Blick auf den Elektrolyseur für die Herstellung von grünem Wasserstoff bei Air Liquide.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd)

Doch kein grüner Wasserstoff an der Weinstraße

Pfalzwerke ziehen sich aus Wasserstoffprojekt in Bad Dürkheim zurück

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Oliver Bemelmann

Es galt als Leuchtturm-Projekt: Grüner Wasserstoff aus der Pfalz, produziert in Bad Dürkheim. Doch jetzt hat der federführende Energieversorger Pfalzwerke aus Ludwigshafen seinen Rückzug aus der geplanten Wasserstoffproduktion verkündet.

Der Energieversorger Pfalzwerke wollte als erstes Unternehmen in Rheinland-Pfalz grünen Wasserstoff herstellen und verkaufen.  Im Mai 2022 hatte das Unternehmen das ambitionierte Projekt „Wasserstoff an der Weinstraße“ im Bad Dürkheimer Stadtrat erstmals vorgestellt.

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Eigentlich sollte noch in diesem Jahr die Produktion am Standort Bad Dürkheim starten. Doch aus dem geplanten Bau der Anlage – eines Elektrolyseurs – im Dürkheimer Bruch um den Wasserstoff zu erzeugen, wird nichts. Und das hat laut eines Pfalzwerke-Sprechers wirtschaftliche Gründe.

Pfalzwerke: Wasserstoffprojekt ohne Mitinvestor nicht realisierbar

Der Mitinvestor, dessen Name der Pfalzwerke-Sprecher nicht nennen will, sei ausgestiegen. Daher sei das Projekt nicht mehr realisierbar. Es fehle schlichtweg das nötige Geld, um die Anlage zu bauen. Auch mögliche Fördermittel aus Klimaschutz-Töpfen des Landes Rheinland-Pfalz könnten das nicht kompensieren. Ein weiterer Grund für das Aus sei, dass künftige Kunden nicht garantieren könnten, auch langfristig bestimmte Mindestmengen an Wasserstoff einzukaufen. Hauptabnehmer für den eigens produzierten Wasserstoff wäre das Bad Dürkheimer Unternehmen KST-Motorenversuch gewesen.

Keine Auswirkungen auf KST-Geschäft

Schon jetzt beliefern die Pfalzwerke die Dürkheimer Firma KST mit Wasserstoff, allerdings per Lkw-Trailer. KST misst und prüft Motoren und entwickelt alternative Antriebssysteme für Motoren. Künftig sollte das Unternehmen über eine direkte Pipeline mit Wasserstoff versorgt werden. Die wird es nun nicht geben, was ein Sprecher von KST bedauert. Er sagte dem SWR aber auch, dass der Rückzug der Pfalzwerke keine Auswirkungen auf das eigene Geschäft haben werde. Dann beziehe man den Wasserstoff eben weiterhin per Lkw-Trailer. Beide Unternehmen - Pfalzwerke und KST - betonten, auch weiterhin zusammenarbeiten zu wollen.

Kreisverwaltung bedauert Standort-Aus

Die Kreisverwaltung Bad Dürkheim bedauert nach eigenen Angaben, dass das geplante Projekt nun doch nicht realisiert wird. Denn mit dem in Bad Dürkheim hergestellten Wasserstoff sollten nicht nur Unternehmen in der Region per Direktleitung versorgt werden. Auch wasserstoffbetriebene Busse des öffentlichen Nahverkehrs sollten damit betrieben werden. Die Pfalzwerke teilten auf Nachfrage mit, trotz des Rückzugs in Bad Dürkheim künftig eine führende Rolle beim Aufbau der Wasserstoffproduktion in Rheinland-Pfalz spielen zu wollen. Das Unternehmen suche bereits nach anderen Standorten.

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