Fotomontage, Inflation und Preissteigerung bei Tanken, Lebensmittel, Energie (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Inflationsausgleich

Wegen der hohen Preise: Betriebe in der Pfalz zahlen freiwillig mehr

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Martin Gärtner
Bild von Reporter Martin Gärtner aus dem SWR-Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. (Foto: SWR)

Tanken, Heizen, Einkaufen – alles wird teurer. Erste Betriebe in der Vorderpfalz und Südpfalz zahlen jetzt freiwillig mehr Geld, damit ihre Beschäftigten über die Runden kommen.

Zum Beispiel die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft RNV: Hier bekommen die 2.400 Beschäftigten ab Oktober pro Tag fünf Euro mehr, wenn sie zu ihrem Arbeitsplatz fahren müssen. Das sind pro Arbeitsstunde rund 62 Cent mehr. Im Homeoffice gibt es keinen Zuschlag.

Eine Frau nimmt Geldscheine aus einem Portemonaie (Foto: IMAGO, IMAGO / photothek)
Fünf Euro mehr pro Tag bekommen ab Oktober die Beschäftigen der RNV, die nicht im Homeoffice arbeiten

RNV Rhein-Neckar: Pro Tag fünf Euro mehr

Die meisten RNV-Mitarbeiter müssen das Auto nehmen, weil sie schon im Morgengrauen arbeiten müssen oder bis spät in die Nacht. "Die Mobilitätskosten sind stark gestiegen", so RNV-Sprecher Moritz Feier, "deshalb wollen wir unsere Beschäftigten unterstützen." Die Reaktionen in der Belegschaft seien durchweg positiv gewesen.

Gewerkschaften verhandeln mit Betrieben in der Pfalz

Die IG Metall verhandelt derzeit mit einem kleineren Betrieb in der Südpfalz über einen Inflationsausgleich von 80 bis 100 Euro pro Monat. Das ist etwas weniger als bei der RNV. Doch jeder Cent hilft, meint Ralf Köhler von der IG Metall Landau. "Wir haben es hier nicht mit Millionären zu tun, sondern mit Menschen, die zwischen 2.400 und 4.000 Euro brutto verdienen."  Die Inflation belaste vor allem Familien mit Kindern enorm.

Schwierig ist auch die Situation im Handwerk. Zwar kennt die Handwerkskammer der Pfalz konkret keinen Betrieb, der seinen Beschäftigten einen Inflationsausgleich zahlt. Die Firmenchefs seien in der Vergangenheit aber immer sehr großzügig gewesen, erklärt Handwerkskammer-Sprecherin Ellen Thum.

Traditionell verhalten sich viele Handwerksbetriebe ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber sehr sozial, um eventuelle materielle Härten abzufedern.

Angesichts des enormen Fachkräftemangels im Handwerk wolle man gute Leute nicht verlieren. So wurden früher schon Gutscheine ausgegeben oder Betriebe gewährten ihren in eine akute Notlage geratenen Beschäftigten zinslose Darlehen, um einen finanziellen Engpass zu überbrücken.

Die Gewerkschaften freuen sich einerseits, dass Betriebe ihre Mitarbeiter angesichts der schwierigen aktuellen Situation freiwillig unterstützen. Andererseits könne das keine Dauerlösung sein, erklärte die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB in Rheinland-Pfalz und im Saarland, Susanne Wingertszahn.

Gewerkschaften: Freiwillig mehr Lohn ist keine Dauerlösung

Sie sagt: "Gut, dass einige Unternehmen erkennen, dass ihre Beschäftigten mit dem aktuellen Lohn nicht über die Runden kommen. Die Lösung sind aber dauerhafte und verbindliche Gehaltssteigerungen durch Tarifverträge und keine freiwilligen und einmaligen Zahlungen."

SWR-Reporter Martin Gärtner erklärt hier die Argumente der Gewerkschaften, warum es ihrer Ansicht nach dauerhafte Gehaltserhöhungen geben muss:

Die Bundesregierung will solche Zusatzzahlungen bis zu einer Höhe von 3.000 Euro von der Steuer und den Sozialversicherungsabgaben befreien. Ralf Köhler von der IG Metall Landau sieht das kritisch. Die Sozialkassen verlören dadurch Einnahmen. Und die Beschäftigten bekämen keine Entgeltpunkte, die wichtig sind für die Höhe der künftigen Altersrente. Diese Punkte gibt es nur für versteuerten Lohn.

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