Pfandgläser gibt es schon lange auf Weinfesten. Und auch der Flammkuchen wird oft auf einem Holzbrett serviert. Doch in Sachen Nachhaltigkeit gehe noch viel mehr, sagen die Tourismusverantwortlichen an der Deutschen Weinstraße. Sie wünschen sich, dass Veranstalter von Bockenheim (Kreis Bad Dürkheim) bis Schweigen (Kreis Südliche Weinstraße) stärker auf die Umwelt achten.
Deutsche Weinstraße: Chemiefreie Kompost-Toiletten
Nadine Schubert, zuständig für nachhaltigen Tourismus an der Deutschen Weinstraße, hat zusammen mit anderen Tourismus-Experten eine Checkliste erarbeitet. So könnten Veranstalter Kompost-Toiletten ohne Chemie hinstellen, sagt Schubert, mehr vegetarische und vegane Speisen anbieten und Strom-Generatoren mit Biokraftstoff anstatt mit Diesel laufen lassen.

Neue Auflagen für Weinfeste?
Müssen die Veranstalter jetzt neue Auflagen befürchten? "Nein, erst einmal nicht", sagt Schubert, es gehe nicht darum, etwas zu verbieten. Sondern es gehe darum, auszutesten, wie Weinfeste oder auch Weihnachtsmärkte nachhaltiger werden könnten. Angefangen von Riesen-Events wie dem Wurstmarkt bis zum kleinen Hoffest eines einzelnen Winzers.
Deidesheim: Nachhaltigkeit lockt Touristen an
Auch der Deidesheimer Touristikchef, Stefan Wemhoener, hat an der Nachhaltigkeits-Checkliste mitgearbeitet. "Wir werden an der Deutschen Weinstraße nicht um das Thema herumkommen", sagt Wemhoener. Er schätzt, dass in fünf bis sechs Jahren Besucherinnen und Besucher bei Festen auch ganz genau hinschauen werden: "Wir müssen uns jetzt schon Gedanken machen."
In Deidesheim gebe es schon länger eine energiesparende LED-Beleuchtung, der Ökostrom komme aus Norwegen und Suppe werde in ausgehöhlten Brötchen verkauft. Was nicht gut läuft? "Wir müssen unsere Besucherinnen und Besucher noch stärker darauf aufmerksam machen, dass sie auch mit dem öffentlichen Nahverkehr anstatt dem eigenen Auto zu uns kommen können."
Rhodt: Weniger Flyer und Plakate drucken
Auch im Touristen-Magnet Rhodt unter Rietburg (Kreis Südliche Weinstraße) werde schon länger auf die Umwelt geachtet, sagt Katrin Schilling, erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Edenkoben. Für das beliebte Heimat- und Blütenfest Anfang Juni zum Beispiel würden weniger Flyer und Plakate gedruckt, die Stand-Betreiber sollten weniger Einweg benutzen.
Es gibt aber auch Probleme in Rhodt, so Schilling: Zum einen fehle im Ort ein Bahnhof. Die Anreise mit dem eigenen Auto sei für viele Feierlustige selbstverständlich. Zum anderen wolle man den Standbetreibern noch nicht allzu viele Nachhaltigkeits-Auflagen machen: "Gerade jetzt nach der Corona-Pandemie muss sich das Geschäft für die Caterer auch lohnen."
Fünf Euro für eine Currywurst
Zum Beispiel für Tobias Hartmann. Der Schausteller aus Landau wird beim Heimat- und Blütenfest in Rhodt einen Stand aufbauen. Bei ihm gibt es dann Bratwurst im Brötchen. Und die Currywurst wird auf einer Pappschale ausgegeben, mit einem Anpikser aus Holz. "Wir machen das schon so umweltfreundlich wie möglich", sagt der Unternehmer.

Hartmann rechnet vor: eine Pappschale koste ihn im Einkauf acht bis neun Cent, eine Schale aus Bambus 35 bis 40 Cent. Diese Mehrkosten müsste er auf die Festbesucher umlegen. "Möchten Sie irgendwann fünf Euro für eine Currywurst bezahlen?", fragt er. Der Preisdruck sei schon jetzt sehr stark, unter anderem wegen des höheren Mindestlohns und gestiegener Energie- und Lebensmittelkosten.

Strengere Vorgaben noch "Zukunftsmusik"
Doch über kurz oder lang wird sich auch der Standbetreiber aus Landau mit strengeren Vorgaben auseinandersetzen müssen. Zwar sind die Ideen für mehr Nachhaltigkeit auf Festen bisher nur Empfehlungen. In ein paar Jahren könnten Veranstalter aber strengere Vorgaben machen. Weinfeste könnten dann als "nachhaltige Feste" ausgezeichnet und beworben werden. "Das ist aber noch Zukunftsmusik", sagt Tourismus-Expertin Nadine Schubert.