Weil die Maskenpflicht wegfällt

Diakoniewerk-Chefin aus Rockenhausen befürchtet neue Corona-Welle

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Dass im März weitere Corona-Vorschriften gefallen sind, hat in vielen Pflegeeinrichtungen für Erleichterung gesorgt. Die Direktorin des Diakoniewerks Zoar ist eher skeptisch. Hier erklärt sie, warum.

Zum 1. März sind in Rheinland-Pfalz weitere Corona-Vorschriften gefallen. Unter anderem müssen Beschäftigte und Bewohner medizinischer Einrichtungen keine Maske mehr tragen. Die Testpflicht in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern ist ebenfalls gestrichen. Für Besucher und Patienten in Arztpraxen gilt die Maskenpflicht noch bis zum 7. April. Martina Leib-Herr betrachtet die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Sie ist die Direktorin des evangelischen Diakoniewerks Zoar, das 16 Einrichtungen von Kindertagesstätten über Behindertenwerkstätten und Seniorenheimen bis hin zu einem Hospiz in der Pfalz und in Rheinhessen betreibt.  

SWR Aktuell: Wie ist aktuell die Situation beim Evangelischen Diakoniewerk Zoar? Bereitet Ihnen das Coronavirus noch größere Probleme?

Martina Leib-Herr: Im Moment haben wir in unseren Einrichtungen noch 47 positiv getestete Personen, sowohl Mitarbeiter als auch Bewohner. Das beschränkt sich allerdings auf zwei Standorte. Daran lässt sich erkennen, dass das Virus in den Einrichtungen noch immer präsent ist. Wir spüren auch die Nachwirkungen von Fasching. Die Menschen waren viel unterwegs. Das Coronavirus breitet sich trotz aller Schutzmaßnahmen, die wir die ganze Zeit durchgeführt haben, noch aus.

"Da die Infektionszahlen allgemein im Moment sehr hoch sind, haben wir schon Sorge."

SWR Aktuell: Wie viele positive Fälle hatten Sie insgesamt während der Coronazeit bis heute?

Leib-Herr: Wir hatten bis Ende Februar 2409 infizierte Personen. Davon betroffen waren 1281 Mitarbeiter, 323 Mitarbeiter mit Beeinträchtigung in unseren Werkstätten und 1015 Bewohner.

Diakonierwerk Zoar
Martina Leib-Herr, Direktorin des Evangelischen Diankonierwerks Zoar

SWR Aktuell: Zum 1. März sind weitere Corona-Regeln weggefallen. So müssen Beschäftigte und Bewohnerinnen sowie Bewohner medizinischer Einrichtungen keine Masken mehr tragen, auch die Testpflicht in Pflegeeinrichtungen gibt es nicht mehr. Wie stehen Sie dazu?

Leib-Herr: Grundsätzlich betrachten wir die neuen Regelungen mit Respekt, wohlwissend, dass wir ein Stück Normalität für unsere Bewohner und unsere Mitarbeitenden brauchen. Auch wenn es gesetzlich keine Verpflichtungen mehr gibt, sprechen wir aber die Empfehlung an unsere Mitarbeitenden als auch unsere Klienten aus, weiterhin eine FFP2-Maske zu tragen, wenn der Abstand von 1,50 Meter unterschritten wird. Die Masken stellen wir auch für alle auf unsere Kosten zur Verfügung. Zudem bieten wir weiterhin anlassbezogene Tests an – sowohl für Personen mit Symptomen als auch für Kontaktpersonen.  Die Mitarbeiter wie auch die Bewohner nehmen das nach wie vor an.

SWR Aktuell: Haben Sie die Befürchtung, dass es durch den Wegfall der Vorschriften zu einem Anstieg der Infektionszahlen in Ihren Einrichtungen kommen könnte?

Leib-Herr: Da die Infektionszahlen allgemein im Moment sehr hoch sind, haben wir schon Sorge. Hier haben wir unsere Erfahrungen im Jahr 2022 gemacht. Damals fielen viele Mitarbeitende aus, was zu einer schwierigen Situation führte.

SWR Aktuell: Wie hat Ihr Team diese schwierige Phase mit einer sehr hohen Belastung überstanden?

Leib-Herr: Alle unsere Mitarbeitenden haben über die gesamte Zeit eine Riesenleistung erbracht. Man kann ihnen gar nicht oft genug danken für das, was sie geleistet haben – sowohl für die Bewohner, aber auch für uns als Einrichtung. Weil sich die Mitarbeitenden an die Regeln gehalten und dies auch stets mitgetragen haben, ist es immer wieder gelungen, die Infektionen entsprechend einzugrenzen.

SWR Aktuell: Wie haben die Besucherinnen und Besucher auf die bisherigen Regeln reagiert?

Leib-Herr: Im Großen und Ganzen haben sie sich an die Regeln gehalten. Umso mehr Teststellen geschlossen hatten, desto schwieriger wurde es, weil die Besucher einen Test benötigten. Wir wiederum konnten nicht rund um die Uhr eine Testmöglichkeit anbieten. Natürlich gab es auch mal die eine oder andere Situation, wo ein Mitarbeiter auf die Maskenpflicht hinweisen musste. Aber insgesamt war und ist es ein gutes Miteinander.

SWR Aktuell: Gerade für Menschen mit Beeinträchtigung waren die Corona-Maßnahmen eine besondere Herausforderung. Wie haben diese die Situation angenommen? 

Leib-Herr: Tatsächlich war das gar nicht so schwer. Wir haben es den Menschen erklärt, auch immer wieder. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben sich zum Teil in den Einrichtungen deutlich konsequenter verhalten als Besucher. Sie haben das angenommen, auch das Tragen von Masken in den Bussen. Wie die Mitarbeitenden hatten auch die Bewohner die Maske immer dabei. Und wenn sie mal keine Masken hatten, hatten sie welche verlangt. Sie haben alle Belastungen die ganze Zeit über sehr gut mitgetragen.

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