Flaschen bei der Befüllung: Der Kohlensäure-Mangel führt in vielen Brauereien zu Problemen. (Foto: IMAGO, IMAGO Westend61 (Symbolbild))

Hohe Energiepreise: Kohlendioxid-Herstellung gedrosselt

Rund um Ulm: Viele Brauereien kämpfen mit Kohlensäure-Engpass

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Christine Janke
SWR Aktuell Autorin Christine Janke (Foto: SWR)

Brauereien, unter anderem in Ichenhausen und Laupheim, haben derzeit Probleme, an Kohlendioxid für Kohlensäure zu kommen. Ein Ende des Engpasses sei nicht in Sicht, heißt es.

Die Brauerei Kronen-Bier in Ulm-Söflingen scheint derzeit eine Insel der Glückseligen zu sein, was den Füllstand des Kohlendioxid-Speichers angeht. Wie die Brauerei mitteilt, seien die Tanks gut gefüllt, der Verband Privater Brauereien Bayern habe bereits Mitte des Jahres dazu geraten, die Tanks zu füllen. Zudem beziehe man das Kohlendioxid von einem kleinen Hersteller vor Ort, so Inhaber Thomas Russ.

Bier- und Getränkeproduktion teils "Spitz auf Knopf"

Abseits dessen zeichnet sich allerdings ein anderes Bild: Die Kronenbrauerei in Laupheim (Kreis Biberach) klagt über Engpässe. Diese Woche bekomme man kein Kohlendioxid mehr geliefert. Man hoffe auf eine Lieferung in der kommenden Woche, der Tank sei am unteren Limit.

Bei der Brauerei Autenrieder in Ichenhausen im Kreis Günzburg ist es am Dienstagmorgen brenzlig geworden. "Mit so niedrigen Füllständen habe ich noch nie gearbeitet", so Braumeister Matthias Hieber, er ist seit 20 Jahren dabei. Am Morgen hätte es Spitz auf Knopf gestanden.

"Noch zwei Stunden Produktion, dann hätte ich abstellen müssen."

Dennoch bleibt der Braumeister gelassen. In der Getränkeproduktion habe man immer einen Puffer von mehreren Tagen.

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Wegen hoher Gaspreise Brauereien beklagen Engpässe bei Kohlensäure

Viele Brauereien in der Region Bodensee-Oberschwaben haben Probleme, Kohlensäure für Bier oder alkoholfreie Getränke herzustellen. Grund sind Lieferprobleme bei Kohlenstoffdioxid.

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Gold Ochsen stellt Kohlendioxid fürs Bier selbst her

Bei der größten Brauerei der Region, Gold Ochsen in Ulm, ist die Situation gemischt. Braumeister Stephan Verdi macht sich zumindest beim Bier keine Sorgen.

"Bei Bier haben wir eine eigene Kohlensäure-Rückgewinnungsanlage. Da sind wir autark solange wir Strom bekommen."

Beim Gärungsprozess des Bieres entsteht Kohlendioxid, erklärt der Braumeister - und das würde über eine Apparatur wieder als Kohlensäure dem Bier beigefügt. Allerdings genüge die Menge nur fürs Bier, nicht für die alkoholfreien Erfrischungsgetränke im Sortiment, so Stephan Verdi: "Unser Kohlensäure-Lieferant ist im Moment noch lieferfähig. Allerdings haben wir schon ein Schreiben bekommen, in dem angedeutet wird, dass es zu Engpässen kommen könnte." Man sei froh, einen zuverlässigen Lieferanten zu haben, vorsorglich suche man jedoch nach weiteren.

Hersteller haben Kohlendioxid-Produktion gesenkt

Wie ein Sprecher des Verbands Privater Brauereien Bayern mit Sitz in München auf SWR-Nachfrage mitteilt, liegt das Problem bei den Herstellern. Kohlendioxid falle als Nebenprodukt der Düngemittelproduktion an - und weil deren Hersteller wegen der hohen Energiepreise die Produktion gedrosselt haben, mangele es auch an Kohlendioxid. Der Verband berichtet von mehreren Brauereien, die zwar Bier hätten, dieses aber wegen des Mangels nicht mehr abfüllen könnten. Er rechnet damit, dass der Engpass noch anhalten wird.

Gas-Lieferant: Auswirkungen auf weitere Lebensmittel

Auch Stefan Widmann, Geschäftsführer des Gas-Lieferanten Widmann in Ulm-Elchingen, spürt in seinem Unternehmen den Engpass. Er spricht von einem europaweiten Problem. Zudem seien neben Brauereien auch andere Bereiche betroffen. So habe er erstmals auch Anfragen von Milchwerken, die kein Kohlendioxid mehr bekämen - diese benötigen es für die Schutzatmosphäre bei der Verpackung von Milch. Mit einer schnellen Entspannung der Situation rechnet er nicht.

Karlsruhe

Andernfalls droht Produktionsstopp Hatz-Moninger Brauerei Karlsruhe stellt bei der Bierproduktion von Gas auf Öl um

Wegen der Gaskrise und des Ukrainekrieges stellt die Karlsruher Brauerei Hatz-Moninger ihre Energieversorgung von Gas auf Öl um. Ansonsten droht im Herbst ein Produktionsstillstand.