Winfried Kretschmann (Bündnis 90Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa Bildfunk, Marijan Murat)

Kretschmann kritisiert "Plastikworte" in der Politik

Meinung: Kanzler-Reden für den Gelben Sack

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Martin Rupps
Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)

Der baden-württembergische Ministerpräsident Wilfried Kretschmann (Grüne) kritisiert die "Plastikworte" seiner Kolleginnen und Kollegen. Das kann er, weil er selbst nichts mehr werden muss, meint Martin Rupps.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat seine Zunft für ihre Sprache kritisiert. "Wir Politiker sind Meister darin, Plastikwörter zu generieren", sagte er jetzt in einem Interview – und tappte dabei selbst in die Falle. Statt dem Plastikwort "generieren" hätte ein schlichtes "bilden" genügt.

Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)
Die Meinung von Martin Rupps

Ich frage mich, wer in der deutschen Politik plastikmüllfrei redet. Renate Künast, Claudia Roth, Boris Palmer, Wolfgang Kubicki fallen mir ein. Palmer oder Kubicki werden in der fünften Jahreszeit gern vor Narrengerichte gezerrt, in den restlichen vier bleiben sie politische Exoten. Klartext leisten sich hierzulande nur noch innerlich unabhängige Geister in dem Wissen: Ich kann in der Politik nichts mehr werden oder muss es nicht.

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Kretschmann tappte selbst in die Falle

Je höher das Amt desto schlechter die Rhetorik, lautet meine persönliche Faustregel. Allen voran Christine Lambrecht und Olaf Scholz. Es gibt erfreuliche Ausnahmen wie Annalena Baerbock und Robert Habeck. Größere Systeme, glaube ich, schleifen Frauen und Männern auf ihrem Karriereweg die Kanten ab. Ganz oben angekommen, tragen diese Frauen und Männer viel Plastikmüll mit sich herum.

Ich glaube, nicht nur Winfried Kretschmann, auch Bürgerinnen und Bürger wünschen sich Klartext in der Politik. Kretschmanns meist klare Sprache trägt zu seiner Popularität, äh Beliebtheit bei.

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