Das Westpfalzklinikum in Kaiserslautern

Mehr als 22 Millionen Euro benötigt

Westpfalz-Klinikum sieht Zukunft trotz Geldnot nicht gefährdet

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Sebastian Stollhof
Sebastian Stollhof

Das Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern ist nach eigenen Angaben nicht in seiner Existenz gefährdet. Und das trotz seiner Finanzkrise. Ein Sanierungskonzept soll helfen.

Im November des vergangenen Jahres hatte Thorsten Hemmer, der Geschäftsführer des Westpfalz-Klinikums, die schwierige Situation geschildert. "Uns fehlen künftig wahrscheinlich 25 Millionen Euro pro Jahr“, hatte Hemmer damals im Donnersberger Kreistag berichtet. Das hat sich nun bewahrheitet: Wie ein Sprecher bestätigte, fehlen dem Klinikum aktuell 22,5 Millionen Euro.

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Finanzielle Notsituation Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern braucht dringend Geld

Es sind mehrere Millionen Euro, die das Westpfalz-Klinikum benötigt. Wie aus Unterlagen der Stadt Kaiserslautern hervorgeht, bittet die Klinik um einen sofortigen Zuschuss.

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Kredit auch von der Bank?

Das Klinikum bittet deswegen die Stadt Kaiserslautern um einen Kredit in Höhe von 9 Millionen Euro. Außerdem den Kreis Kusel um rund 3,8 und den Donnersbergkreis um einen Zuschuss von 2,3 Millionen Euro. Laut des Sprechers wird das Krankenhaus zudem bei Banken Kredite beantragen - in Höhe von weiteren 7,5 Millionen Euro.

Rund 250 Betten konnten im Westpfalz-Klinikum nicht belegt werden

Gründe für die finanzielle Schieflage der Klinik mit Hauptsitz in Kaiserslautern gebe es mehrere. Während der Corona-Pandemie habe das Klinikum Ausgleichszahlungen erhalten. Das sei eine Hilfe gewesen. Allerdings seien diese Ausgleichszahlungen sowie Aufschläge für Corona-Patienten im April beziehungsweise Juni des vergangenen Jahres ausgelaufen.

„Gleichzeitig haben die Corona-Fallzahlen mit stationärer Aufnahme im Westpfalz-Klinikum im Oktober 2022 ein neues Allzeithoch erreicht und lagen bis in den März 2023 hinein deutlich über dem Niveau der Jahre 2020 und 2021“, berichtet der Sprecher. Im Westpfalz-Klinikum seien bislang knapp 5.800 Corona-Patienten stationär behandelt worden.

Corona und Fachkräftemangel als Gründe

Hinzu komme der Fachkräftemangel. Weil Pfleger oder Krankenschwestern fehlen, konnten rund 250 Betten nicht belegt werden. Somit habe das Krankenhaus im Jahr 2022 zirka 11.000 Patienten nicht versorgen können. Nach Angaben des Klinikums bedeute dies ein „Erlösverslust in Höhe von bis zu 43,5 Millionen Euro“.

Westpfalz-Klinikum hofft auf neue Finanzierung

Schon in der Vergangenheit hatte der Geschäftsführer auf das Vergütungssystem der Krankenhäuser hingewiesen. Das basiert auf so genannten Fallpauschalen. Demnach werden Kliniken für jede einzelne Behandlung bezahlt. Gerade für kleinere Krankenhäuser ist dies oftmals ein Problem. Denn dort stehen eher kleinere Behandlungen oder Operationen an. Und das wiederum bringt weniger Geld.

Das Westpfalz-Klinikum setze hier auf das neue Krankenhausfinanzierungsgesetz des Bundes. Hinzu kämen noch laufende Tarifverhandlungen und möglicherweise deutlich höhere Gehälter.

Clemens Hoch: Kliniken benötigen ausreichende Finanzierung

Darauf angesprochen sagt der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD), er habe keine Informationen zu den Finanzproblemen beim Westpfalz-Klinikum. Das Land habe keinen Einblick in dessen Zahlen. Er sei aber froh, dass die kommunalen Träger "ihrer Verantwortung nachkommen, die Liquidität der Krankenhäuser zu stützen". Zuvor war bekannt geworden, dass das Westpfalz-Klinikum das Land um eine Bürgschaft gebeten hatte, was in Mainz aber abgelehnt wurde.

Land verweist an Bundesregierung

Für die laufende Finanzierung der Krankenhäuser sei ohnehin die Bundesregierung zuständig, betont der Gesundheitsminister. "Wir Länder haben alle zusammen an den Bund adressiert, dass es kurzfristig mehr Geld braucht". Er sei daher auch sehr froh, dass das Bundesgesundheitsministern momentan seinen Vorschlag prüfe, nochmals 5.000 Euro pro Bett als Liquiditätshilfe auszuzahlen. "Das würde zum Beispiel für das Westpfalz-Klinikum einen Betrag von mehr als sieben Millionen Euro ausmachen", so Hoch. Darüber hinaus müsse der Bund aber langfristig unterstützen.

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Bis Oktober will das Westpfalz-Klinikum nun ein Sanierungskonzept erstellen, das Planungen bis Ende des Jahres 2026 vorsehe. Damit sollen „die Arbeitsplätze nachhaltig gesichert und die bestmögliche Patientenversorgung gewährleistet werden“, so der Sprecher des Krankenhauses. Zum aktuellen Zeitpunkt sei jedenfalls nicht geplant, bereits getroffene Entscheidungen zu Investitionen rückgängig zu machen. So will das Klinikum unter anderem die Abteilung für Innere Medizin und die Geriatrie vom Standort Rockenhausen nach Kirchheimbolanden verlagern.

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