Geplant ist ein deutschlandweit gültiges Ticket für den ÖPNV zu einem Einführungspreis von 49 Euro pro Monat. Erhältlich sein soll der Fahrschein mit dem Namen "Deutschlandticket" nach dem Willen der Länder spätestens ab 1. April. Das gaben die Verkehrsminister am Dienstagabend bekannt. Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) gibt es für die Vorbereitung jedoch noch viel zu tun. So müssten etwa die Tarifsysteme der Verbünde umgestellt werden. Die Kosten von rund drei Milliarden Euro pro Jahr wollen sich Bund und Länder teilen.
Nach Beratungen der Verkehrsminister Länder wollen 49-Euro-Ticket spätestens ab 1. April
Das 49-Euro-Ticket soll nun spätestens zum 1. April 2023 starten. Darauf verständigten sich die Verkehrsministerinnen und -minister von Bund und Ländern am Dienstag auf einer Sonderkonferenz.
Verkehrsverbünde in RLP fordern mehr Geld für Strecken und Personal
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) hält diese Summe nicht für ausreichend. Geschäftsführer Knut Kingat fordert stattdessen weitere Regionalisierungsmittel von Bund und Ländern. Sonst mache ein 49-Euro-Ticket keinen Sinn. Die Länder hätten weitere 3,15 Milliarden Euro vom Bund gefordert, dieser wolle aber nur eine Milliarde Euro drauflegen. "Spätestens 2025 ist für die erforderlichen verkehrlichen Erweiterungen mit einer Bugwelle bei Finanzierungen und Kapazitäten zu rechnen. Insofern sind noch Finanzierungsfragen mit Bund und Ländern zu klären, denn was hilft ein 49-Euro-Ticket, wenn der Bus nicht mehr kommen kann oder die Verkehrsmittel überfüllt sind?", fragt Kingat.
Der Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM) begrüßt das 49-Euro-Ticket grundsätzlich. Es könne für viele zu "einer echten Mobilitätsalternative zum Auto" werden, sagte ein Sprecher. Spezielle Auswirkungen auf kleinere Verkehrsunternehmen in Rheinland-Pfalz sieht der VRM nicht: "Die finanziellen Auswirkungen betreffen ja die kompletten Verbundeinnahmen und werden nach den bisherigen Erkenntnissen von Bund und Ländern - nach dem Vorbild des Corona-Rettungsschirmes - ausgeglichen." Allerdings gibt der VRM zu bedenken, dass ein 49-Euro-Ticket nur funktioniere, wenn auch die Mittel für Infrastruktur und Personalausstattung aufgestockt würden.
Für den Rhein-Nahe Nahverkehrsverbund (RNN) kommt das Ticket eigenen Angaben zufolge "genau zum richtigen Zeitpunkt". Der RNN habe gerade erst sein Verkehrsangebot vervielfacht. Zum 49-Euro-Ticket gibt der Verbund zu bedenken, dass ein solches Ticket nur möglich ist, "wenn die Bundesregierung und die Länder entsprechende finanzielle Mittel zur Verfügung stellen".
Der Verkehrsverbund Region Trier (VRT) spricht von einem "tollen preislich niedrigschwelligen Angebot" für die Menschen der Region - mit "positivem Effekt für das Klima". Es dürfe dabei allerdings nicht zu Einschränkungen des aktuellen und geplanten Fahrtenangebotes kommen.
Preiswerter öffentlicher Nahverkehr 49-Euro-Ticket: Verkehrsverbund sieht Probleme bei der Finanzierung
Das 49-Euro-Ticket soll zum 1. April 2023 starten. Der Verkehrsverbund Region Trier (VRT) findet das Ticket grundsätzich gut, sieht aber noch Schwierigkeiten bei der Finanzierung.
Eine negative Auswirkung des 49-Euro-Tickets auf Busunternehmen, mit denen der VRT zusammenarbeitet, erwartet der Verband nicht. Diese erhielten einen fixen Betrag unabhängig von der Höhe der Fahrgeldeinnahmen. Für Verkehrsunternehmen, die eigenwirtschaftlich arbeiten, könne sich die Situation schwieriger darstellen.
Wie bereiten sich die Verkehrsverbünde auf das Ticket vor?
