Bau AG in Kaiserslautern von oben. (Foto: Bau AG)

Wohnungsnot in Kaiserslautern

Interview: Kaum Möglichkeiten für bezahlbare Wohnungen

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Bezahlbarer Wohnraum – in Deutschland und auch in Kaiserslautern gibt es davon zu wenig. Ein Interview mit dem Vorstand der städtischen Bau AG.

Das stadteigene Unternehmen Bau AG aus Kaiserslautern vermietet günstige Wohnungen. Allerdings ist die Warteliste sehr lang. Und neue günstige Wohnungen einfach zu bauen – wie oftmals gefordert – ist auch nicht so einfach, wie es sich anhört, sagt Vorstand Thomas Bauer. Im Interview erklärt er, mit welchen Herausforderungen sein Unternehmen zu tun hat.

SWR: Herr Bauer, Sie haben das, was alle wollen: Wohnungen zwischen 40 und 70 Quadratmetern. Wieviele Menschen warten bei ihnen auf eine preiswerte Wohnung?

Thomas Bauer, Bau AG: Wir haben natürlich lange Wartelisten. Derzeit sind etwa 3500 Familien bei uns wohnungssuchend gemeldet, bei einem Wohnungsbestand von rund 5100 Wohnungen. Bei uns im Unternehmen ist das natürlich eine ganze Menge. Hinzu kommt, dass durch die momentane wirtschaftliche Lage auch eine große Unsicherheit herrscht. Es werden daher sehr wenig Wohnungen gekündigt. Und dann kann man sich eben vorstellen, dass die Dauer, bis man eine adäquate Wohnung bekommt, relativ hoch ist.

SWR: Kann man denn bei Ihnen wirklich eine günstige Wohnung bekommen, wenn es dann klappt?

Thomas Bauer, Bau AG: Wir haben natürlich günstige Wohnungen, wir bewegen uns deutlich unterhalb des Mietspiegels. Aber wir müssen trotz allem natürlich auch neue Wohnungen bauen, damit wir diese Nachfragen befriedigen können. Günstige Wohnungen bauen - das ist eigentlich fast schon ein Widerspruch in sich bei den derzeitigen Rahmenbedingungen.

SWR: Die Baukosten steigen, aber die Mieten sollen günstig sein. Das funktioniert also gar nicht?

Thomas Bauer, Bau AG: Das ist eben mit das Hauptproblem. Nicht nur die Baukosten sind gestiegen, auch die Zinsen haben sich ja innerhalb eines Jahres fast vervierfacht. Die Zeiten, wo wir mit einem Prozent finanzieren konnten, die sind auch schon seit einigen Monaten vorbei. Und ohne eine öffentliche Förderung ist das fast gar nicht darstellbar.

SWR: Wie machen sie das, wenn sie bauen? Mischen sie dann normale Wohnungen und Sozialwohnungen, damit kein sogenanntes Ghetto entsteht?

Thomas Bauer, Bau AG: Das ist immer unsere Prämisse. Wir versuchen, eine Durchmischung zu erreichen. Das heißt, wir haben öffentlich geförderte Wohnungen für die unteren Einkommen, wir haben öffentlich Wohnungen für mittlere Einkommen und wir haben einen Teil der Wohnungen frei finanziert. Einfach um solche ausgewogenen Belegungsstrukturen ermöglichen zu können.

SWR: Bekommen Sie denn noch preiswerte Grundstücke zum Bauern?

Thomas Bauer, Bau AG: Das ist ein großes Problem, Grundstücke zu bekommen. Auf teurem Boden kann man nun mal keine günstigen Wohnungen bauen. Und es gibt eben relativ wenig Wohnungen - gerade hier im Innenstadtbereich fehlen die Grundstücke. Das ist für uns mit das größte Problem.

SWR: Aber haben Sie nicht einen Vorteil gegenüber privaten Bauherren? Bund und Land geben ihnen doch Null-Zins-Kredite.

Thomas Bauer, Bau AG: Natürlich – diese Null-Zins-Kredite, die wir aus öffentlicher Förderung bekommen, die helfen uns natürlich, die Mieten niedrig zu halten. Aber man muss ja auch sehen: Wir haben dadurch natürlich auch Beschränkungen in der Miethöhe. Und normalerweise ist es immer noch so, wenn ich es frei finanziert bauen würde, könnte ich eine deutlich höhere Rendite erreichen. Und solange das so ist, werden die wenigsten Unternehmen Interesse haben, irgendetwas gefördert zu bauen. Weil sie einfach mit anderen Projekten mehr verdienen können.

SWR: Was müsste sich denn ändern, damit sie schnell viele Wohnungen bauen können?

Thomas Bauer, Bau AG: Wir bräuchten zum einen günstige Grundstücke. Wir bräuchten eine ordentliche Förderung, wobei die in den letzten Jahren deutlich verbessert wurde. Da ist schon viel gemacht worden seitens des Landes Rheinland-Pfalz. Was sie aber auch brauchen sind einfach mehr Handwerker. Und was momentan auch ein großes Problem ist, dass sie Materialien bekommen. Das ist mit der größte Engpaß.

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