Bevölkerungsschützer Tiesler zu Extremwetterlagen

"Wir müssen uns besser anpassen"

Stand
AUTOR/IN
Oliver Neuroth

Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe warnt davor, dass Starkregenereignisse wie in Griechenland und Spanien auch bei uns zum Problem werden können.

Audio herunterladen (18,8 MB | MP3)

Seit Tagen sorgen die dramatischen Regenfälle in Griechenland für Schlagzeilen: Ganze Landstriche sind überflutet, die Behörden berichten von mehreren Todesopfern. Für den obersten Bevölkerungsschützer Deutschlands Ralph Tiesler zeigen dieses und andere aktuelle Extremwetterlagen in Europa, dass auch wir aufmerksamer sein sollten. "Wir müssen uns anpassen an diese Situation, darauf einstellen, besser mit diesen Situationen umzugehen", sagt Tiesler, der das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn leitet. "Wir erleben solche Wetterereignisse in sehr kurzer Zeit, die uns alle überraschen können." Alle Akteure müssten sich auf diese Lagen vorbereiten, fordert Tiesler im SWR Interview der Woche. In Deutschland ist dafür das Gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern zuständig, das ebenfalls in Bonn sitzt. Experten von Bundesbehörden und Ländern arbeiten daran, Prognosen für Unwetterkatastrophen vorzubereiten und Konzepte für eine bessere Kommunikation zwischen den zuständigen Stellen zu entwickeln – auch als Konsequenz aus der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021. BBK-Präsident Tiesler stellt klar: Manche Flächen sollten aufgrund des Klimawandels nicht wiederbesiedelt, Bauprojekte überdacht werden – durch die Erkenntnisse aus Flutlagen.

Korrespondent Oliver Neuroth und Ralph Tiesler sitzen beim Interview in Bonn in einem Büro an einem Tisch vor einem SWR Mikrofon nebeneinander und schauen in die Kamera (Foto: SWR, Foto: Marianne Suntrup, Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe)
SWR-Korrespondent Oliver Neuroth und BBK-Präsident Ralph Tiesler beim Interview der Woche in Bonn

Welche Einsatzmittel sind wo verfügbar?

Behördenchef Tiesler räumt ein, dass weiterhin eine deutschlandweite Aufstellung fehlt, welche Kompetenzen beim Katastrophenschutz wo vorhanden sind. Welche Spezialfahrzeuge beispielsweise welche Regionen in Katastrophenlagen zur Verfügung haben. "Die frohe Botschaft ist: Da arbeiten wir gerade intensiv dran. Ein Ressourcenregister wird aufgebaut." Laut Tiesler verfügt Deutschland über genügend Einsatzmittel, nötig sei aber ein Überblick. Der BBK-Präsident geht davon aus, dass das Register im kommenden Jahr fertiggestellt sein wird.

Auf den "Warnmittel-Mix" kommt es an

Am 14. September ist der nächste bundesweite Warntag geplant. Um 11 Uhr sollen Handys laut piepen, Warnapps Nachrichten versenden und Sirenen losheulen. Tiesler spricht im SWR-Interview von einem "Warnmittel-Mix", über den möglichst viele Menschen erreicht werden sollen. "Das ist ein Stresstest für das Gesamtsystem, weil wir lösen alles auf einmal aus. Da wird das System auf Herz und Nieren geprüft." Dieser Warntag soll noch besser klappen als der letzte Probealarm im Dezember. Nach Angaben des BBK hatten damals 90 Prozent der Bevölkerung eine Warnung erhalten – über die verschiedenen Warnmedien. Trotz aller moderner Technik: "Sirenen sind, wenn es um den Weck-Effekt geht, unschlagbar", sagt Tiesler. Er unterstützt daher die Initiative des Bundes, die Länder finanziell dabei zu unterstützen, klassische Sirenen wieder aufzubauen, die in den vergangenen Jahren immer weiter abgebaut wurden.

Stand
AUTOR/IN
Oliver Neuroth