Brote werden im Verkaufsraum in der Bäckerei und Konditorei Plentz angeboten. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Nach Eichamt-Kontrollen

Warum eine Bäckerei-Kette aus Ludwigshafen keine halben Brote mehr verkauft

Stand

Die Ludwigshafener Bäckerei-Kette Görtz, die größte in der Pfalz, verkauft nur noch ganze Brote. Schuld daran seien Vorgaben des Mess- und Eichamts. Die Behörde weist das zurück.

"Keine halben Sachen mehr", so schreibt der größte Bäcker-Filialist Görtz mit 206 Filialen in großen Teilen der Metropolregion auf Aushängen an die Kunden. Görtz könne nicht gewährleisten, dass die Brote exakt halbiert werden. Und weil die Bäckerei damit womöglich gegen gesetzliche Vorgaben verstoße, werden Brote erst gar nicht mehr halbiert.

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In den vergangenen Wochen habe das rheinland-pfälzische Landesamt für Mess- und Eichwesen nach Angaben der Bäckerei mehrfach bei Kontrollen halbierte Brote beanstandet. Jetzt hat die Behörde reagiert und sieht sich falsch dargestellt: Man habe keineswegs Bäckereien "untersagt, auf Kundenwunsch halbierte Brote zu verkaufen", heißt es in einer Mitteilung, die dem SWR vorliegt. Es seien auch keine Bußgelder verhängt worden. "Bäckereien dürfen weiterhin halbierte Brote verkaufen."

Bäckerei wiegt Brot bei Produktion

In Deutschland regelt die sogenannte "Verordnung über Fertigpackungen und andere Verkaufseinheiten", wie stark Brote vom angegebenen Gewicht abweichen dürfen. Die Bäckereien sind dazu verpflichtet, die Abweichung mit speziell geeichten Waagen selbst zu kontrollieren. Görtz wiegt seine Brote wie viele Bäckereien schon bei der Produktion. Doch wenn ein Brot nach der Produktion in der Filiale halbiert wird, ändert sich das Gewicht. Legt man die Verordnung streng aus, muss das halbierte Brot deshalb vor dem Verkauf erneut gewogen werden - mit einer geeichten Waage.

Landesamt: Nur verpackte Brote müssen gewogen werden

Das gelte aber nur für halbierte Brote, die von Anfang an als solche verpackt wurden und in der Auslage liegen, sagt das Landesamt für Mess- und Eichwesen in einer Stellungnahme. Wenn ein Verkäufer ein Brot auf Kundenwunsch halbiert, muss er es nicht auf einer geeichten Waage wiegen. Nur fertig verpackte Brote habe das Amt kontrollieren lassen und nur in diesen Fällen habe es einzelne Brote beanstandet.

Konkret ging es zum Beispiel um einen Fall, in dem eine Bäckerei ein Zwei-Kilo-Brot geviertelt habe, das eigentlich 7,65 Euro kostet. Allerdings sei ein Viertel des Brotes dann für 2,40 Euro verkauft worden. Umgerechnet kostete das gesamte Brot so 9,60 Euro, so die Behörde. "Die Verbraucher blieben über diese Preiserhöhung im Unklaren", hieß es vom Landesamt.

Geeichte Waagen für jede Filiale zu teuer

Bäckerei Görtz ist aber auch das Wiegen von abgepackten Broten zu aufwändig, denn das Unternehmen müsste geeichte Waagen laut einem Sprecher in jeder Filiale anschaffen. Jede geeichte Waage müsse, wie ein Auto, regelmäßig überprüft werden. Die halben Brote seien vor allem bei älteren Menschen beliebt gewesen. Die Bäckerei überlegt nun, kleinere Brote ins Sortiment aufzunehmen.

Andere Ludwigshafener Bäckerei-Kette wiegt das Brot ab

Die Ludwigshafener Bäckerei-Kette Theurer verkauft auch weiterhin halbe Brote. Dort gibt es in jeder Filiale geeichte Waagen, so Geschäftsführer Markus Sigle. Er verstehe den Ärger um die Brote nicht, da er Brote selbstverständlich wiege. Er teste in einer Filiale bereits, neben Broten auch alle Brötchen abzuwiegen und wie Obst im Supermarkt nach dem exakten Gewicht zu verkaufen.

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