielen Gesprächen: "Ich will mich in die Situation der Klinikleiter hineinversetzen", sagt Kreutz-Gers ruhig und bedacht. Und dann will sie auch mit dem Land sprechen. Das hatte erst im September zugesagt, dass die Unimedizin 150 Millionen Euro mehr Schulden machen darf als bisher.

Ich werde auch unbequeme Entscheidungen treffen.

"Ich höre mir erst die Argumente an, diskutiere sie und entscheide dann transparent", so Kreutz-Gers. Auf diese Art und Weise wolle sie Verständnis beim Personal wecken.

Die fast schon chronischen Überlastungen der Mitarbeitenden vor allem in der Pflege will die 64-Jährige durch Neueinstellungen, aber auch durch Personalentwicklung und Personalbindung bekämpfen. "Wir dürfen in einigen Bereichen nicht zu sehr sparen", warnt sie. Sonst verschlechtere sich das Betriebsklima.

Personal bei Veränderungsprozess an Unimedizin dabei

Angesichts großer Bauvorhaben auf dem Campus und einem eklatanten Fachkräftemangel zieht Kreutz-Gers ihre Zuversicht daraus, dass viele Mitarbeitende schon jetzt bereit seien, an Veränderungen mitzuwirken. Als Team-Worker motiviere sie, wenn genug Leute in die gleiche Richtung gingen.

Allerdings betont Kreutz-Gers auch, dass es in ihrem Leben nicht immer um die Unimedizin gehen könne. "Es gibt auch ein Leben neben und nach der Arbeit", lacht sie und denkt dabei wohl unwillkürlich an Noske, ihren Weimaraner-Junghund. Der brauche mit seinen neun Monaten aktuell etwas mehr Erziehung. "Darum kümmert sich aber mein Mann", sagt sie und verschwindet lächelnd in der Menschentraube im Foyer des Hörsaals.

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