Die Politikerin Sahra Wagenknecht (Die Linke)

Neue Wagenknecht-Partei

Meinung: "Die Linke" vor Spaltung - endlich!

Stand
AUTOR/IN
Stefan Giese
Bild von Stefan Giese

Die Wege von Sahra Wagenknecht und der Partei "Die Linke" scheinen sich nun endgültig zu trennen. Dieser Schritt ist überfällig und bietet beiden Seiten mehr Chancen als Risiken, meint Stefan Giese.

Am Montag soll es endlich soweit sein: Laut Medienberichten will die Noch-Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht den Verein "BSW - Für Vernunft und Gerechtigkeit e. V." vorstellen, aus dem schließlich eine neue Partei hervorgehen soll, wobei BSW für "Bündnis Sahra Wagenknecht" steht.

Bild von Stefan Giese
Die Meinung von Stefan Giese

Linkes Schreckgespenst

In ihrer alten Partei ist die Aufregung groß. Verständlich, schließlich verliert sie mit Wagenknechts Abgang ihr wohl bekanntestes Gesicht und ihre wahrnehmbarste Stimme. Ziemlich sicher ist, dass sich die Linken-Fraktion im Bundestag spalten wird und damit Macht und Einfluss verliert. Die Partei würde deutlich geschwächt in den Wahlkampf in für sie besonders wichtige ostdeutsche Bundesländer gehen. Über allem spukt das Schreckgespenst eines Abstiegs zu einer unbedeutenden Politsekte.

Dennoch überwiegen aus meiner Sicht die Chancen, die sich aus der Parteispaltung ergeben - und zwar für beide Parteien. Im Moment weiß niemand für was "Die Linke" eigentlich steht, welche Ziele sie wie erreichen möchte. Ob Migration, Klima, Ukraine-Krieg oder Europa-Politik - in alle wesentlichen Themen vertreten die Partei und ihre bekannteste Vertreterin öffentlich vollkommen entgegengesetzte Positionen. Kein Wunder, dass "Die Linke" von einer Wahlniederlage zur anderen taumelt, wer wählt schon eine "Black Box", deren Inhalt man nicht kennt.

Mannheim

Wagenknecht bestätigt Pläne für Parteigründung Keimzelle von neuer Sahra-Wagenknecht-Partei in Mannheim?

Im Vereinsregister des Mannheimer Amtsgerichts steht seit 26. September ein Verein, der die Keimzelle einer neuen Sahra-Wagenknecht-Partei sein könnte. Warum ausgerechnet Mannheim?

SWR4 am Nachmittag SWR4

Keine Rücksicht mehr auf "skurrile Minderheiten"

Mit dem Abgang von Sahra Wagenknecht hat die Partei die Chance, ihr Profil zu schärfen, mit dem sie erkennbarer für sich werben kann. Der Wagenknecht-Flügel wiederum müsste keine Rücksicht mehr nehmen auf das, was Wagenknecht selbst als "immer skurrilere Minderheiten" bezeichnet hat. Als Protestpartei, die soziale Themen anspricht, gesellschaftlich aber ziemlich konservativ tickt, würde sie versuchen, im Revier der AfD zu wildern - bei Wählerinnen und Wählern, die sich von "den Altparteien" nicht vertreten fühlen, aber vom bräunlichen Erscheinungsbild der selbsternannten Alternative zurückschrecken.

Rheinland-Pfalz

Verein als Vorstufe zu neuer Partei Linke in RLP: Wagenknecht-Abgang wäre "Chance und Befreiung"

Auch für die Linke in Rheinland-Pfalz hat das eine enorme Sprengkraft. Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht will am Montag einen Verein vorstellen, der als Vorstufe für eine neue Partei gilt.

Die Morningshow SWR3

Mögliche neue Wagenknecht-Partei Diskussion um Spaltung: Wie geschlossen ist die Linke in BW?

Spitzenpolitiker der Linken sehen keine Gefahr einer Spaltung des Landesverbands. Die Zahl der Gegner der Gallionsfigur Sahra Wagenknecht sei viel höher als die der Befürworter.

Mehr Meinungen im SWR

"Zwei Minuten": Die Kolumne zum Wochenende Meinung: Frühling mit Nebenwirkungen

Wenn Mairegen wirklich schön macht, dann hat es der Mai 2024 sehr gut mit uns gemeint! Aber nicht nur der Regen macht es uns nicht leicht, den Frühling zu genießen - meint Pascal Fournier in seiner Kolumne.

Generationen Boomer bis Millennials Meinung: „Schweinchen Dick“ – meine „Prinzessin Lillifee“

„Prinzessin Lillifee“ ist nicht wie „Schweinchen Dick“. Jede Generation erfährt eine eigene Prägung und Einstellung, meint Martin Rupps.