Die Sorge um den Ulmer Standort der Filiale von Galeria Kaufhof ist derzeit groß. Schon bald soll darüber entschieden werden, teilte das Unternehmen jetzt mit. Galeria plant derzeit einen massiven Umbau der Warenhäuser und die Schließung von mehr als 40 seiner noch bestehenden 131 Filialen, auch in Ulm ist die Zukunft ungewiss.
Der Handelsriese hatte kürzlich erneut Insolvenz in Eigenverantwortung beantragt und angekündigt, mehr als ein Drittel Warenhäuser zu schließen.
Ulmer City Marketing Verein hofft auf Fortbestand der Kaufhof-Filiale
Der Ulmer Standort Galeria Kaufhof ist mit seinen 15.000 Quadratmetern das größte Warenhaus in Ulm. Wenn das Kaufhaus geschlossen würde, wäre das ein Verlust für das gesamte Oberzentrum Ulm, sagte Michael Klamser, der zweite Vorsitzende des Ulmer City Marketing Vereins. Dort gehe man derzeit davon aus, dass Ulm hoffentlich nicht von einer Schließung betroffen ist - "weil Ulm, aus Konzernsicht, seit vielen Jahren zu einem sehr guten Standort zählt und deswegen ist die Hoffnung da, dass es Ulm nicht betreffen wird."
Ulmer IHK-Handelsexperte Röll: Galeria Kaufhof in Ulm weniger betroffen
Der Handelsexperte der Industrie- und Handelskammer Ulm (IHK), Josef Röll, sagte dem SWR, er sehe den Galeria Kaufhof-Standort in Ulm weniger betroffen als andere Standorte. Galeria Kaufhof sei "ein ganz wichtiger Magnet für die Innenstadt."
Der IHK-Handelsexperte untermauert seine Einschätzung mit einer von ihm zitierten Veröffentlichung der Fachzeitschrift "Immobilien Zeitung". Dort gebe es eine Liste von Kaufhof-Filialen, die mit grün, gelb und rot gekennzeichnet seien. "Bei den grün gekennzeichneten Filialen geht man davon aus, dass sie weitergeführt werden - und da gehört Ulm dazu."
Kundinnen und Kunden würden Schließung von Kaufhof bedauern
Kundinnen und Kunden würden "ihren Kaufhof" in der Ulmer Innenstadt sehr vermissen. "Porzellan, Parfüm und Süßigkeiten. Es gibt einfach alles dort", sagte eine Frau, die das Geschäft seit ihrer Jugend regelmäßig besucht. Die überwiegende Meinung ist, dass Ulm ohne Galeria Kaufhof etwas fehlen würde. Die Innenstadt sterbe ohnehin durch den Online-Handel Stück für Stück aus. Ein junger Mann zeigte sich allerdings nicht verwundert, dass das Kaufhaus offensichtlich finanziell auf wackeligen Beinen stehe. "Es sieht dort aus wie Kraut und Rüben", beklagt er. Das Geschäft sei unsortiert und unübersichtlich.
Gewerkschaft v.erdi: Kaufhof-Standort Ulm "über Jahre vernachlässigt"
Nach der Ankündigung von Galeria Karstadt Kaufhof, dutzende Filialen schließen zu wollen, fordert die Gewerkschaft ver.di sofortige Verhandlungen mit der Unternehmensleitung. Das häufig gehörte Argument, Kaufhäuser seien nicht mehr zeitgemäß und ein Dinosaurier des Handels lässt der Handelsexperte der Gewerkschaft v.erdi, Bernhard Franke, nicht gelten. Bei den Kaufhäusern sehe er vielmehr das Problem, dass sie seit etwa 15 bis 20 Jahren ihr Versprechen an die Kunden nicht mehr einhielten, nämlich ein breites Sortiment und qualifiziertes Personal für eine umfassende Beratung anzubieten.
"Das wird alles nicht mehr erfüllt." Alle Manager hätten immer nur ein Rezept verfolgt - "Personalabbau, Personalabbau, Kostensenkung." Auch Investitionen in die Standorte und in die Häuser seien vernachlässigt und Sortimente eingeschmolzen worden. Auch der Standort Ulm ist nach Auffassung von Franke über Jahre vernachlässigt worden. Bei entsprechenden Investitionen, auch ins Personal, könnte er wieder ein Einkaufsmagnet werden.