Auswirkungen auf Immungesundheit

Studie der Uni Ulm: Wie die Klimaerwärmung Erdmännchen schwächt

Stand
Autor/in
Catharina Straß
Catharina Straß

Erdmännchen in der südafrikanischen Kalahari leiden unter dem Klimawandel. Forschende der Universität Ulm haben herausgefunden, dass die Tiere häufiger erkranken und früher sterben.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Ulm haben Auswirkungen der Klimaerwärmung auf wildlebende Erdmännchen in der südafrikanischen Kalahari erforscht. Ergebnisse der Studie wurden jetzt vorgestellt. Demnach sind die Wildtiere nicht mehr so widerstandsfähig.

Mit ihrer Forschung ist es den Ulmer Wissenschaftlern nach eigenen Angaben gelungen, einen Zusammenhang zwischen Klimaveränderung und Darmgesundheit herzustellen.

Klimaerwärmung verändert Darmhaushalt von Wildtieren

Für ihre Forschung haben die Ulmer Biologinnen und Biologen Kotproben von Erdmännchen untersucht, die in der südafrikanischen Kalahari leben. Dort ist die Temperatur in den vergangenen zwanzig Jahren um mehr als zwei Grad gestiegen, das ist fünfmal schneller, als sonst auf der Welt.

Eine Gruppe Erdmännchen hat sich ei schattennahes Plätzchen gesucht.
Erdmännchen in der südafrikanischen Kalahari liefern Erkenntnisse über den Zusammenhang von Klimaerwärmung und Darmgesundheit.

Die Wissenschaftler untersuchten den Kot von 235 Mangusten aus diesem Zeitraum und fanden mehr krankmachende Bakterien, die unter anderem Tuberkulose verursachen. Gesundheitsfördernde Bakterien hingegen seien im Darm weniger geworden. Für die Forschenden ist klar: Die Klimaerwärmung verändert den Darmhaushalt von Wildtieren.

Ob ähnliche Zusammenhänge auch für Menschen gelten, ist nach Auskunft der Ulmer Wissenschaftler nicht abschließend geklärt. Zunächst sollen noch andere Wildtiere als Erdmännchen untersucht werden.

Erdmännchenrkranken schneller und sterben früher

Dominik Schmid ist Biologe an der Uni Ulm und mit einem Team vor Ort gewesen, um Erdmännchen zu untersuchen. Gemeinsam stellten sie fest, dass die Tiere schneller erkranken und früher sterben, als noch vor zwanzig Jahren.

"Was wir zeigen können, ist, dass die Veränderung der Darmzusammensetzung mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden ist."

Die veränderte Zusammensetzung der Darmbakterien schwäche das Immunsystem der Erdmännchen, heißt es. Dadurch seien sie anfälliger für Krankheiten wie Tuberkulose und würden bis zu zehnmal früher sterben. Das sei zudem eine Entwicklung, die sich über mehrere Erdmännchen-Generationen hinweg verstärkt habe.

Ein Erdmännchen wird inmitten der Kalahari von einem Forscher gewogen.
Ein Forscher aus Südafrika beim täglichen Check in der Kalahari: Seit 1993 untersuchen internationale Forscherteams dort Erdmännchen.

Tuberkulose breitet sich unter Erdmännchen aus

Manches ist besonders gefährlich für die Erdmännchen in der Kalahari. So breitet sich beispielsweise ein Tuberkulose-Erreger mit der veränderten Bakterienzusammensetzung im Darm der Kleinsäuger zunehmend aus.

Die Krankheit verläuft erst unbemerkt, bricht dann nach einigen Jahren aus und führt zum schnellen Tod der Tiere. Für die Forscher ist diese Entwicklung nach eigenen Angaben besorgniserregend.

Eine Gruppe Erdmännchen drängt sich dicht aneinander.
Sterben zu viele Mitglieder aus einer Erdmännchengruppe an Tuberkulose, schließen sich die übrigen häufig neuen Gruppen an.

Erdmännchen leben in sozialen Gruppen. Eine hohe Sterblichkeit bedeutet oft ein Auseinanderbrechen ihrer Kolonie. Sterben beispielsweise zu viele Tiere an Tuberkulose, schließen sich die überlebenden häufig neuen Gruppen an und schleppen dort möglicherweise die Krankheit ein.

Mehr zu Auswirkungen des Klimawandels

Medizin Klimawandel bringt tropische Krankheiten auch nach Deutschland

Wegen des Klimawandels können sich über Mücken und Zecken auch neue Krankheiten verbreiten. Müssen wir in Europa bald mit Malaria oder dem Chikungunya-Fieber rechnen?

Mögliche Folge des Klimawandels Umstrittene Studie: Kollaps des Golfstroms schon 2050

Der Golfstrom könnte bei anhaltenden Treibhausgasemissionen bereits Mitte des Jahrhunderts zusammenbrechen. Das behauptet eine neue Studie.

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.