Vor knapp fünf Jahren, am 27. Januar 2020, wurde der erste Corona-Fall in Deutschland bekannt. Wenige Wochen später folgte der erste Lockdown und damit eine Zeit, an die ich mich nicht gerne zurückerinnere. Kinder konnten nicht zur Schule gehen, das medizinische Personal ist an seine Grenzen gestoßen und trotzdem starben viele Menschen „an oder mit Corona“.

Manchmal erzähle ich noch mit meinen Freundinnen und Freunden, wenn wir uns auf ein Bier in einer Kneipe treffen: „Wisst ihr noch damals? Zum Glück ist es vorbei“. Das stimmt so aber leider nicht. Meine Kollegen von SWR1 haben mit der Ärztin und Leiterin der Long-Covid Ambulanz in Koblenz, Dr. Astrid Weber, gesprochen. Und Frau Weber stellt fest: „Long- und Post-Covid sind nicht vorbei“. Noch immer leiden Kinder, Jugendliche und Erwachsene unter Müdigkeit und Erschöpfung. Und noch immer mangelt es an Hilfe und Anerkennung.
Ich finde es schlimm, dass Betroffene teure Medikamente offenbar oft selbst bezahlen müssen und Krankenkassen sowie Politik nicht genug finanzielle Unterstützung leisten. Wer seit Jahren krank ist und nicht zur Arbeit oder in die Schule gehen kann, sollte sich nicht noch zusätzlich Sorgen machen müssen, ob er oder sie sich die nötigen Medikamente leisten kann. Aus meiner Sicht ist es nicht richtig, dass sich diese Menschen alleingelassen fühlen, während der Rest der Gesellschaft so tut, als sei nichts gewesen.
Hier muss ich mir auch an die eigene Nase fassen. Ich habe meine Corona-Infektionen gut weggesteckt und ansonsten das Thema Corona innerlich weit weggeschoben. Nicht alle hatten so viel Glück. Die, die noch immer unter den Folgen leiden, brauchen Aufmerksamkeit und Anerkennung. Sie dürfen nicht vergessen werden. Einen wichtigen Beitrag dazu leisten meine Kollegen mit der Dokumentation „Corona-Schicksale - Was von der Pandemie bleibt“, die ich Ihnen wärmstens empfehle.
Natürlich wird kein Mensch gesund, weil Sie und ich ein Interview lesen oder eine Dokumentation schauen. Ich hoffe aber, dass mit mehr Wissen auch mehr Anerkennung und Empathie für die Situation der Betroffenen einhergeht. Und sie allem voran nicht vergessen werden.
Kommentare (2)
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Ich bin seit nun 3 Jahren nicht mehr der selbe! Ich atme schwer,habe Muskelschmerzen an fast allen Muskeln als ob ich am Vorabend einen Kampf im Ring gehabt hatte. Da ich zuvor Kampfsport betrieben habe weiß ich von ich rede. Ich war zuvor Recht sportlich und hatte sehr viel Freude am Joggen, Kampf- und Kraftsport.Seit dem Stichtag 24.11.21 begann alles mit Schüttelfrost 2 Tage später stellte sich eine 4 Monatige Atemnot auf einem Lungenflügel ein. Seither werde ich von der Gesellschaft völlig vergessen! Ärzte behandeln einen teils so Abfällig das man sich die Frage stellen muss ob diese eigtl. geeignet für Ihre Tätigkeit sind. Auf der Arbeit werde ich durch meine verminderte Leistung gemobbt u.unter vorgehaltener Hand geben doch bitte einfach zu kündigen. Da Freunde u. Familie natürlich auch mit ihrem Alltag kämpfen und meist 100 % Auslastung Erfahren, ist kein Platz für Krankheit
Ja, Corona ist tatsächlich nicht vorbei. Nicht nur für die von Long COVID Betroffenen nicht, sondern für niemanden. Man kann sich jederzeit wieder mit SARS-CoV-2 infizieren und auch noch nach der 3. oder 4. Infektion Long COVID entwickeln. SARS-CoV-2 bindet an ACE2-Rezeptoren, die sich überall im Körper befinden, auch in den Organen, auch im Gehirn. Es ist gefäßschädigend und neurotrop. Man kann auch weiterhin andere Menschen mit SARS-CoV-2 infizieren. Selbst wenn man noch gar keine Symptome hat, kann man das Virus ausatmen. Es kann stundenlang in der Raumluft infektiös bleiben. Das ist natürlich alles seit 2020 bekannt, aber es sollte vielleicht doch daran erinnert werden. Lesen Sie gern mal Studien, die sich mit den gesundheitlichen Folgen einer COVID-19-Erkrankung befassen. Sehr erhellend, wenn man bereit ist, sich mit der Realität des Lebens mit dem Virus auseinanderzusetzen.
Guten Abend, ich kann mich Ihrem Kommentar nur restlos anschließen und appelliere in aller Dringlichkeit an das SWR-Team sich entsprechend auf die Suche und an die Arbeit zu machen, bzgl. entsprechender (existierender!) Literatur und adressatengerechter Kommunikation. Die Situation läuft, entgegen weitläufig öffentlicher & teils institutioneller Wahrnehmung zusehend aus dem Ruder. Teilweise aufgestellte Prognosen, anhand von div. Hochrechnungsmodellen etc., gehen von einer zunehmenden und maximalen, weit über Anschlag hinaus ragenden Belastungsentwicklung für u.a. Ökonomie aus, stark ansteigend über die unmittelbar vorausliegenden Monate und Jahre (ganz zu schweigen vom Leid auf intra- und interpersoneller Ebene). Bedenken Sie zudem Dunkelziffern. Bitte schweigen Sie hierzu nicht, liebes SWR-Team. Wir brauchen uns (alle). Viel Erfolg und viel Kraft und alles Gute!