Shakti und Mathias Paqué - sie bilden das Kaiserslauterer Musiker-Duo Mon Marie et moi (Foto: Pressestelle, Friedrich Mährlein)

Nur wenig Besucher bei Kulturveranstaltungen

Musiker-Duo Mon Mari et Moi aus Kaiserslautern: Lage für Künstler dramatisch

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Die beiden Musiker des Künstler-Duos Mon Mari et Moi aus Kaiserslautern machen sich Sorgen: Veranstaltungen werden schlechter besucht. In einem offenen Brief schildert das Duo Probleme und zeigt auch Lösungsansätze.

Noch vor einiger Zeit gab es bei großen Veranstaltungen diverse Beschränkungen wegen Corona. Doch die sind inzwischen fast alle aufgehoben. Konzerte in größeren Clubs und Hallen sind wieder möglich. Gute Zeiten für Musiker, Kleinkünstler und andere Kulturschaffende, möchte man meinen. Doch dem ist nicht so, sagen die beiden Kaiserslauterer Musiker Shakti und Mathias Paqué. Sie bilden gemeinsam das Duo Mon Mari et Moi. Sie beobachten, dass immer weniger Menschen zu Konzerten kommen. Die Konsequenz: Auftritte werden abgesagt.

Viele Veranstalter hätten aufgehört, langfristig zu planen und würden erst mal nur noch ausgefallene Konzerte nachholen. Das betreffe viele Musikerinnen und Musiker, stellt Mon Mari et Moi in Gesprächen fest. Das habe zur Folge, dass einige in andere Berufe wechseln, da das Musiker-Dasein momentan zu riskant sei. Selbst vermeintlich erfolgreiche und bekannte Musikgruppen hätten aufgegeben. Neue Bands hätten zurzeit ganz schlechte Karten.

Künstler fühlen sich von Politik vergessen

Shakti und Mathias Paqué machen sich große Sorgen wohin das führen wird, auch wenn sie selbst aktuell noch halbwegs gut über die Runden kommen würden. Das Coronaproblem sei gerade in der Kultur-Branche noch nicht gelöst. Aber die Dringlichkeit werde nicht gesehen. Laut dem Künstler-Duo fühlen sich viele Musikerinnen und Musiker – sie eingeschlossen – vergessen, so als stünden sie ganz hinten auf der Liste. In der Vergangenheit sei das Kaiserslauterer Künstler-Duo gut unterstützt worden, um durch die Pandemie zu kommen. Doch jetzt fühlten sie sich von der Politik vergessen.

"Es fehlt ein Zeichen und ein Bewusstsein dafür. Kultur ist kein Thema mehr.“

In der aktuellen Zeit gebe es zu viele Gründe, um nicht zu Konzerten zu gehen. Es brauche daher neue Ideen. Shakti Paqué denkt dabei nicht nur an finanzielle Unterstützung, sondern auch an Signale, die die Wichtigkeit von Kultur unterstreichen.

"Schönheit kommt zu kurz im Moment!“

Shakti Paqué könne neben ihren musikalischen Aktivitäten keine eigene Kampagne aufziehen, aber sie habe die ein oder andere Idee: Vielleicht sollte dafür gekämpft werden, dass der Besuch von Kulturveranstaltungen eine Kassenleistung wird. Denn ein Konzertbesuch könne für seelisches Gleichgewicht sorgen. Eine andere Idee von ihr ist, selbst noch auf der Bühne für den nächsten Künstler und die nächste Veranstaltung zu werben.

Kultur als Gegenmittel zur Krisenzeit

Das Musiker-Duo Mon Mari et moi aus Kaiserslautern erkennt, dass viele Menschen eine stressige und anstrengende Zeit hinter sich haben. Damit fehle die Energie und es sei keine Stimmung da, abends auf Konzerte zu gehen. Trotzdem seien sie überzeugt, dass Menschen Konzertbesuche und andere Kulturveranstaltungen gerade jetzt brauchen – und zwar als Gegenmittel zur Krisenzeit. In seinen Konzerten spiele das Duo daher aktuell keine besonders traurigen Lieder, sondern versuche mehr Richtung Musik-Kabarett und Unterhaltung zu gehen.

"Wir versuchen ein Schlupfloch zu sein und das Publikum auf andere Gedanken zu bringen, für eine gedankliche Pause zu sorgen.“

Im besten Falle gehen die Menschen mit einer besseren Stimmung als sie gekommen sind, so das Musiker-Duo. Shakti Paqué glaubt, dass viele vielleicht nach Corona einen Anschubs brauchen, um wieder auf Veranstaltungen zu gehen. Nach zwei Jahren Pandemie und angelerntem Abstandhalten, müssten die Leute sich vielleicht wieder "zurückgewöhnen", abends wegzugehen.

Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. Musik und Protest: Welche Lieder braucht es für eine Revolution?

Im Iran gehen seit Mitte September jede Woche zehntausende Menschen auf die Straße - gegen die Unterdrückung von Frauen, gegen das Regime als Ganzes. Davon, und von der brutalen Niederschlagung der Proteste, bekommen wir hier nur Bruchstücke zu sehen, weil das Regime das Internet drosselt und fast keine unabhängigen Journalist*innen mehr vor Ort sind. Was bei uns ankommt: Die Musik der Revolution, so wie die Hymne „Baraye“ von Shervin Hajipour. Welche Bedeutung hat diese Musik für die Prostest - und wie hängen Musik und Protest überhaupt zusammen?

„Zu Marschmusik protestiert man nicht“, sagt der Musikjournalist Keno Mescher, denn Protest drückt sich nicht nur in den Lyrics, sondern auch in der Musik selbst aus. Und für die Politikwissenschaftlerin Naika Foroutan zeigt sich in „Baraye“ verdichtet etwas, dass sie „pan-progressive Proteste“ nennt. Aber was als subversive Musik beginnt, muss diesen widerständigen Charakter nicht behalten: Ob für Werbung, bei Corona-Protesten oder sogar als Genre beim Rechtsrock: Musik ist für vieles anschlussfähig.

Wenn ihr jetzt auf den Geschmack gekommen seid und noch mehr Protestsongs hören wollt: Die folgenden Lieder stehen auf der Playlist Iran von Naika Foroutan oder haben uns bei der Vorbereitung des Podcasts begleitet:
Shervin Hajipour: „Baraye“
Toomaj Salehi: „Soorakh Moosh“
Gola Ardestani „Hagham-e“
Ali Azimi / Golshifte Farahani: „Marze Por Gohar“
Yashgin Kyäni: „Bella Ciao“
James Brown: “Say it loud (I’m Black and I’m Proud)”
Victor Jara: “Derecho de vivir en paz“
Joan Baez: Bread and Roses”
N.W.A. “Fuk da Police”

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Host: Pia Masurczak
Redaktion: Pia Masurczak und Giordana Marsilio

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