Vermutlich an Stress gestorben

Ältester Storch tot auf Insel in Baggersee bei Speyer gefunden

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Martin Gärtner
Bild von Reporter Martin Gärtner aus dem SWR-Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. (Foto: SWR)

Einer der ältesten Störche der Region ist tot. Gemeinsam mit einem Experten sind wir auf Spurensuche gegangen, woran das 27 Jahre alte Storchenweibchen gestorben ist.

tote Störchin auf Baggersee-Insel bei Speyer gefunden (Foto: SWR)
Fundort: Baggersee bei Speyer

In dem Baggersee mit einer Insel bei Speyer, wo das verendete Tier gefunden wurde, wird immer noch Kies abgebaut. Helmut Stein aus Edingen-Neckarhausen (Rhein-Neckar-Kreis) kannte das Storchenweibchen mit der Ringnummer B995 seit knapp 20 Jahren. Stein betreut ehrenamtlich 159 Storchennester in Nordbaden, beobachtet regelmäßig die Vögel und beringt im Auftrag der Vogelwarte Helgoland ihre Küken. Als er vom SWR erfuhr, dass die alte Störchin tot ist und es keine Spuren gibt, dass sie verunglückt oder von einem Fuchs oder Marder gerissen worden ist, hatte Stein sofort einen Verdacht:

Der vergangene Sommer sei für alle Weißstörche in der Region wegen der extremen Trockenheit sehr anstrengend gewesen, berichtet der Vogelexperte. "Die Störche haben kaum Frösche, Schnecken und Regenwürmer gefunden – das ist ihre Hauptnahrung. Stattdessen mussten sie mühsam Heuschrecken und andere kleine Insekten suchen, mussten unzählige Male hin und her fliegen – das hat enorm viel Kraft gekostet." Im Fall von B995 war die Belastung offenbar zu groß.

tote Störchin auf Baggersee-Insel bei Speyer gefunden (Foto: SWR)
Die Ringnummer der Störchin B995

Laut Experten werden Störche rund 20 Jahre alt. Ein Tier wie B995, das mit 27 Jahren sogar noch brütet, ist außergewöhnlich. Mit ihrem Partner, der über 20 Jahre jünger ist, hatte sie in diesem Sommer auf einer Kastanie mitten im Heidelberger Zoo zwei Küken großgezogen. „Die beiden Jungstörche befinden sich in gutem Zustand“, berichtet Helmut Stein, der die Küken beringt hat. "Die Eltern haben sie trotz der extremen Trockenheit gut versorgt.“ Andere Jungstörche in der Region dagegen haben nicht genug Nahrung bekommen. Viele aus dem Jahrgang 2022 sind klein, dünn und zu leicht, hat Helmut Stein beobachtet.

tote Störchin auf Baggersee-Insel bei Speyer gefunden (Foto: SWR)
Fundort des Kadavers an einem Baggersee bei Speyer

B995 hat in ihrem Leben viel erlebt. Sie schlüpfte 1995 im Hessischen Ried aus dem Ei, im Vogelpark Biebesheim (Kreis Groß-Gerau). Sie gehörte zu den ersten Brutpaaren in der Stadt Heidelberg, gemeinsam mit ihrem ersten Partner, einem 1992 im Mannheimer Luisenpark geborenen Storch. Zunächst hatten die zwei Störche ihr Nest auf einer Pappel am Rugby-Platz des TSV Handschuhsheim direkt am Neckar. Sie überwinterten auch in Heidelberg. Doch das Nest wuchs immer mehr zu, deshalb zogen die Störche um auf eine Kastanie, die mitten im Heidelberger Zoo stand.

Jedes Jahr zogen sie Küken auf – bis der Ast mit ihrem Nest eines Tages abbrach. Auf der Kastanie nebenan befand sich ein Nest, das Reiher gebaut hatten und das von einem Storchenpaar erobert und vergrößert worden war. B995 und ihr Mann besetzten dieses Nest und vertrieben ihre Storchen-Nachbarn. "Das Paar war sehr dominant", erinnert sich Helmut Stein. "Die Nachbarn hatten keine Chance."

Vor drei Jahren verschwand der Partner von B995 spurlos. Trotz ihres hohen Alters suchte die Seniorin einen neuen Gefährten und fand ein über 20 Jahre jüngeres Männchen, dessen Herkunft ungeklärt ist, denn der Storch trägt keinen Ring. Die zwei Küken des Jahrgangs 2022 sind der letzte Nachwuchs des ungleichen Paares.

tote Störchin auf Baggersee-Insel bei Speyer gefunden (Foto: SWR)
Der Kies wird weiter abgebaut bis die Insel und der Storch verschwunden sind.

Jetzt liegt das tote Storchenweibchen auf der Insel in einem Baggersee bei Speyer und Tag für Tag gräbt ein riesiger Schwimmbagger Erde und Kies ab. Die Insel wird immer kleiner und wird in wenigen Wochen mit Störchin B995 verschwunden sein.

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