Zu Fuß durch die Innenstädte des Landes: Das ist nicht immer so einfach. Um für attraktive Geh- und sichere Schulwege Stimmung zu machen, sind in Ulm rund 100 Menschen vom Hauptbahnhof zum Congress Centrum gezogen. Das Ziel: Die 3. Fußverkehrskonferenz des Landes Baden-Württemberg.
Verkehrsminister Hermann gibt den Ton an
Es ist kalt, es ist nass, es ist schmuddelig. Eben genau das Wetter, das die Bequemen unter uns dazu treibt, vielleicht doch lieber ins Auto zu steigen, statt zu Fuß loszuziehen. Es ist aber auch das perfekte Wetter, um lautstark darauf hinzuweisen: Es geht eben doch. Auch die Gehwege führen zum Ziel, egal welches Wetter gerade herrscht.
Voll motiviert übernimmt Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) die Drumsticks der extra aus Hamburg angereisten Samba Gruppe "Quinta Feira", und gibt damit den "Startschlag" für die "Walkparade". Mit Trommeln, Pfeifen und anderen rythmusgebenden Instrumenten ziehen die rund 100 Menschen vom Ulmer Hauptbahnhof los.
Es geht vorbei an falsch geparkten Autos, an hinderlich platzierten Mülltonnen und an Baustellen. Massig Baustellen. Okay, die sind immerhin "ein gutes Zeichen, dass sich die Stadt verändert", so Baubürgermeister Tim von Winning (parteilos), der sich der gehenden Gruppe ebenfalls angeschlossen hat.
Für attraktive Gehwege und sichere Schulwege
Doch Ulm hat eigentlich auch schon reichlich schöne Fußwege zu bieten, erzählt Günther Krämer von der AG Fußverkehr "Zu Fuß in Ulm." Das Problem: "Das ganze Fußwegenetz ist der breiten Masse unbekannt", so Krämer. Es gebe für Fußgänger keine Wegweisung an zentralen Orten.
Mehr und mehr Bekanntheit erlangt derzeit die Glasgasse, ein Zwischenstopp der Walkparade. Nicht zwangsweise wegen ihrer Attraktivität, sondern weil sie als Pilotprojekt für eine Schulstraße dient. Heißt: Diese Straße, die zu einer Grundschule in der Nähe führt, ist für Autos dann gesperrt, wenn Eltern ihre Kinder eigentlich hinbringen oder abholen wollen - Stichwort Elterntaxis.
Verkehrsminister Hermann ist äußerst angetan von der Idee von Schulstraßen. "Es geht darum, dass Kinder auch selbstständig zur Schule gehen und nicht gefahren werden." Man habe sich in der Vergangenheit "total vom Auto dominieren lassen".
Konferenz zu Fußverkehr in Ulm
Nach etwa einer Stunde erreicht die Gruppe das Congress Zentrum und das eigentliche Ziel: die dritte Fußverkehrskonferenz des Landes Baden-Württemberg. Hier kommen Themen wie hindernisfreie Gehwege, sichere Fußgängerüberwege und die allgemeine Gestaltung von Straßenräumen auf den Tisch.
Eine Menge Themen und das ist auch nötig. Denn gleich zu Beginn der Konferenz wird durch eine Umfrage unter den rund 400 Teilnehmenden klar: Die Situation in den Städten ist "ausbaufähig". Auch in Ulm, obwohl die Stadt laut Hermann dennoch den höchsten Fußverkehrsanteil hat.
Es werden aber auch positive Beispiele präsentiert und sogar Fußverkehrspreise verliehen. Zu den Gewinnern zählt Lauchheim. In der Kategorie "Fußverkehr vernetzt gedacht" räumt die Stadt mit ihrem aktiven Engagement besonders im Bereich der Schulwegeplanung ab.