Ein Zug steht am Bahnhof in Stuttgart, viele Reisende steigen ein (Foto: dpa Bildfunk, SWR, Picture Alliance)

Erhöhtes Reiseaufkommen

Bahnfahren an Weihnachten in BW: Verband rechnet mit Verspätungen und Ausfällen

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Andreas Böhnisch

Der Chef von PRO BAHN erwartet rund um die Feiertage Beeinträchtigungen. Was er Fahrgästen rät und er aktuell für das größte Problem bei der Bahn hält, erklärt er im SWR-Interview.

SWR Aktuell: Wir sind kurz vor Weihnachten, viele Menschen sind in Zügen unterwegs: Rechnen Sie mit deutlichen Einschränkungen?

Detlef Neuß: Ich bin auf jeden Fall leicht besorgt. Wenn man sich die letzten Wochen anschaut, muss man leider sagen, dass es sicherlich auch über die Weihnachtstage nicht wirklich hundertprozentig glatt laufen wird.

SWR Aktuell: Laut einer neuen Statistik war die Deutsche Bahn in diesem Jahr offenbar so unpünktlich wie noch nie. Was erwarten Sie für den sehr reiseintensiven 23. Dezember?

Neuß: Man hat natürlich zusätzliche Züge eingesetzt - das wird den Bahnverkehr auch entlasten. Aber es wird das Netz mit den vielen Baustellen, die wir im Augenblick haben, auch noch zusätzlich belasten. Man muss damit rechnen, dass es zu Verspätungen kommt. Und da wir im Moment auch einen sehr hohen Krankenstand nicht nur bei Eisenbahnunternehmen, sondern auch bei anderen Unternehmen haben, müssen wir mit kurzfristigen Krankmeldungen rechnen, die dann auch Zugausfälle zur Folge haben. Es wäre naiv, so zu tun, als wäre das über Weihnachten jetzt plötzlich alles besser, was in den letzten Wochen der Normalfall war.

SWR Aktuell: In Rheinland-Pfalz werden derzeit zum Beispiel auf der Strecke Mainz - Koblenz - Köln die Gleise erneuert, Züge werden umgeleitet oder fallen ganz aus. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum die Bahn das gerade jetzt macht - trotz vieler Reisender?

Neuß: Solche Baustellen werden immer während der Schulferien ausgeführt, weil dann weniger Pendler unterwegs sind. Aber die Strecken sind teilweise auf Verschleiß gefahren. Es ist jahrzehntelang viel zu wenig getan worden - und von der Politik viel zu wenig Geld in die Bahn gesteckt worden. Irgendwann bricht dieses System dann mal fast zusammen. Dann muss eben alles auf einmal gemacht werden. Darunter leiden jetzt leider auch die Fahrgäste, die über Weihnachten mit der Bahn nach Hause wollen.

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SWR Aktuell: Bedienfehler und kaputte Weichen - in Baden-Württemberg lief es zuletzt auf der gerade eröffneten Neubaustrecke Ulm - Wendlingen nicht rund. Die Folgen für die Reisenden waren Umleitungen und Verspätungen. Hat die Bahn die Probleme auf der Neubaustrecke jetzt im Griff?

Neuß: Das, was wir da erlebt haben, sind mit Sicherheit Kinderkrankheiten. Das wird nicht der Normalfall sein. Das Problem ist, dass heutzutage alles sehr schnell in Betrieb genommen wird. Dann treten eben Kinderkrankheiten auf, die im Nachhinein beseitigt werden müssen. Die Probleme haben wir nicht nur auf der Neubaustrecke Ulm - Wendlingen. Die gibt es auch in anderen Landesteilen, wo neue Strecken in Betrieb genommen werden. Man hat sie lediglich nicht so sehr im Fokus. Ulm - Wendlingen ist ein ganz besonderes Projekt, auf das jeder schaut. Aber dort, wo man nicht hinschaut, ist es auch nicht viel besser. Da braucht man auch eine ganze Weile, bis dann der Betrieb wirklich fehlerfrei läuft.

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SWR Aktuell: Baustellen im Bahnnetz, Krankheitsfälle, viele zusätzliche Reisende: Wie sieht ihre Prognose für die Pünktlichkeitsbilanz aus?

Neuß: Die Bahn wird sich sicherlich alle Mühe geben, den Pünktlichkeitsstand nicht noch weiter absinken zu lassen, vor allen Dingen nicht über die Feiertage. Schließlich will man in den nächsten Jahren zusätzliche Fahrgäste gewinnen. Aber man sollte auf jeden Fall nicht zu knapp kalkulieren, wenn man mit der Bahn unterwegs ist. Man sollte, wenn man umsteigen muss, ausreichende Anschlusszeiten berücksichtigen. Es schadet auch nicht, wenn man ein bisschen Verpflegung dabei hat und etwas zu trinken - da ich bezweifle, dass die Bordbistros alle zu einhundert Prozent besetzt sein werden.

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