Das Gewässer ist gar nicht mal so klein: der Helmbachweiher im Pfälzerwald ist 120 Meter breit und 90 Meter lang. Blöd nur: der Stausee ist höchstens noch zwei Meter tief. Jetzt droht er zu versanden und dann sitzen die Badegäste irgendwann mal auf dem Trockenen. Das wäre schade, denn es gibt eine Liegewiese, einen Kiosk und vor allem sauberes Bade- und Schwimmwasser. Und, ach ja: Es gilt ein Hundeverbot. Um das sich ablagernde Sediment in den Griff zu bekommen, wurde der Weiher seit Jahren ausgebaggert. Doch das kostet viel Geld, jammert die Kreisverwaltung Bad Dürkheim, ohne genaue Zahlen zu nennen.
Problem begann bereits vor mehr als 50 Jahren
Das Problem wurde dem Helmbachweiher quasi mit seiner Entstehung in die Wiege gelegt. 1970 staute man den Helmbach und der Stausee war die Folge. Bei solchen künstlichen Seen wächst automatisch nach und nach die Versandung: ein Problem, das es auch bei großen, künstlichen Talsperren gibt. Zunächst baggerten Firmen den See regelmäßig aus und verteilten den Sand im umliegenden Wald. Das geht nun nicht mehr. Der Sand enthält naturbedingt Nickel und Cadmium und gilt daher als "kontaminiert", wenn er aus dem Wasser entfernt wird. Wer ihn nun weiter ausbaggert, muss den Sand auf einer Deponie fachmännisch entsorgen. Und nun wird es für die Kreisverwaltung endgültig zu teuer.
Schon seit sechs Jahren auf der Suche nach einer Lösung
Um eine Lösung zu finden, wurden erstmal 30.000 Euro für eine Studie ausgegeben. Glück für die Kreisverwaltung: zu 90 Prozent zahlte das Land Rheinland-Pfalz diese Kosten, mit Hilfe der "Aktion Blau Plus". 2018 begann die Studie und eine Firma aus Westfalen schlug 2019 mehrere Möglichkeiten für die Lösung vor. Als bester Vorschlag setzte sich die Idee durch, den Sand permanent aus dem See zu entfernen und ihn in einen abfließenden Bach zu transportieren. Nach vielen Prüfungen der Aufsichtsbehörde in Neustadt und weiteren Gutachten gab es schließlich Ende 2022 grünes Licht für die Entsandungsmethode.
Der "Mini-Mover" arbeitet ähnlich wie ein Rasenroboter
Ein Jahr lang tüftelte die Firma an dem Gerät, das den See entsanden soll. Herausgekommen ist eine schwimmende Plattform, die an drei Seilen hängt, die wiederum an Bäumen befestigt sind. Mit einem Saugrüssel wird der Sand vom Boden abgepumpt und in den Helmbachweiher geleitet. 24 Stunden am Tag ist der sogenannte Mini-Mover im Einsatz. Auf dem See ist der Mini-Mover ähnlich einem Rasenroboter unterwegs. Die gesamte Fläche des Sees wird erfasst, ohne dem Ufer zu nah zu kommen. Wieviel Sand mit einem Schlauch in den Bach geleitet wird, hängt von der Fließgeschwindigkeit des Bachs ab: ist die Geschwindigkeit hoch, kommt viel Sediment in den Bach, ist die Geschwindigkeit geringer, landet weniger Sand im Helmbach, damit er nicht versandet.
Gerät nimmt auf Badegäste und Fische Rücksicht
Der Mini-Mover hat seine Arbeit Anfang März aufgenommen, um laichende Fische in den Wintermonaten zu schützen. Nun läuft die Entsandung bis Ende Mai. Im Juni, Juli und August stoppt das Gerät seine Tätigkeit, damit die Badegäste ungestört im Weiher schwimmen können. Von September bis November startet der Mini-Mover erneut mit dem Abpumpen.
Fünf Jahre lang wird das Entsanden von Umweltexperten der Universität Landau für 45.000 Euro überprüft. Sollten während dieser Zeit die umliegenden Bäche zu stark versanden, kann das Mini-Mover-Projekt gestoppt werden. In den fünf Jahren entstehen Kosten von 500.000 Euro, von denen 110.000 Euro vom Land übernommen werden, für den Rest muss der Kreis Bad Dürkheim aufkommen.