Urgeschichtliches Museum, Blaubeuren, Urgeschichte, Werkzeugräume (Foto: SWR, Rainer Schlenz)

Neue Räume im Urgeschichtlichen Museum

Urmu Blaubeuren: Was wir von den Eiszeitmenschen lernen können

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Rainer Schlenz
Rainer Schlenz (Foto: Spiesz-Design/Sabine Weinert-Spieß)

Im Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren werden die Werkzeuge der Eiszeitmenschen neu präsentiert. Die neuen Räume rücken ein Thema in den Mittelpunkt: Überleben im Klimawandel der Urzeit.

Der Klimawandel ist keine Erscheinung der Neuzeit: Es gab ihn auch schon in der Urgeschichte der Menschheit. Wie der Eiszeitmensch sich vor 12.000 Jahren auf das Ende der Kälte eingestellt hat, das zeigt jetzt das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren (Alb-Donau-Kreis) in der neugestalteten "Abteilung zur Werkzeugnutzung".

Alles fing an mit dem Speer. Die Eiszeitmenschen haben ihn benutzt, um Mammuts zu jagen im kalten, baumfreien Land. Dann kommt die Verfeinerung: Die Speerschleuder. Mensch und Natur entwickeln sich weiter, so zeigt es eine Reihe urgeschichtlicher Waffen im Museum. Irgendwann sind Pfeil und Bogen erfunden. Mit dem Ende der Eiszeit wachsen wieder Bäume, die Speerschleuder hat ausgedient, erklärt die Leiterin des Urgeschichtlichen Museums, Stefanie Kölbl. Speere hätten sich im Geäst der Bäume verfangen. Also mussten Pfeil und Bogen her.

"Wir können Flexibilität lernen aus der Urgeschichte."

Urmu thematisiert den Klimawandel

Überleben im Klimawandel der Urzeit ist das Thema. Und damit sind wir ganz nahe dran an einer zentralen Frage der Gegenwart. Was können wir uns abschauen von unseren ganz frühen Vorfahren? "Wir können Flexibilität lernen aus der Urgeschichte", sagt Kölbl. Unsere frühen Vorfahren haben sich dem geänderten Klima nach der Eiszeit angepasst. Und die damaligen Klimaschwankungen waren viel größer als beim Klimawandel der Gegenwart. Neue Werkzeuge, neue Waffen wurden entwickelt, der moderne Mensch betrat die Weltbühne.

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Der zweite Raum im urmu zeigt, wie Waffen, Werkzeuge, Kleidung, Taschen hergestellt worden sind. Hier steht das Mitmachen im Fokus. Besucherinnen und Besucher können mit geschliffenen Steinen Geweihstücke bearbeiten, man sieht die Rohstoffe und was daraus geworden ist. "Wir haben uns gefragt, wie bekommen wir das in die Vitrine hinein? Und haben gemerkt: das geht gar nicht", meint Kölbl. "Wir haben die Vitrine gesprengt, wir haben sie weggelassen." Jetzt kann man Werkzeug, Klingen und Materialien anfassen und benutzen.

Urmu-Chefin Stefanie Kölbl vor den organischen Materialien und "Nachbauten" von Urzeit-Werkzeugen und Kleidung (Foto: SWR, Rainer Schlenz)
Urmu-Chefin Stefanie Kölbl vor den organischen Materialien und "Nachbauten" von Urzeit-Werkzeugen und Kleidung

Auch das ist neu im urmu: Zu sehen sind nicht nur Fundstücke wie Elfenbeinspeerspitzen, Steinwerkzeuge und Knochen. Zu sehen ist auch das, was die Geschichte nicht überdauert hat: Organische Materialien wie Leder, Klebstoff, Flechtwerk aus Flachs oder Binsen. Verarbeitet wurde das zu Geschossspitzen, Taschen, Kleidung, Hüten.

Urgeschichtliches Museum Blaubeuren: Digitaltechnik nicht im Vordergrund

Das Urmu ist moderner geworden. Aber die Neugestaltung setzt nicht auf raffinierte Digitaltechnik, sondern auf Nahbarkeit und das Begreifen. Vor allem auf die Frage: Was hat Urgeschichte mit mir zu tun?  

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