Wintersport: Wie der Ski-Tourismus den Klimawandel ignoriert

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Andreas Herrler
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Andreas Böhnisch

Skifahren wird wegen des Klimawandels immer schwieriger. Doch die Branche setzt ihre Ausbaupläne fort, kritisiert der Geologe und Alpenforscher Werner Bätzing im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Herrler.

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Wintersport, wie wir ihn kennen, könnte bald nicht mehr möglich sein. Die europäischen Skigebiete stehen wegen des Klimawandels vor enormen Herausforderungen. Laut einer Studie droht bei einer Erwärmung um zwei Grad der Hälfe aller Skigebiete Schneemangel. Auch künstliche Beschneiung würde dann nicht mehr helfen.

Skigebiete setzen trotz Klimawandel auf Expansion

Doch ein Umdenken in den Skigebieten suche man vergeblich, kritisiert Werner Bätzing, Geologe und Alpenforscher. "In Frankreich sind neue, riesengroße Skigebiete geplant", sagt der emeritierte Professor im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Herrler. "Fast überall gibt es Erweiterungen."

Der Grund dafür liege auf der Hand. Mit einem Skifahrer werde bis zu viermal so viel verdient wie mit einem Winterurlauber, der zum Wandern in die Berge komme.

Es ist ein Wahnsinn in der Zeit des Niedergangs.

Dieser Konkurrenzkampf trage inzwischen absurde Züge. Jeder Anbieter versuche, trotz des Klimawandels, sein Angebot zu perfektionieren und zu optimieren. Jeder wolle möglichst viel von dem schrumpfenden Kuchen abbekommen. "Das führt zu einem gnadenlosen Verdrängungswettbewerb."

Einheimische haben nichts vom Ski-Tourismus

Leidtragende der Entwicklung seien die Einheimischen, die aus den großen Skiorten vertrieben würden. Die Hotels seien überwiegend im Besitz von großen Kapitalgesellschaften. Der Alpenforscher fordert deshalb ein Eingreifen der Politik. "Hier müsste der Staat den Markt regulieren - einfach zu Gunsten der lokalen und regionalen Entwicklung."

Wissenschaftler plädiert für anderen Winterurlaub

Werner Bätzing hält trotz der Erderwärmung Winterurlaub nach wie vor für möglich. Die Gäste sollten aber nicht zu "Wintersport mit viel Technik" - also zum Skifahren, wie man es bisher kennt - anreisen, sondern die Alpen "mit eigener Körperkraft erleben". Die technische Aufrüstung durch Seilbahnen und Lifte habe dieses Erlebnis zerstört.

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