Menschen gehen in den Galeria Kaufhof am Alexanderplatz in Berlin. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Annette Riedl)

Noch 18 Kaufhäuser in Baden-Württemberg

Drohendes Aus für Galeria-Filialen: Beschäftigte in BW in Sorge

Stand

Der Handelsriese Galeria Karstadt Kaufhof kündigt Filialschließungen und Kündigungen an. Die Gewerkschaft ver.di in BW spricht von einer großen Verunsicherung der Beschäftigten.

Nach der Ankündigung von Galeria Karstadt Kaufhof, dutzende Filialen schließen zu wollen, fordert die Gewerkschaft ver.di sofortige Verhandlungen mit der Unternehmensleitung. Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger sagte, es gehe jetzt darum, möglichst jeden Arbeitsplatz zu erhalten. Sie forderte unter anderem mehr Engagement vom Eigentümer der Warenhauskette, dem österreichischen Immobilienmilliardär René Benko. Es müsse jetzt zusätzliches Geld ins Unternehmen, so Nutzenberger.

Der Handelsriese hatte angesichts der Konsumflaute und der Energiepreise Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht und am Montag angekündigt, mindestens ein Drittel, das heißt mehr als 40 seiner verbliebenen 131 Warenhäuser mit rund 17.400 Beschäftigten zu schließen. Dabei seien betriebsbedingte Kündigungen unvermeidbar.

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Noch 18 Galeria-Filialen in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg gibt es noch 18 Galeria-Filialen, jeweils zwei davon in Heidelberg, Stuttgart und Freiburg. Welche der baden-württembergischen Filialen am Ende schließen müssen, ist noch nicht bekannt.

In der Fachzeitschrift "Immobilien Zeitung" (IZ) wurde jedoch eine Liste der Kaufhof-Filialen veröffentlicht, in der die einzelnen Filialen jeweils in den Farben grün, gelb und rot markiert sind. Grün steht dabei für eine wahrscheinliche Fortführung, rot für eine wahrscheinliche Schließung und gelb für eine ungewisse Zukunft.

Analysten sagen Schließungen voraus

Als "grüne" und damit relativ ungefährdete Standorte gelten der IZ-Analyse zufolge die Filialen in Ulm, Freiburg und Mannheim sowie die Stuttgarter Filiale an der Königsstraße. Die Filiale in der Eberhardstraße soll nach Plänen der Stadt Stuttgart jedoch einem Neubau der Deutschen Bundesbank weichen.

Weitere "rote" Filialen, also von Schließung bedrohte Standorte, sind demnach Esslingen, Leonberg (Kreis Böblingen), Lörrach, Offenburg (Ortenaukreis), Pforzheim, Reutlingen und Singen (Kreis Konstanz). Noch unklar ist laut der Liste die Zukunft der Galeria-Filialen in Heidelberg, Heilbronn, Karlsruhe und Konstanz.

ver.di will um Arbeitsplätze kämpfen

Wolfgang Krüger, Handels-Experte der Gewerkschaft ver.di, sagte dem SWR, es sei noch zu früh, um Aussagen über einzelne Standorte zu treffen. Beim letzten Mal sei von 85 bedrohten Filialen nur etwa die Hälfte geschlossen worden. Man wolle versuchen, möglichst alle Arbeitsplätze zu erhalten, so Krüger. Trotzdem sei die Verunsicherung bei den etwa 1.900 Beschäftigten im Land groß. Jeder und jede gehe heute mit der Befürchtung zur Arbeit, die eigene Filiale könne geschlossen werden.

"Das ist eine psychische Belastung, die kann man nicht hoch genug einschätzen. Das ist eine furchtbare Situation für die Beschäftigten."

2020 standen im Land fünf Kaufhäuser des Konzerns auf der Streichliste. Tatsächlich dichtgemacht wurden schließlich drei - in Mannheim, Göppingen und Stuttgart-Bad Cannstatt, in Stuttgart zusätzlich Karstadt Sports. Nach Zugeständnissen der Vermieter blieben die Warenhäuser in Leonberg und in Singen erhalten.

Gewerkschaft will in vorläufige Gläubigerversammlung

Die Gewerkschaft ver.di hat nun Gespräche mit dem Unternehmen angekündigt, um in die vorläufige Gläubigerversammlung aufgenommen zu werden. Die Beschäftigten hätten über Jahre hinweg auf ihre tariflichen Entgelte zum Teil verzichtet, dafür investiert, dass ihre Arbeitsplätze erhalten bleiben, so Krüger. "Jetzt ist es nur gerecht, dass sie auch in der Gläubigerversammlung einen Beistand in Form der Gewerkschaft haben."

Schutzschirmverfahren bereits im Corona-Lockdown

Bereits während des ersten Corona-Lockdowns im April 2020 musste der aus dem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof entstandene Warenhauskonzern Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen. Damit verbunden waren harte Einschnitte: Die Schließung von rund 40 der damals 172 Filialen, der Abbau von etwa 4.000 Stellen und die Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro Schulden sollten dem Unternehmen einen Neustart ermöglichen. Doch die Pandemie und die seit Monaten hohe Inflation haben diesen wohl verhindert. So schrieb Geschäftsführer Miguel Müllenbach der Belegschaft in einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Brief, dass "bis heute keine wirkliche Trendwende erkennbar" sei.

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