Hund im Tierheim-Zwinger. Im einen Moment handzahm und plötzlich sehr aggressiv. Dieser Hund im Tierheim Heidenheim ist nicht vermittelbar. (Foto: SWR)

Vom Vorbesitzer nicht erzogen

Unvermittelbare Hunde: Das Tierheim in Heidenheim ist voll

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Peter Schmid
SWR-Aktuell Redakteur Peter Schmid (Foto: SWR)

Im Tierheim in Heidenheim gibt es immer weniger freie Plätze für Hunde in Not. Das Problem: Große, schlecht erzogene Hunde sind oft unvermittelbar und bleiben im Heim.

Unvermittelbare, große Hunde werden im Heidenheimer Tierheim zunehmend zum Problem. Die Hundezwinger sind fast alle belegt, so Tierheimleiterin Julia Lambertz. Die großen Hunde finden oft jahrelang keine neuen Besitzer.

Tierheim-Leiterin Lambertz: "Situation war noch nie so schlimm"

"Früher waren wir auch immer schon voll, hatten teils große Hunde. Aber immer Hunde, die mit ein bisschen Erziehung gut zu vermitteln waren", erklärt Julia Lambertz vom Kreistierschutzverein in Heidenheim. Jetzt seien im Tierheim vor allem Hunde, die aufgrund ihres Alters, der Vorgeschichte oder der Auflagen nicht mehr zu vermitteln seien. "Die Situation war noch nie so schlimm", so die Tierheimleiterin. Nur zwei der 20 Hunde könnten aktuell an Familien abgegeben werden. Die Zwinger sind dadurch dauerhaft belegt. Akut schutzbedüftige Hunde finden keinen Platz mehr.

Für Tierheimleiterin Julia Lambertz ist klar: Es gibt keinen Platz mehr. Die meisten Zwinger im Tierheim in Heidenheim sind belegt durch große, aggressive Hunde oder durch Hunde, die alt für die Vermittlung sind. (Foto: SWR)
Für Tierheimleiterin Julia Lambertz ist klar: Es gibt keinen Platz mehr. Die meisten Zwinger im Tierheim in Heidenheim sind belegt durch große, aggressive Hunde oder durch Hunde, die alt für die Vermittlung sind.

Tierheim-Hunde: Oft schlecht oder nicht erzogen

Es sind vor allem große Kampf- und Hütehunde der Rassen Cane Corso und Kangal, die den Verantwortlichen Probleme bereiten. Die Hunde im Heidenheimer Tierheim sind oft aggressiv. Die Aggressivität steckt dabei nicht in den Hundegenen - das Problem ist oft falsche oder keine Erziehung. "Die Hunde haben durch den Vorbesitzer oft keine Sozialisierung gelernt", sagt Julia Lambertz.

"Im Grunde genommen ist es gefährlich, diese Hunde zu vermitteln, weil sie aufgrund der vorherigen Haltung und der Vorgeschichte zu dem gemacht wurden, was sie jetzt sind." Auch das Tierheimpersonal muss bei der Pflege der Tiere aufpassen. Immer wieder kommt es zu Beißattacken. "Das macht den Umgang mit diesen Hunden nicht unbedingt leicht“, so Lambertz.

Kampfhund Tyson ist schon seit drei Jahren im Tierheim Heidenheim. Weil er so aggressiv ist muss er in einem abgetrennten Zwinger leben. Eine angemessene Erziehung wurde vom Vorbesitzer versäumt. Jetzt ist Tyson unvermittelbar. (Foto: SWR)
Kampfhund Tyson ist schon seit drei Jahren im Tierheim. Weil er so aggressiv ist, muss er in einem abgetrennten Zwinger leben. Eine angemessene Erziehung wurde vom Vorbesitzer versäumt. Jetzt ist Tyson unvermittelbar.

"Die Tierheime haben ein Problem. Wir laufen voll."

Große, unvermittelbare Hunde: Ein Problem für Tierheime landesweit

Das Problem voller Tierheime gibt es nicht nur in Heidenheim. Im ganzen Land zeichnet sich das selbe Bild ab, meint der Vorsitzende des Landestierschutzverbands, Stefan Hitzler. "70 bis 80 Prozent der Tierheime können keine großen Hunde mehr aufnehmen. Die Tierheime haben ein Problem. Wir laufen voll.“ Vor allem während der Corona-Pandemie hatten sich laut Hitzler viele Menschen einen Hund angeschafft. Viele der Hunde landeten dann im Tierheim, weil die Besitzer nicht mit ihnen umgehen konnten.

Ein großer, der auch lieb sein kann: Captain Nelson sucht ein neues Zuhause. Das Tierheim gibt den Hund der Rasse Cane Corso allerdings nur an Menschen ab, die auch wirklich für ihn sorgen können. (Foto: SWR)
Ein großer Hund, der auch lieb sein kann: Captain Nelson sucht ein neues Zuhause. Das Tierheim gibt den Hund der Rasse Cane Corso allerdings nur an Menschen ab, die auch wirklich für ihn sorgen können.

Hitzler für strengeren Hundeführerschein

Um das Problem zu lösen, fordert Stefan Hitzler eine genauere Vorab-Prüfung für Hundebesitzer, damit diese im Vorfeld lernen, wie mit dem Tier umgegangen werden muss. "Welche Rasse hat welche Ansprüche? Wie muss ich mich verhalten? Dieser Führerschein muss Sachkunde nachweisen und Sachkunde beibringen“, so Hitzler.

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