Helmut Wittel ist Patient im Paul-Lechler-Krankenhaus in Tübingen. Der 83-Jährige kennt Therapiehund Lou schon von einer vorherigen Therapiestunde und wirkt bei der Begegnung im Aufenthaltsraum der Station gleich vertraut mit dem großen schwarzen Hund. Isabell Glasbrenner leitet den Austausch zwischen Mensch und Tier an.
Patient darf auch Kommandos geben
Bei den verschiedenen Übungen darf auch Helmut Wittel Kommandos geben wie "Lou sitz!" oder "Lou such!". Im Anschluss darf Lou ein Leckerli aus Wittel´s Hand schlecken. In ihrer Weiterbildung haben Isabell Glasbrenner und ihr Hund viele Methoden gelernt, den Patientinnen und Patienten zu helfen, das Selbstwertgefühl zu stärken oder auch motorische Fähigkeiten zu trainieren. Und tatsächlich, sagt Glasbrenner, der auf Station eher wortkarge, in sich gekehrte Patient, taut im Kontakt mit Lou sichtlich auf.
Therapie mit Hund auch bei Bettlägrigen möglich
Lou kann selbst bei Schwerkranken oder sterbenden bettlägrigen Patienten kleine Wunder wirken. Isabell Glasbrenner berichtet, dass sie Lou dann zum Beispiel an den Rücken oder Bauch des Patienten legt. Die Wärme und das Spüren des großen Hundekörpers würden dann oft beruhigend wirken. Viele der Patienten würden ihren Atem dem des Hundes angleichen und so zur Ruhe kommen oder Ängste mindern.
Beruf mit Tierarbeit verbunden
Der große schwarze Mischling Lou kam vor sieben Jahren als dreijähriger Rüde zu Isabell Glasbrenner. Die Krankenschwester träumte von jeher ihren Beruf mit Tierarbeit zu verbinden. Mit dieser Idee stiess sie bei ihrem Arbeitgeber auf offene Türen. Sie durfte die zweijährige Weiterbildung zur "Facharbeiterin in tiergestützter sozialer Arbeit" machen. Über Spenden finanziert, ebenso wie die Therapieeinheiten, die Isabell Glasbrenner mit Lou vor allem auf der Palliativ- und der Demenzstation anbietet.
Keine Angst vor Hunden
Die Therapie mit Hund ist natürlich nicht für alle Patientinnen und Patienten angezeigt oder geeignet. Berührungsängste oder gar Angst vor Hunden sollte man nicht haben. Auch eine Hundehaarallergie ist ein Ausschlusskriterium. Bei Wunden ist besondere Vorsicht geboten oder sind spezielle hygienische Regeln zu beachten - ansonsten hat der Hygieniker im Tübinger Paul-Lechler-Krankenhaus den Einsatz von Lou am und im Krankenhausbett erlaubt. Und bei Patienten, die Hunde mögen, vielleicht einen in der Familie haben oder früher mal hatten – da könnte ein Therapiehund weit mehr als nur eine nette Abwechslung im Krankenhausalltag sein.
Ermüdende Arbeit für Therapiehund
Für die Patienten kann Lou fast wie Medizin wirken. Für ihren Hund ist die Therapie richtig Arbeit, sagt Isabell Glasbrenner. Nach so einer Einheit will er unbedingt wieder Hund sein dürfen, wild und vielleicht auch ungestüm. Und dann muss er ausgiebig schlafen.