Schauspieler Marius Petrenz in seiner Rolle als Reichsbürger bei einer Probe mit Publikum. (Foto: Foto Thomas Brenner)

Gegen Rechtsextremismus

Pfalztheater in Kaiserslautern zeigt "Der Reichsbürger"

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AUTOR/IN
Christina Fleischanderl

Die bundesweiten Proteste gegen Rechtsextremismus haben auch die Mitarbeitenden beim Pfalztheater in Kaiserslautern berührt. Deshalb hat man kurzfristig den Spielplan ergänzt.

Provokativ, manipulativ - mit Verschwörungstheorien im Gepäck. So tritt der junge Mann im Stück "Der Reichsbürger" auf. Anzug, kurz rasierte Haare, ein charismatisches Lächeln. Der Monolog des Autorenduos Annalena und Konstantin Küspert beschäftigt sich mit der Psyche eines Reichsbürgers. Das Stück feiert am Donnerstagabend um 20.00 Uhr im Kellergeschoss des Pfalztheaters Premiere.

Pfalztheater Kaiserslautern gegen Rechtsextremismus

Das Pfalztheater hat das Stück über den Reichsbürger sehr kurzfristig ins Programm aufgenommen. Auslöser war der immer mehr wahrgenommene Rechtsextremismus in letzter Zeit und die Demonstrationen dagegen in ganz Deutschland. Hier will auch das Theater Stellung beziehen, betont Regisseurin Linda Bockmeyer. "Das ist ein Problem, das wir schon seit Jahrzehnten haben, rechte Verschwörungsideologien. Und da müssen wir einfach endlich die Verantwortung übernehmen und was dagegen tun."

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Vom Bürger zum Reichsbürger

Die Figur des Wilhelm S. beginnt im Stück zunächst einen Vortrag über "Selbstverwaltung – Wege in die Unabhängigkeit". Er bedankt sich beim Theater für die Einladung, aber bald wird klar, dass der eloquente Redner Verschwörungstheorien anhängt und Reichsbürger ist. Reichsbürger sind Menschen, die sich aus dem Gesellschaftsvertrag zurückziehen, die die Rechtmäßigkeit der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Gesetze nicht anerkennen und nach Belieben ihre eigenen Kleinstaaten gründen.

Auch das Publikum soll reflektieren in Kaiserslautern

Im Stück werden die Zuschauer nach und nach mit der Weltanschauung der Reichsbürgerszene konfrontiert. Keine leichte Kost, aber Regisseurin Linda Bockmeyer will auch, dass die Zuschauer sich selbst hinterfragen. "Dieses Stück hat tatsächlich das Potential, dass das Publikum auf einen ganz direkten Konfrontationskurs geht. Nicht nur mit dieser Figur, sondern auch mit sich selbst. Mit den eigenen verankerten Rassismen." Im besten Fall, so Bockmeyer, regt das Stück zum Nachdenken an und wirft Fragen auf, wie etwa: Könnte ich da auch reingeraten? Könnte ich mich für so einen krassen Weg entscheiden? Damit wäre ihre Arbeit dann erfolgreich gewesen.

Dieses Stück hat tatsächlich das Potential, dass das Publikum auf einen ganz direkten Konfrontationskurs geht. Nicht nur mit dieser Figur, sondern auch mit sich selbst. Mit den eigenen verankerten Rassismen.

Das Kellergeschoss im Pfalztheater in Kaiserslautern mit Stühlen bestückt. (Foto: SWR)
Das Monologstück "Der Reichsbürger" spielt im U2, dem Kellergeschoss des Pfalztheaters in Kaiserslautern.

Reichsbürgerszene in Deutschland

23.000 Reichsbürger gibt es nach Zahlen des Bundesamts für Verfassungsschutz in Deutschland. Darunter auch Rechtsextremisten. In dieses Milieu einzutauchen, war für Marius Petrenz eine Herausforderung. Der 22-Jährige spielt den Reichsbürger im Stück. Zu Beginn der Proben war ihm etwas mulmig zumute. "Natürlich war am Anfang die Angst da, was macht das mit mir, wenn ich vier Wochen diesen Text spreche und in diese Rolle eintauche. Es ist schon ein kleines Loch, in das man da jeden Tag hinabsteigt."

"Der Reichsbürger" am Pfalztheater läuft noch bis Mai

Das Monologstück ist im Pfalztheater noch bis zum 26. Mai zu sehen. Die Premiere heute Abend ist allerdings schon ausverkauft.

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