Man sieht zwei Stapel mit Münzen. Auf dem einen Stapel steht ein kleines Spielzeug-Männchen. Auf dem anderen Stapel eine Frau. Der Stapel der Frau ist deutlich niedriger als der von dem Mann. Das soll den Gender Pay Gap zeigen. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, empics | Joe Giddens)

Neue Studie der Uni Tübingen

Warum Frauen in Spitzenjobs weniger Geld bekommen als Männer

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Leon Spachmann
Leon Spachmann ist Reporter beim SWR im Studio Tübingen für Social Media, Online und Hörfunk. (Foto: SWR, Jochen Krumpe)

Eine Frau im Vorstand - das gibt es immer öfter. Im Schnitt verdient sie jährlich aber eine Million Euro weniger als ihre männlichen Kollegen. Das ergab eine neue Tübinger Studie.

Eine Frau im Vorstand eines europäischen Top-Unternehmens verdient durchschnittlich rund 1,2 Millionen Euro weniger im Jahr als ein Mann. Das zeigt eine Studie, bei der die Universität Tübingen mitgewirkt hat. Untersucht wurden dabei 84 große Unternehmen, darunter auch 16 deutsche.

Wahrnehmung der Berufe beeinflusst Bezahlung

Das Forscherteam kommt aus Tübingen, dem nordrhein-westfälischen Paderborn und Ostwestfalen-Lippe. Es hat herausgefunden, dass die Bezahlung auch davon abhängt, ob das Arbeitsgebiet als "typisch männlich" oder eher "typisch weiblich" wahrgenommen wird. Eher "weiblich" wird laut Studie zum Beispiel die Unternehmenskommunikation gesehen, eher "männlich" die IT. Das wurde über eine Befragung ermittelt.

Frauen stehen vergleichsweise häufig Ressorts vor, die als 'eher weiblich' wahrgenommen werden und die im Durchschnitt weniger gut bezahlt sind.

Man sieht eine Frau, die in die Kamera schaut und lächelt. Ihr Name ist Kerstin Pull. Sie ist Professorin am Lehrstuhl für Personal und Organisation der Universität Tübingen. (Foto: Christoph Jäckle / Universität Tübingen)
Kerstin Pull ist Professorin am Lehrstuhl für Personal und Organisation der Universität Tübingen. Sie ist eine von vier Forscherinnen und Forschern, die die Studie verfasst haben.

Studie: Geschlechterstereotype hängen mit Gehalt zusammen

Die Forscher und Forscherinnen sagen: Je mehr ein Job im Vorstand als "typisch männlich" gilt, desto mehr Geld gibt es dafür. Aber auch nur, wenn Männer im Vorstand sind. Denn selbst wenn Frauen typische Männer-Ressorts leiten, verdienen sie nicht besser. Sie werden nicht als passende Wahl angesehen. Das überrascht die Forschenden, weil eigentlich händeringend Frauen für Vorstandspositionen gesucht werden.

Frauen sind nicht weniger qualifiziert als Männer

Laut der neuen Studie sind Frauen und Männer in Vorständen der erfolgreichsten Unternehmen gleich gut ausgebildet. Das ergab eine Auswertung von LinkedIn-Profilen und Jahresberichten der Firmen. An der Qualifikation liege es demnach nicht, dass Frauen weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Die Autoren und Autorinnen der Studie empfehlen daher, die Bezahlung zwischen den Ressorts und den Vorständen anzugleichen.

Alle Konzerne haben sich Chancengleichheit auf die Fahnen geschrieben. Dass Geschlechterstereotype die Bezahlung so deutlich beeinflussen, wird bislang übersehen.

Gleiche Arbeit, gleiche Leistung - und trotzdem verdienen Frauen immer noch weniger als Männer. Den sogenannten "Gender Pay Gap" findet man nicht nur bei Vorständen, sondern auch bei Menschen mit durchschnittlichem Einkommen. Baden-Württemberg steht besonders schlecht da.

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