Die niedergelassenen Ärzte wehren sich gegen Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Diese seien geprägt von einer nicht hinnehmbaren Sparpolitik, kritisiert die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz. Für Mittwoch hatte sie deshalb zu einer Protestaktion in Ingelheim aufgerufen. Unsere Fragen zu dem Ärzte-Protest hat der Orthopäde Frank Fasco aus Pirmasens beantwortet.
SWR Aktuell: Herr Dr. Fasco, was ärgert sie bei den Plänen des Bundesgesundheitsministers am meisten?
Frank Fasco: Gesundheitsminister Lauterbach hat vor, ein Gesetz auf den Weg zu bringen, in dem unter anderem die Patienten-Neuregelung für die Arztpraxen, die erst vor zwei Jahren eingeführt worden ist, wieder gestrichen werden soll. Wir wurden dabei verpflichtet, 20 Prozent mehr zu arbeiten, sodass neue Patienten schneller einen Termin bekommen. Dafür gab es ein Honorar von hundert Prozent, statt wie für andere Patienten Honorare von 80 oder 90 Prozent. Diese Regelung soll nun gekappt werden und das hat quasi das Fass zum Überlaufen gebracht. Weitere Themen sind: Digitalisierung, Bürokratie, Hygiene, Energiekosten, aber auch der Mangel an medizinischen Fachassistenten. Wir wollen mit der Protestaktion in Ingelheim ein Zeichen setzen, dass so nicht mit uns umgegangen werden kann.
SWR Aktuell: Warum ärgert Sie die Reform der Neupatienten-Regelung so sehr?
Fasco: Wir haben quasi fünf Stunden pro Woche mehr für die Patienten aufgewendet, haben dadurch natürlich auch unsere Infrastruktur teilweise anpassen müssen, indem wir Personal aufgestockt oder neu eingestellt haben. Und diese Sachen, die natürlich auch Geld kosten, sollen jetzt einfach wieder wegfallen.
SWR Aktuell: Kritik gibt es vom Verband der Krankenversicherungen, der meint, dass die Extra-Vergütung für Neupatienten zu keiner besseren Versorgung geführt hat. Wie sehen Sie das?
Fasco: Die Neupatienten-Regelungen gibt es erst seit zwei Jahren und ist überhaupt noch nicht validiert. Das heißt, die soll schon abgeschafft werden, bevor sie überprüft worden ist. Die Aussage der Krankenkassen ist meines Erachtens einfach aus der Luft gegriffen und entbehrt jeglicher Basis.
SWR Aktuell: Was müsste sich konkret an Lauterbachs Reformplänen ändern?
Fasco: Der Schwerpunkt liegt natürlich auf der Neupatienten-Regelung. Was die rasant steigenden Energiekosten betrifft, was den Inflationsausgleich betrifft und die Kosten für IT-Umstellung, bekommen wir keinerlei Anerkennung von der Politik. Das können wir in dieser Form nicht mehr mittragen, um die Zukunft der ambulanten Versorgung hier in Deutschland noch aufrechtzuerhalten.
SWR Aktuell: Was würden Sie sich vom Bundesgesundheitsministerium wünschen?
Fasco: Ich würde mir mehr patientenorientierte und weniger ideologisch gesteuerte Politik wünschen.