Die Viertklässler in Deutschland werden einer Studie zufolge immer schlechter in den Fächern Deutsch und Mathematik. Der negative Trend habe sich seit dem Jahr 2016 sogar noch verstärkt, teilte die Kultusministerkonferenz in Berlin mit. Das geht aus einer Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) hervor.
Rheinland-Pfalz hat dagegen die Ergebnisse des letzten IQB-Bildungstrends aus dem Jahr 2016 zumindest gehalten, so Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Zudem seien die Grundschülerinnen und -schüler im Länder-Ranking in mehreren Kategorien weiter nach oben gerutscht.
Trotzdem seien die Ergebnisse insgesamt nicht zufriedenstellend, so die Ministerin. In den getesteten Bereichen Orthografie, Lesen, Zuhören und Mathematik sind laut Hubig die Ergebnisse im Vergleich zu 2016 konstant geblieben, im Länderranking hat sich Rheinland-Pfalz demnach jeweils deutlich verbessert. "Bei der Rechtschreibung sind wir von Platz 8 auf Platz 4, beim Lesen von Platz 13 auf Platz 7 gesprungen." In Mathematik habe sich Rheinland-Pfalz von Platz 10 im Jahr 2016 auf Platz 5 im Jahr 2021 verbessert.
Die Spitzenpositionen in den meisten Bereichen nehmen Bayern und Sachsen ein.
Rheinland-Pfalz besser als im Bundesdurchschnitt
In Rheinland-Pfalz verfehlen 16 Prozent der Viertklässler beim Lesen den Mindeststandard, bundesweit sind es 18,8 Prozent. Bei der Rechtschreibung schaffen bundesweit 30,4 Prozent der Kinder die Mindestanforderungen nicht, das sind in Rheinland-Pfalz 27,8. Auch in Mathematik schneiden die Kinder im Land besser ab als im Bundesschnitt - hier liegen die Zahlen bei 17,7 gegenüber 21,8 Prozent.
Armut und Migration verringern Bildungschancen
Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends sind nach Ansicht der Autoren der Studie "besorgniserregend". Besonders Kinder aus sozial schlechter gestellten Familien oder solchen mit Migrationshintergrund seien von den negativen Werten betroffen. Dies gilt, wie das IQB laut Ministerin Hubig hervorhebt, für Rheinland-Pfalz nicht. Hier beginne die Sprachförderung bereits in der Kita, "neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler werden bei uns in Regelklassen integriert und erhalten gleichzeitig Deutsch-Intensivkurse", so Hubig.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beobachtet die Entwicklung der sozialen Schere in den Grundschulen mit großer Sorge. Anja Bensinger-Stolze, Vorstandsmitglied Schule der GEW, sagte: "Jetzt rächt sich, dass der Primarbereich in den vergangenen Jahren vernachlässigt wurde: der immer größer werdende Lehrkräftemangel, die ungleiche Bezahlung in den Bundesländern, große Klassen, fehlende Unterstützungssysteme, eine unzureichende Ausbildung – so legt man nicht die notwendigen Grundlagen für das zukünftige Leben der Kinder." Die Grundschulen bräuchten schnellstens Unterstützung, um soziale Ungleichheiten abzubauen. Helfen könnten dabei unter anderem Schulsozialarbeiter und Mitarbeitende des Schulpsychologischen Diensts.
Kritik von CDU und AfD
Die rheinland-pfälzische Landtags-CDU sieht beim Abschneiden rheinland-pfälzischer Schülerinnen und Schüler noch "massig Luft nach oben." Die Bildungs-Obfrau der CDU-Landtagsfraktion, Jenny Groß, sprach von einem "Armutszeugnis für die rheinland-pfälzische Bildungspolitik". Dem Land gelinge es nur den so schon schlechten Status quo zu halten, anstatt im Ranking nach oben zu klettern, so Groß.
Ähnlich äußerte sich die AfD im Land. Der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Joachim Paul, forderte ein "sofortiges Umsteuern in der Bildungspolitik seitens der Landesregierung". In der Grundschule müsse die volle Konzentration auf die Bereiche Lesen, Schreiben und Rechnen gelegt werden. Die Methode "Lesen durch Schreiben" beziehungsweise "Schreiben nach Gehör" müsse abgeschafft und die Anlauttabelle aus dem Unterricht entfernt werden.
Homeschooling während Corona ein Grund für die Entwicklung
Als wichtigen Grund für die Verschlechterung nannte die Studie die Schulschließungen während der Corona-Pandemie. Wie stark Kinder in der Schule seien, hänge stark mit der heimischen Umgebung während der Pandemie zusammen. Eine mangelhafte Ausstattung habe den Lernerfolg beeinträchtigen können.
Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) hatte im vergangenen Jahr die Bildungskompetenzen von Viertklässlern in Deutsch und Mathematik unter die Lupe genommen. Das IQB arbeitet im Auftrag der Kultusministerkonferenz von Bund und Ländern. Es ist die dritte Studie dieser Art. Beteiligt haben sich mehr als 26.000 Schüler der vierten Jahrgangsstufe aus rund 1.400 Schulen. Die Daten wurden zwischen April und August 2021 erhoben, ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie.