Prozess am Landgericht Tübingen

Schwerer Fall von Zwangsprostitution: Ehefrau belastet Ehemann

Stand

Von Autor/in Sarah Beschorner

Ein Mann aus Reutlingen soll ein Mädchen zum Sex gegen Geld mit anderen Männern gezwungen haben. Im Prozess schweigt er zu den Vorwürfen. Aber seine mitangeklagte Frau sagt aus.

Das Tübinger Landgericht verhandelt einen schweren Fall von Zwangsprostitution. Das Opfer: ein 15-jähriges Mädchen. Der Hauptangeklagte, ein 41-jähriger Mann aus Reutlingen, schweigt. Seine Frau ist wegen Beihilfe angeklagt.

Der Angeklagte, der in Hand- und Fußfesseln in den Gerichtssaal geführt wurde, hat gleich zu Beginn der Verhandlung über seinen Verteidiger klar gemacht: Er sagt weder zu sich als Person, noch zur Sache aus. Der Mann in T-Shirt und Jeans wirkte verschlossen und abweisend. Die Vorwürfe gegen ihn wiegen schwer.

Staatsanwaltschaft Tübingen: Liste an Tatvorwürfen

Die Staatsanwaltschaft brauchte fast 20 Minuten, um die Tatvorwürfe zu verlesen. Demnach soll der Angeklagte ab 2020 ein damals 15-jähriges Mädchen dazu veranlasst haben, sich zu prostituieren. Die Kunden konnten über ein Online-Portal Sex gegen Geld mit dem Mädchen bekommen. Der Angeklagte aus Reutlingen soll die Einkünfte, mehrere 1.000 Euro pro Monat, eingesteckt haben.

Auch Ehefrau hat sich prostituiert

Seine mitangeklagte 38-jährige Frau hat sich ebenfalls prostituiert. Sie hat am ersten Verhandlungstag ausführlich ausgesagt und ihren Mann schwer belastet. Sie sei ihm hörig gewesen und hätte auch nur getan, was er gewollt hat. Er habe sie psychisch unter Druck gesetzt. Zu der 15-Jährigen habe die Angeklagte kaum persönlichen Kontakt gehabt.

Kokain soll auch im Spiel gewesen sein

Das Mädchen ist die Tochter einer Ex-Freundin des Mannes. Um das Mädchen gefügig zu machen, soll der Angeklagte seit 2020 psychischen Druck und körperliche Gewalt gegen sie angewendet und ihr auch den Konsum von Kokain ermöglicht haben.

Staatsanwaltschaft: Vergewaltigung und Betrug

Dem Mann wird außerdem vorgeworfen, das Mädchen neunmal vergewaltigt zu haben. Dem 41-Jährigen werden darüber hinaus diverse Betrügereien vorgeworfen. So soll er sich als Psychologe ausgegeben haben. In dieser Rolle hat er laut Anklageschrift Beratungen gegeben und sich dafür bezahlen lassen. Die Firma, die er dafür gegründet hat, soll der Angeklagte auch dazu benutzt haben, Geld aus der Prostitution zu waschen. Außerdem habe er mehrmals gefälschte Uhren der Marke Rolex verkauft.

Für den Prozess sind zehn Verhandlungstage angesetzt. Auch ein Sachverständiger nimmt am Verfahren teil. Das Opfer, das mittlerweile 19 Jahre alt ist, wird auch aussagen.

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