St. Goar geht mit neuer Attraktion an den Start

Burg Rheinfels in 3D: Virtuelle Entdeckungsreise am Mittelrhein

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Pia Nicoley
Foto von Multimediareporterin Pia Nicoley aus dem SWR-Studio Koblenz (Foto: SWR)
Joachim Wulkop
Bild von Reporter Joachim Wulkop (Foto: SWR)

Die Burgruine Rheinfels in St. Goar ist eine der größten am Mittelrhein. Ab sofort können Menschen sie noch detailreicher mit Hilfe einer 3D-Brille im sogenannten "Burg-Kino" erleben.

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Die Gäste, die eine Burgführung wollen, bezahlen neben dem Eintritt von sechs Euro noch einen Euro mehr. Dafür haben sie auch Zutritt zum Museum im Keller der Burgruine. Dort befindet sich ein 3D-Kinoraum. Mit Hilfe einer 3D-Brille werden die Besucherinnen und Besucher in einem Film virtuell durch die detailgetreuen Gänge, Stollen und Wehrgänge geführt. Dabei erleben sie die Burgruine auch mal aus der Vogelperspektive oder haben das Gefühl, dass sie durch die engen Stollen der Burg kriechen.

3D-Film macht Burgruine auch für gehbehinderte Menschen erlebbar

Die Animation ermöglichst es nach Angaben von Bürgermeister Falko Hönisch (SPD), die Burgruine Rheinfels von der Turmspitze bis in den tiefsten dunklen Kriechgang im Keller anzuschauen. Der virtuelle Rundgang habe auch den Vorteil, dass auch gehbehinderte Menschen sie damit bis in den letzten Winkel erleben können.

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Eintritt aus der Burg Rheinfels ist für St. Goar sehr wichtig

Im Jahr 2022 besuchten fast 48.000 Menschen die Burg Rheinfels, insgesamt kamen so nach Hönischs Angaben fast 250.000 Euro an Eintrittsgeldern zusammen. Die Stadt im Welterbe Oberes Mittelrheintal ist nach seinen Angaben auf die Einnahmen aus dem Burgeneintritt angewiesen: Für Windräder habe man keinen Platz und von den Gewerbesteuereinnahmen fließe ein großer Teil in die Verbandsgemeinde- und die Kreisumlage. Den Burgeneintritt dagegen kassiere St. Goar allein. Das erweitere den finanziellen Spielraum und könne etwa den Bau eines neuen Kindergartens ermöglichen.

Burg Rheinfels wird bis zur Buga 2029 saniert

Deshalb ist nach den Worten des Bürgermeisters auch die laufende Sanierung der Burg Rheinfels so wichtig. Sie soll bis zur Bundesgartenschau 2029 am Mittelrhein zu Ende saniert werden und zu einem ihrer Herzstücke werden. Doch die Sanierung werde deutlich teurer als bislang geplant. Das sei durch den 3D-Scan der Burg für den virtuellen Rundgang klar geworden, so Hönisch. Der Scan kostete nach Angaben des Stadtbürgermeisters 140.000 Euro. Noch viel mehr wird demnach die Sanierung kosten: 22 Millionen Euro. 

Ursprünglich war die Stadt von etwa 15 Millionen Euro ausgegangen. Das 3D-Modell habe dann aber Probleme an Stellen aufgezeigt, die ohne das Modell nur schwer zu entdecken gewesen wären. Geld, das die Stadt nicht hat. Bislang stünden acht Millionen Euro für die Sanierung bereit, woher weiteres Geld kommt, ist bislang noch unklar.

Burg Rheinfels (Foto: SWR)
Im Jahr 2022 besuchten fast 48.000 Menschen die Burg Rheinfels.

Jahrelanger Rechtsstreit um die Burg Rheinfels

Die Burg Rheinfels war seit dem 19. Jahrhundert im Besitz der Hohenzollern. 1924 wurde die Stadt St. Goar Eigentümerin, mit der Auflage, sie nicht zu verkaufen. 1998 schloss sie mit dem Hotel neben der Burg einen Erbpachtvertrag für 99 Jahre. Dagegen klagte Georg Friedrich Prinz von Preußen, Ururenkel des letzten deutschen Kaisers: Er argumentierte, das komme einem Verkauf gleich.

Urkunde zum Erwerb un der Unterhaltung der Ruine Rheinfels (Foto: SWR)
Die Urkunde ist der Vertrag zum Erwerb und der Unterhaltung der Ruine Rheinfels. Sie wurde am 20. Oktober 1924 von der sogenannten Krongutsverwaltung des Hauses Hohenzollern und Vetretern der Stadt St. Goar sowie des Landes unterschrieben.

In erster Instanz verlor der Chef des Hauses Hohenzollern, in zweiter Instanz akzeptierte er einen Vergleich und verzichtete auf die Burg. Die Stadt St. Goar tritt dafür seit 2021 einen Euro von jeder Eintrittskarte für die Burgruine an die Prinzessin-Kira-von-Preußen-Stiftung ab. Diese fördert im Gegenzug in St. Goar Kinder und Jugendliche mit besonderen Projekten.

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