Schulklasse in der Pestalozzischule in Eisenberg.

Schule bekommt Geld aus Förderprogramm

Die Grundschule in Eisenberg vereint Kinder aus 27 Nationen

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Autor/in
Simone Daiker
Simone Daiker.
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Sarah Korz
SWR-Reporterin Sarah Korz

Mit dem Startchancen-Programm von Bund und Ländern sollen sozial benachteiligte Schüler unterstützt werden. Auch die Kinder aus 27 Nationen an der Pestalozzischule in Eisenberg im Donnersbergkreis. Dort gibt es schon zahlreiche Förderprojekte.

Die vielen Nationen unter einen Hut zu bringen ist für das Personal an der Eisenberger Grundschule eine große Herausforderung. Die Schüler kommen aus der ganzen Welt, sagt Markus Fichter. Er ist Leiter der Pestalozzischule.

Von europäischen Ländern wie Italien, Frankreich oder Albanien bis hin zu Syrien oder Afghanistan sei alles vertreten. Sogar aus Peru und Australien gebe es Schüler. Die meisten haben einen türkischen Hintergrund. Das liegt daran, dass in den 1960er Jahren viele Gastarbeiter aus der Türkei nach Eisenberg kamen. Viele der Kinder können auch deswegen nicht so gut Deutsch, sagt Fichter.

Von Australien bis Afghanistan: Viele Nationen an Pestalozzischule

Etwa 25 von insgesamt 415 Schülern sprechen kein Wort Deutsch, so der Schulleiter. Diese Kinder werden im Unterricht besonders betreut. Zum Beispiel bekommen sie andere Arbeitsblätter, mit denen sie auch mit ihren Deutschkenntnissen dem Unterricht folgen können. Im Deutschunterricht sind die Aufgaben dann zum Beispiel einfacher. Außerdem haben diese Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit mit einem Tablet und Kopfhörern zu arbeiten und bekommen darüber individuelle Aufgaben.

"Die Planung so einer Schulstunde ist schon etwas mehr Aufwand," sagt Steffen Mertel. Er ist seit vier Jahren Lehrer an der Pestalozzischule in Eisenberg. Man müsse immer schauen, wo Kinder stehen und wie viel sie schon wissen.

"Es gibt Kinder, die kommen schon gut im Unterricht mit." Für diejenigen, bei denen es noch nicht so gut klappt, macht Mertel zum Beispiel einen Sitzkreis auf dem Boden. Dort setzt er sich intensiver mit den Kindern auseinander und die Kinder helfen sich auch gegenseitig.

Viele Kinder bekommen Bücher über Schulbuchausleihe

Auch die Schulbuchausleihe ist ein großes Thema an der Grundschule in Eisenberg: Fast die Hälfte der Schülerinnen und Schüler bekommt durch die Ausleihe kostenlose Bücher. Denn einige Kinder kommen aus Familien, die weniger Geld haben.

Ein Problem, das damit zu tun hat, ist, dass einige Kinder oft fehlen, sagt Schulleiter Markus Fichter. Das liege daran, dass manche Eltern ihre Kinder zu Hause lassen würden, wenn es morgens nicht so gut mit ihnen klappt. Diese Eltern bräuchten auch Unterstützung bei der Erziehung.

Grundschule Eisenberg hat schon viele Förderprojekte

Um die Kinder in der Grundschule zu fördern, tut die Pestalozzischule schon viel. Dort gibt es beispielsweise drei Schulsozialarbeiterinnen. Außerdem gibt es in jeder Klasse zwei bis drei Fachkräfte - und das sind nicht nur Lehrer. Es gibt außerdem eine Ergotherapeutin, Erzieher und eine Kinderkrankenschwester.

Dadurch können die Kinder individueller betreut werden: Ein Ergotherapeut berücksichtigt Faktoren, an die ein Lehrer vielleicht gar nicht gedacht hat - und umgekehrt, sagt Fichter. Etwa wenn ein Schüler eine schlechte Haltung hat. Dann sollte man ihn nicht ermahnen gerade zu sitzen, sondern ihm Möglichkeiten geben, sich zu bewegen, damit seine Muskulatur stärker wird.

Raum für Bewegung an der Pestalozzischule Eisenberg

Um die Kinder zu Bewegung zu animieren, gibt es an der Schule einen speziellen Bewegungsraum. Dort können Schüler spielerisch Rechenaufgaben machen oder Deutsch lernen. Das funktioniert so: Die Kinder ziehen zum Beispiel einen Zettel mit einer Rechenaufgabe aus einer Kiste. Dann durchlaufen sie einen Parkour in dem Raum. Dabei balancieren sie auf einem Balken, klettern durch ein Hängetuch oder laufen barfuß über verschiedene Untergründe.