Wie aber bereiten sich die Verkehrsverbünde schon jetzt auf die Einführung eines 49-Euro-Tickets vor und was haben die Fahrgäste von dem neuen Angebot? Hier Antworten auf die wichtigsten Fragen.
- Soll ich meine Monatskarte und mein Jobticket kündigen?
- Was ist, wenn mein aktuelles Ticket günstiger ist als 49 Euro?
- Wie wird bei Jobtickets der Arbeitgeber-Anteil auf das Ticket angerechnet?
- Zahlen auch Studierende und Azubis 49 Euro?
- Ist das 365-Euro-Jahresricket damit endgültig vom Tisch?
- Gibt es das 49-Euro-Ticket nur digital?
1. Soll ich meine Monatskarte oder mein Jobticket kündigen?
Nein. Aktuell sollte wegen des Deutschlandtickets niemand sein bestehendes Abo kündigen, weil die Verbünde noch nicht offiziell wissen, wann und ob das deutschlandweite Ticket kommt. Sobald diese Entscheidung feststeht, gehe man auf die Abonnentinnen und Abonnenten zu und zeige ihnen auf, was sie tun müssen, wenn sie auf das Deutschlandticket umsteigen wollen, hieß es beispielsweise beim Karlsruher Verkehrsverbund (KVV). Der Verbund bedient auch Strecken in der Süd- und Vorderpfalz.
2. Was ist, wenn mein aktuelles Ticket günstiger ist als 49 Euro?
Das hängt davon ab, welche Bedürfnisse Fahrgäste haben. Wo und wie viel fahre ich? Will ich jemanden mitnehmen oder die Karte auf jemanden übertragen? Viele Monatskarten können auf andere übertragen werden - beim 49-Euro-Ticket ist das nicht möglich. Bei solchen Fragen sollte man die Kundencenter des jeweiligen Verkehrsverbundes aufsuchen oder sich über die Callcenter informieren.
3. Wie wird bei Jobtickets der Arbeitgeberanteil angerechet?
Wenn der Arbeitgeber nichts beiträgt, gibt es das Jobticket für 49 Euro. Wenn der Arbeitgeber mindestens zehn Euro übernimmt, wird der Ticketpreis zusätzlich um zehn Prozent reduziert, teilte der KVV mit.
4. Zahlen Studierende und Azubis auch den vollen Betrag?
Ja. Für diese Personengruppe gibt es keine zusätzliche Ermäßigung.
5. Ist das 365-Euro-Jahresticket damit endgültig vom Tisch?
Ein pauschales 365-Euro-Ticket ist nicht geplant. Im Nachbarland Baden-Württemberg wird ab dem 1. März 2023 ein landesweites Jugendticket für 365 Euro angeboten. In Rheinland-Pfalz ist ein solches Angebot voraussichtlich ab dem ersten Halbjahr 2024 geplant. Vorreiter ist hier die Stadt Mainz. Die Mainzer Mobilität hat das kostengünstige Sozialticket bereits im September dieses Jahres eingeführt. Davon profitieren neben Schülerinnen, Schülern und Auszubildenden ab Januar 2023 auch Empfänger von Sozialleistungen wie dem Bürgergeld.
6. Gibt es das 49-Euro-Ticket nur digital?
Das ist noch unklar. Verkehrsminister Wissing strebt an, das Ticket nur digital anzubieten - auf Smartphones oder als "Fahrausweise im Scheckkartenformat, die digital lesbar sind". Andere hätten gerne zudem weiter ein herkömmliches Ticket - wie es das beim 9-Euro-Ticket auch gab. "Ein rein digitales Ticket grenzt Millionen von Fahrgästen aus", sagte der Verkehrsexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband, Gregor Kolbe, der "Augsburger Allgemeinen".
Der Karlsruher Verkehrsverbund kündigte an, er wolle das Ticket zunächst nur als Plastikkarten-Abo verkaufen. An einer zusätzlichen digitalen Umsetzung über eine Smartphone-App werde noch gearbeitet. Am Fahrkartenautomaten werde man das Ticket allerdings nicht kaufen können.
Der Verkehrsverbund Region Trier teilte mit, er wünsche sich "zur digitalen Version alternative Ticket-Varianten. Ob dies auch eine Automaten-Lösung beinhalten kann, prüfen wir aktuell, da ein Abo-Ticket besondere Anforderungen hat."