Galeria Kaufhof (Foto: SWR)

"Historisch negative Konsumstimmung"

Galeria Karstadt Kaufhof: Standortschließungen auch in RLP?

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Gut zwei Jahre konnten die Mitarbeitenden der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof durchatmen - jetzt hat sie das wacklige Konstrukt ihres Arbeitgebers wieder eingeholt. In Rheinland-Pfalz stehen hunderte Jobs auf dem Spiel.

Entscheidungen gibt es noch keine im zweiten sogenannten Schutzschirmverfahren bei Galeria Kaufhof nach 2020. Doch der eingesetzte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hat bereits erneut harte Einschnitte angekündigt.

Zukunft der RLP-Standorte Trier, Koblenz, Mainz, Bad Kreuznach und Speyer noch unklar

Nur ein harter Kern von den jetzt 131 Kaufhäusern in Deutschland werde übrig bleiben, so Geiwitz. Der Gewerkschaft ver.di zufolge will der Galeria-Vorstand ein Drittel der Filialen schließen. Inwieweit die sechs Standorte in Rheinland-Pfalz betroffen sind, ist noch nicht abzusehen. Insgesamt sind aktuell rund 18.000 Menschen bei Galeria beschäftigt. Der Vorsitzende der Galeria-Geschäftsführung, Miguel Müllenbach, begründete das Vorgehen im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ unter anderem mit einer "historisch negativen Konsumstimmung" und den Energiepreisen.

Betriebsversammlungen geplant

An den zwei Standorten von Galeria Karstadt Kaufhof in Trier hält man sich zu den Entwicklungen aktuell noch bedeckt. Auf SWR-Anfrage heißt es von den Betriebsräten, möglicherweise werde man sich am Donnerstag nach einer Betriebsversammlung mit den Mitarbeitenden äußern. Die Stimmung sei bedrückend. Man habe aber keinerlei Informationen über Schließungspläne und gehe auch nicht davon aus, dass noch in dieser Woche etwas verkündet werde.

Der Vorsitzende der City-Initiative Trier, Patrick Sterzenbach, sagte dem SWR, für Trier wäre es eine Katastrophe, wenn eine weitere große Immobilie oder sogar zwei Immobilien leer stehen würden. Er sehe Potential für den Fortbestand beider Häuser wegen der vielen Touristen, der Einkaufstouristen aus Luxemburg und der vielen Leute, die aus dem Umland in die Stadt kommen.

"Ein Weiter-so nur mit weniger Geschäften darf es nicht geben"

In Koblenz geht der Chef des Amtes für Wirtschaftsförderung, Thomas Hammann, nach eigenen Angaben davon aus, dass die Filiale bleiben wird. Er wisse es aber nicht. Der Standort sei erst umgebaut und um ein Stockwerk reduziert worden, um zukunftsfähig zu bleiben. Die Immobilie sei angemietet und gehöre nicht dem Konzern.

Auch an den Standorten in Mainz und Bad Kreuznach blicken die Beschäftigten in eine ungewisse Zukunft. Eine ver.di-Sprecherin sagte dem SWR, die Angestellten hätten Angst, dass sie bis Weihnachten hingehalten werden und solange nicht wissen, ob sie im neuen Jahr noch einen Job haben.

Der Städte- und Gemeindebund hat angesichts des Insolvenzverfahrens für Galeria Karstadt Kaufhof ein "klares Sanierungs- und Zukunftskonzept" für die Warenhauskette gefordert. Der für Gemeinde- und Stadtentwicklung zuständige Beigeordnete, Bernd Düsterdiek, sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND): "Ein Weiter-so nur mit weniger Geschäften darf es nicht geben."

Insolvenz in Eigenverantwortung

Galeria hatte am Montag Insolvenz in Eigenverantwortung beantragt. Im sogenannten Schutzschirmverfahren, das auf eine Sanierung abzielt, übernimmt ein gerichtlich bestellter Sachverwalter die Aufsicht - die Unternehmensführung behält aber weiterhin die Kontrolle und wird extern beraten.

Standortschließungen und Jobverlust für tausende Mitarbeitende im Jahr 2020

Schon im Jahr 2020 hatte sich Galeria Karstadt Kaufhof zwischen April und September in einem "Schutzschirmverfahren" befunden. In der Folge wurden zahlreiche Kaufhof-Standorte geschlossen. In Rheinland-Pfalz betraf es Landau und Worms. Deutschlandweit verloren tausende Mitarbeitende ihren Job.

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