Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Ulm haben Auswirkungen der Klimaerwärmung auf wildlebende Erdmännchen in der südafrikanischen Kalahari erforscht. Ergebnisse der Studie wurden jetzt vorgestellt. Demnach sind die Wildtiere nicht mehr so widerstandsfähig.
Mit ihrer Forschung ist es den Ulmer Wissenschaftlern nach eigenen Angaben gelungen, einen Zusammenhang zwischen Klimaveränderung und Darmgesundheit herzustellen.
Klimaerwärmung verändert Darmhaushalt von Wildtieren
Für ihre Forschung haben die Ulmer Biologinnen und Biologen Kotproben von Erdmännchen untersucht, die in der südafrikanischen Kalahari leben. Dort ist die Temperatur in den vergangenen zwanzig Jahren um mehr als zwei Grad gestiegen, das ist fünfmal schneller, als sonst auf der Welt.
Die Wissenschaftler untersuchten den Kot von 235 Mangusten aus diesem Zeitraum und fanden mehr krankmachende Bakterien, die unter anderem Tuberkulose verursachen. Gesundheitsfördernde Bakterien hingegen seien im Darm weniger geworden. Für die Forschenden ist klar: Die Klimaerwärmung verändert den Darmhaushalt von Wildtieren.
Ob ähnliche Zusammenhänge auch für Menschen gelten, ist nach Auskunft der Ulmer Wissenschaftler nicht abschließend geklärt. Zunächst sollen noch andere Wildtiere als Erdmännchen untersucht werden.
Erdmännchenrkranken schneller und sterben früher
Dominik Schmid ist Biologe an der Uni Ulm und mit einem Team vor Ort gewesen, um Erdmännchen zu untersuchen. Gemeinsam stellten sie fest, dass die Tiere schneller erkranken und früher sterben, als noch vor zwanzig Jahren.
Die veränderte Zusammensetzung der Darmbakterien schwäche das Immunsystem der Erdmännchen, heißt es. Dadurch seien sie anfälliger für Krankheiten wie Tuberkulose und würden bis zu zehnmal früher sterben. Das sei zudem eine Entwicklung, die sich über mehrere Erdmännchen-Generationen hinweg verstärkt habe.
Tuberkulose breitet sich unter Erdmännchen aus
Manches ist besonders gefährlich für die Erdmännchen in der Kalahari. So breitet sich beispielsweise ein Tuberkulose-Erreger mit der veränderten Bakterienzusammensetzung im Darm der Kleinsäuger zunehmend aus.
Die Krankheit verläuft erst unbemerkt, bricht dann nach einigen Jahren aus und führt zum schnellen Tod der Tiere. Für die Forscher ist diese Entwicklung nach eigenen Angaben besorgniserregend.
Erdmännchen leben in sozialen Gruppen. Eine hohe Sterblichkeit bedeutet oft ein Auseinanderbrechen ihrer Kolonie. Sterben beispielsweise zu viele Tiere an Tuberkulose, schließen sich die überlebenden häufig neuen Gruppen an und schleppen dort möglicherweise die Krankheit ein.