Em Ende legen die Kinder den Zettel auf ein Feld mit der richtigen Antwort auf den Boden. Ziel des Bewegungsraums ist es auch, motorische Fähigkeiten zu stärken, sagt Markus Fichter. Viele Kinder würden heute gar nicht mehr barfuß durch den Garten laufen. Durch den Parkour lernen sie auf verschiedenen Oberflächen das Gleichgewicht zu halten.

Startchancen an der Pestalozzischule Eisenberg
Auf dem Balken lernen die Kinder das Balancieren. Bild in Detailansicht öffnen
Startchancen an der Pestalozzischule Eisenberg
Die Kinder brauchen viel Muskelpower, um durch das Hängetuch zu robben. Bild in Detailansicht öffnen
Startchancen an der Pestalozzischule Eisenberg
Aus der Kiste mit Erbsen suchen die Kinder sich die Rechenzettel aus. Bild in Detailansicht öffnen
Startchancen an der Pestalozzischule Eisenberg
Der Parkour hat verschiedene Oberflächen. Bild in Detailansicht öffnen

Diese Integrationsprojekte gibt es an der Eisenberger Grundschule

Und es gibt noch viele weitere Projekte, die die Pestalozzischule bietet - auch mit Blick auf die Integration der Kinder aus vielen verschiedenen Nationen. Zum Beispiel das Projekt "Funnection". Dabei sollen sich Kinder aus unterschiedlichen Kulturen und sozialen Hintergründen annähern.

In der Vergangenheit haben die Kinder beispielsweise gemeinsam Geocashing in Eisenberg gemacht und sich so besser kennengelernt. Geocashing ist ähnlich wie eine Schnitzeljagd, nur mit Koordinaten, an denen man sich orientiert. Laut Schulleiter Fichter entstehen durch die gemeinsame Aktion dann auch Freundschaften zwischen Kindern, die ganz unterschiedliche soziale Hintergründe haben.

Nach Randale: Toiletten in Grundschule umgestaltet

Auch das Schülerparlament hat schon einige Projekte durchgesetzt, wie die Umgestaltung der Toiletten. Die wurden nämlich wie ein Aquarium angemalt und dekoriert. Hintergrund war, dass in den Toiletten viel randaliert wurde. Klopapier wurde nass gemacht und an die Decke geworfen, sodass es kleben blieb. Seit der Umgestaltung sei das nicht mehr passiert. Fichter erzählt lachend, dass er mal einen Schüler dabei beobachtet habe, wie er mit Schwimmbewegungen die Toilette betreten hat.

Toilette Pestalozzischule in Eisenberg
Die Fische an der Wand haben die Schülerinnen und Schüler selbst gebastelt.

Grundschule Eisenberg bei Startchancen-Programm dabei

Schon jetzt gibt es viele verschiedene Projekte an der Pestalozzi-Grundschule in Eisenberg, um Kinder zu fördern. Künftig werden noch einige Projekte dazukommen: Ab nächstem Januar wird die Schule ein Konzept entwickeln, das mithilfe der Startchancen-Förderung von Bund und Ländern umgesetzt werden soll. Schulleiter Markus Fichter ist es sehr wichtig, dass das gesamte Kollegium dabei mitreden darf.

Wir sind eine Schule mit 27 Nationen, wir wollen das Miteinander in den Mittelpunkt stellen.

Eine Überlegung ist, in einem weiteren Gebäude der Schule, das zurzeit noch untervermietet ist, Lernräume für Erstklässler zu schaffen. In dem Gebäude gibt es einen großen Flur, der sich laut Fichter gut dafür eignen würde. Die Schulanfänger sollen so direkt zu Beginn unterstützt werden. Ergänzend zum Unterricht sollen die Kinder dort, zum Beispiel Deutsch lernen.

Vor allem sollen dadurch alle integriert werden, indem sie einen gemeinsamen Raum haben, sagt Fichter. "Wir sind eine Schule mit 27 Nationen, wir wollen das Miteinander in den Mittelpunkt stellen."

Inzwischen weiß der Schulleiter auch, wie viel Geld die Schule durch die Förderung bekommt: Für neues Schulpersonal sind es 70.000 bis 80.000 Euro im Jahr. Das entspreche einer weiteren ganzen Kraft oder zwei Teilzeitkräften. Hier denkt Fichter an jemanden, der sich im Bereich Gesundheit oder Sport auskennt.

Außerdem gibt es 17.000 Euro für Lernmittel oder andere Lernprojekte. Für Fichter ist das Förderprogramm wichtig, denn: "Wir brauchen mehr an gutem Personal mit unterschiedlichen Berufsausbildungen, damit wir voneinander lernen und dies direkt mit dem Kind umsetzen können."

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