Auf dem Alten Friedhof in Ulm sind Steinkreuze und Kreuze aus Marmor zerstört worden - und das zum zweiten Mal in diesem Jahr. Erst vor wenigen Wochen waren die historischen Grabmale repariert und wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückgebracht worden. Die Polizei ermittelt gegen Unbekannt.
Der Alte Friedhof in Ulm ist ein Park mitten in der Stadt. Die Anlage steht, zusammen mit den beiden angrenzenden Kirchen, unter Denkmalschutz. Dazu gehören auch 173 historische Grabstätten. Dass ausgerechnet sie nun wiederholt zum Ziel von Gewalt wurden, erschüttert Christian Giers, den Leiter der Grünflächen-Abteilung der Stadt Ulm und sein Team, zutiefst.

"Wir waren schon sehr betroffen", schildert er. "Wir hatten die Anlage selbst saniert, da steckt viel Arbeit dahinter." Jedes Kreuz stehe in Verbindung zu Persönlichkeiten, die dort früher bestattet wurden. Auch deswegen müsse man mit diesem Ort besonders sorgfältig umgehen.
Gegen die mutwillige Zerstörung könne man nicht viel machen. "Wir appellieren an die soziale Kontrolle, das heißt, wenn jemand etwas sieht oder hört, wäre es gut, die Polizei zu verständigen", meint Giers. Dies sei das einzige Mittel, das zur Verfügung stehe. Die Kreuze besonders zu schützen oder den Park teilweise zu sperren, sei für die Stadt keine Option.
Es ist traurig, es herrscht ein respektloser Umgang mit unseren Kulturgütern.
Vandalismus gebe es auch an anderen Orten in der Stadt, wie zum Beispiel in der Friedrichsau oder an der Donauwiese. Dennoch: An den denkmalgeschützten Grabsteinen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert "ist es besonders schmerzlich", sagt Giers. Die Haltung der Stadt ist klar: "Wir lassen uns nicht kaputtschlagen, sondern wir bauen es wieder auf und das werden wir auch in Zukunft so machen."
Steinmetz richtet die Kreuze auf Altem Friedhof erneut her
Und so wurde erneut der Ulmer Steinmetz Andreas Scherer beauftragt, die zerschlagenen Kreuze zu reparieren. Für ihn ist es ein ungewöhnlicher Auftrag und einer, der ihn entsetzt. Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr soll er historische Grabsteine wieder herrichten. Manche Schäden seien kaum zu beheben. Es sind diesselben Kreuze, die er schon einmal repariert hat.

Damit die Marmor- und Sandstein-Kreuze so brechen, bedürfe es heftiger Gewalt, etwa mit Metallstangen oder Baseball-Schlägern, so der Steinmetz. "Auf die Kreuze wurde massiv eingeschlagen, solange, bis sie abgebrochen sind. Die hatten wir dann verdübelt, wieder zusammengeklebt und jetzt sind sie noch kaputter und kaum noch zu retten. Schade um das schöne alte Kulturgut", sagt Scherer.
Der Steinmetz vermutet gar eine ganze Serie von Fällen. Auch auf anderen Friedhöfen in der Umgebung nimmt seiner Beobachtung nach der Vandalismus zu. Scherer hofft, dass er nicht bald weitere zerbrochene Grabkreuze in seiner Werkstatt liegen hat.
Alter Friedhof Ulm: Polizei ermittelt gegen Unbekannt
Wer hinter den Taten steckt, ist nicht bekannt. Die Polizei ermittelt. Und sie appelliert an die Bevölkerung, aufmerksam zu sein - damit weitere Fälle verhindert werden können. "Natürlich versuchen wir, im Rahmen unserer Möglichkeiten oder im Rahmen der Streife im Bereich des Alten Friedhofs zu schauen, ob irgendetwas auffällt", sagt Sven Vrancken, Sprecher der Polizei Ulm. "Aber dabei sind wir auch auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen."