In einem Parkplatz ist eine kleine schwarze Kuppel eingebaut, die einen Sensor beeinhaltet. Er ist Teil der Smart City Strategie der Stadt Ulm. (Foto: SWR, Markus Bayha)

Nach fast fünf Jahren Projektlaufzeit

Smart City Ulm: Wie es der Stadt nutzt

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Markus Bayha
SWR Aktuell Autor Markus Bayha (Foto: SWR)

Die Stadt Ulm hat es im vergangenen Jahr zum ersten Mal in die Top 10 der "smartesten" Städte Deutschlands geschafft. Aber was genau bedeutet das eigentlich? Und was haben die Bürger davon?

Seit gut fünf Jahren verfolgt die Stadt Ulm ihre "Smart City Strategie". Und das anscheinend mit Erfolg. Sie steht mittlerweile auf Platz 9 der "smartesten" Städte Deutschlands. Aber was genau hat sich in diesen fünf Jahren getan? Eine Zwischenbilanz.

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Sozialer Brennpunkt Lederhof: So sollen Smart City Konzepte helfen

Der Lederhof in der Ulmer Innenstadt gilt als sozialer Brennpunkt. Dort gibt es immer wieder Vandalismus und Drogendelikte. Die Polizei führt dort mittlerweile regelmäßig Großkontrollen durch. Abhilfe schafften könnte auch eine von drei Smart City Lösungen, über die gerade nachgedacht wird.

Damit gemeint sind Lösungen für Probleme der Stadtentwicklung durch den Einsatz von Technologie. Am Lederhof könnte das zum Beispiel durch Überwachungskameras geschehen, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erkennen können, ob jemand angegriffen wird oder einen Schwächeanfall erleidet. Dann wird automatisch ein Sicherheitsdienst gerufen.

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Zerstörungswut in der Innenstadt Vandalen wüten am Lederhof in Ulm

In der Nacht auf Mittwoch haben Unbekannte auf dem Lederhof in Ulm gewütet: Die roten Sitzbänke sowie Fahrräder sind in der Blau gelandet, Ziegelsteine wurden zertrümmert.

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Smart City: Lösungen für die Stadt der Zukunft

Smart City Lösungen können aber auch Alltagssituationen erleichtern. In Ulm einen Parkplatz zu finden ist oft nicht einfach. Um die Suche zu erleichtern, gibt es eine Website. Diese zeigt an, wie viele Parkplätze in welchem Ulmer Parkhaus momentan belegt sind. Dafür sorgen kleine Sensoren, die direkt in den Parkplätzen verbaut sind. Sie sind nur ein Beispiel dafür, wie sich die Stadt durch digitale Lösungen im Zuge ihrer Smart City Strategie aufwerten will. Den Nutzen sollen die Bürgerinnen und Bürger haben.

Die vergangenen fünf Jahre war die Experimentier- und Planungsphase, sagt Uwe Brennenstuhl von der Abteilung Digitale Agenda der Stadt Ulm. In mehreren kleineren Projekten wurde geschaut, was technisch möglich ist und welche Maßnahmen sinnvoll sein könnten.

Das Ulmer Nest steht in einem Park.  (Foto: SWR)
Die Ulmer Nester waren eines des Projekte in der Experimentierphase. Sie bieten Obdachlosen während den kalten Jahreszeiten Schutz. Die verbauten Sensoren melden, wenn sie belegt sind. Sozialarbeiter können dann auf die Bedürftigen Menschen zugehen und Beratung anbieten. Bild in Detailansicht öffnen
Mehrere Sensoren hängen an einem Baum im Botanischen Garten in Ulm. (Foto: SWR)
Während der Experimentierphase wurden die sogenannten "Talking Trees" im Botanischen Garten in Ulm getestet. Die angebrachten Sensoren liefern Daten darüber, wie es dem Baum geht und was er braucht. Sie sollen jetzt auch an Bäumen in der Stadt angebracht werden. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Mann läuft im Regen über den Lederhof in Ulm. (Foto: SWR)
Der Ulmer Lederhof ist ein sozialer Brennpunkt. Hier werden aktuell drei Ideen erprobt, die den Ort sicherer machen sollen. Die Ideen sind Überwachung mit KI, eine smarte Sitzbank und intelligente Beleuchtung. Eines der Projekte wird dann umgesetzt. Bild in Detailansicht öffnen

Die Smart City Agenda wird noch bis 2026 vom Bundesministerium des Innern mit rund acht Millionen Euro gefördert. Die Stadt Ulm hat selbst noch vier Millionen Euro beigesteuert. Der Großteil dieses Geldes soll laut Brennenstuhl allerdings erst in den kommenden Jahren ausgegeben werden, wenn die einzelnen Projekte ausgebaut werden.

Wer durch die Stadt läuft muss allerdings schon sehr genau hinsehen um die sogenannte "Smart City" auch zu entdecken. Und der ein oder anderen könnte sogar das Gefühl bekommen: in den vergangenen fünf Jahren ist nicht viel passiert. Laut Uwe Brennenstuhl ist aber oft genau das gewollt. Viele der Projekte wie die Parksensoren seien so angelegt, dass sie sich unbemerkt in den Alltag integrieren. Die beste Digitalisierung sei die, die man erst vermisst wenn sie nicht mehr da ist, so seine Ansicht. Um die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen soll in Zukunft trotzdem mehr über zukünftige Projekte informiert werden.

Digitale Angebote für Bürgerinnen und Bürger

Insgesamt sollen bis 2026 zwölf Smart City Projekte umgesetzt werden. Dazu gehört zum Beispiel ein neues digitales Besucherleitsystem in der Ulmer Innenstadt. Rund 20 Touchdisplays liefern dann Informationen über Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten oder Einkaufsläden in der Innenstadt.

Aber auch das Parkhausmonitoring soll erweitert werden. Parkplätze mit E-Ladesäulen, Frauenparkplätze oder Behindertenparkplätze sollen ebenfalls mit Sensoren ausgestattet werden. So hat man dann immer einen Überblick darüber, in welchem Parkhaus es für die jeweilige Anforderung noch freie Parkplätze gibt.

Ein Auto steht in einem Parkhaus an einer E-Ladesäule. Im Boden ist ein Sensor verbaut, der misst ob der Parkplatz belegt ist. Er ist Teil der Smart City Projekte der Stadt Ulm. (Foto: SWR, Markus Bayha)
Durch die Sensoren soll man in Zukunft auch genau sehen können wie viele Behindertenparkplätze, Frauenparkplätze und Parkplätze für E-Autos noch frei sind. Sie sind eine Maßnahme der Smart City Strategie der Stadt Ulm.

Ulm liegt auf Platz 9 beim Smart City Index

Im deutschlandweiten Vergleich der "smarten" Städte landet Ulm auf Platz 9, also der Städte mit zusätzlichen digitalen Angeboten. Das sagt zumindest der Smart City Index, der jedes Jahr vom Branchenverband Bitkom herausgegeben wird.

Untersucht werden dabei alle deutschen Städte ab einer Einwohnerzahl von 100.000 Einwohnern. In Baden-Württemberg schneidet in dem Ranking nur Stuttgart besser ab. Die Landeshauptstadt steht auf Platz 8. In der Kategorie Energie und Umwelt liegt Ulm sogar auf Rang 5. Laut Bitkom hat sich die Stadt in fast allen Kategorien verbessert, besonders stark im Bereich der Verwaltung.

Das Bezahlen von Bußgeldern ist mittlerweile online möglich und die Online-Terminvergabe in den Ämtern wurde erweitert.

Smart City Förderung läuft noch bis 2026

Das Smart City Projekt der Stadt Ulm wird noch bis 2026 vom Bundesministerium des Innern gefördert. Bis zum Ablauf der Frist in gut drei Jahren müssen dann alle Smart City Projekte beendet sein. Die Verantwortlichen Projektpartner sind sich aber einig: Ulm befindet sich auf einem guten Weg zu einer "smarten" Stadt.

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